Michaela Schulze ist seit 2000 mit ihrer Zahnarztpraxis im alten Gymnasium. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie ihrem Kollegen, dem Orthopäden Christian Knopp, aushilft. Da der Aufzug noch nicht eingebaut ist, gibt es mit Trage oder Rollstuhl eigentlich keinen Weg zum Orthopäden im ersten Stock.
Die Zahnarztpraxis liegt in derselben Etage, hat aber zum Friedhof hin eine Außenrampe. Über die lässt Michaela Schulze ihre Patienten bringen, die nicht selbst gehen können. Jetzt kommen hier einige Male pro Woche Patienten für die Praxis Knopp durch. Sie müssen durch eines der Behandlungszimmer der Zahnärztin, dann durch die Praxis und den Flur entlang in die gegenüberliegende orthopädische Praxis.
„Ich mache das gern für meinen Kollegen“, sagt Schulze. Allerdings ist sie nicht zufrieden mit dem Verhalten der Stadt, der das Haus gehört. Zum einen sollte der Aufzug längst eingebaut sein. Jetzt wird es nach Auskunft des städtischen Bauamtes wahrscheinlich Ende Mai, bis der Aufzug geliefert wird. Seit Mitte Oktober wird in dem Haus umgebaut. Die Stadt hat die Räume, die der Orthopäde im Januar bezogen hat, umfassend renoviert. Lärm und Dreck machen den bisherigen Mietern zu schaffen.
Gerhard Ankenbrand, der Inhaber des Möbelhauses Gutes Wohnen, hat einiges an Lärmbelästigung eingesteckt. Im Oktober habe er in seinem Büro zeitweise nicht mehr telefonieren können. Manches Kundengespräch musste er unterbrechen, weil man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Auch konnte der Eingang vom Flur zum Möbelhaus zeitweise nicht genutzt werden. Zum Glück gibt es einen zweiten Eingang, wenn man vom Marktplatz zum Gebäude hoch geht.
Beide bisherigen Mieter sind in Verhandlungen mit der Stadt, um für die lärm- und staubintensive Zeit eine Mietminderung zu bekommen. Die Stadt zeige sich wenig kulant, sagt Schulze. Deswegen habe sie einen Anwalt genommen.
Auch herrsche bei vielen Brückenauern Verwunderung darüber, dass die Stadt als Vermieter die Sanierung der Räume für die orthopädische Praxis bezahlt. Ob da mit zweierlei Maß gemessen werde, fragt sich auch Michaela Schulze, die die Renovierung ihrer Räume 1999/2000 selbst bezahlt hatte.
Rund 330 000 Euro investiert die Stadt in die Sanierung, erklärt Kämmerer Leo Romeis auf Nachfrage der Main-Post. Davon sind rund 75 000 Euro für den Einbau des Aufzugs. Rund 35 000 Euro kostet der hydraulische Aufzug, 20 000 Euro kosten die Maurer- und Gründungsarbeiten am Schacht. Die restlichen etwa 20 000 Euro seien für Verkabelung und Elektroarbeiten notwendig.
Die rund 255 000 Euro teuren Sanierungsarbeiten in den Räumen umfassen Boden, Decken, Heizung, Türen, Wände und Fenster. Es sei eine komplette Sanierung, sagt Romeis. Die ging zwar auf Kosten der Stadt. Dem werde aber über die Miete entsprechend Rechnung getragen: „Das Ganze ist betriebswirtschaftlich gerechnet.“