„Wir wollen den Friedwald nicht kopieren“, sagt Arno Büttner vom Ordnungsamt der Stadt, zu dem auch das Friedhofsamt gehört. Der Name Friedwald (offiziell „FriedWald“) ist ohnehin geschützt, und die Ruhestätten befinden sich tatsächlich in eigens ausgewiesenen Wäldern. Ein weiterer Unterschied: Die Friedwälder werden von einer GmbH betrieben.
„Wir haben keinen kommerziellen Hintergrund“, sagt Büttner. Ein Interesse der Stadt daran, dass die Leute für naturnahe Bestattungen nicht – gewissermaßen posthum – abwandern, verhehlt der Leiter des Ordnungsamts aber nicht. „Wir sehen da klare Vorteile“, wirbt Büttner für eine naturnahe Bestattung in Bad Neustadt. „Wir sind überzeugt davon, dass das im Sinne der Bürger ist.“ Und Büttners Hauptargument ist nicht von der Hand zu weisen: Die Friedwälder, von denen es in Deutschland inzwischen 26 gibt, sind mehr oder weniger weit weg, spontane Besuche an der Grabstätte sind Angehörigen oft nicht möglich. Von Bad Neustadt aus gesehen liegen die nächsten Friedwälder im Spessart und bei Kitzingen.
Keine Bepflanzung
Die Idee der Baumbestattung ist noch relativ jung, weiß Büttner. Deren Anteil an Bestattungen in Deutschland insgesamt lag im Jahr 2007 laut Schätzungen bei 2,5 Prozent. In Bad Neustadt wird diese Form seit Herbst 2007 angeboten. Die Bereiche dafür liegen in Bad Neustadt auf den Friedhöfen in der Gartenstadt und in Brendlorenzen.
Doch die Ruhestätten unterscheiden sich sehr von den üblichen Erdgräbern. So gibt es keine Bepflanzung und keinen Grabstein. Die Asche eines Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren Urne im Wurzelbereich der Bäume in der Erde beigesetzt. Blumenschmuck und Kerzen können aber auf einem Findling daneben abgelegt werden.
Naturnahe Bestattungen sind deutlich billiger als Erd-, aber auch herkömmliche Urnenbestattungen. Eine einmalige Gebühr von 400 Euro verlangt das Bad Neustädter Friedhofsamt. „Das ist für eine gewisse Ewigkeit“, so Büttner. Denn nachbelegt werden die naturnahen Urnengräber nicht. Noch weniger (260 Euro) kosten nur anonyme Beisetzungen, die in der Gartenstadt möglich sind. Ein Platz in der Urnenwand in Herschfeld kostet 900 Euro für zehn Jahre. Erdbestattungen sind freilich noch teurer.
Innerhalb eines Jahres gab es nach Angaben Büttners 14 naturnahe Bestattungen in der Kreisstadt. Das Angebot steht nicht nur Bad Neustädtern, sondern auch Bürgern anderer Gemeinden offen.
Jeder Mensch hat einen Namen
Für Pfarrer Udo Molinari ist die naturnahe Form der Bestattung ein „würdiger Umgang“ mit den Verstorbenen. „Ich kann mich mit dem Gedanken anfreunden. Der Baum ist ein Symbol der Geborgenheit“, sagt der evangelische Geistliche. Graue Urnenwände hingegen gefielen ihm nicht, so Molinari.
Der katholische Stadtpfarrer Bernold Rauch stört sich an der Bezeichnung „naturnah“. „Das klingt exklusiv. Eine normale Erdbestattung ist doch auch naturnah“, findet der Dekan. Mit Baumbestattungen hat aber auch er kein Problem, solange das Grab „einen Namen und ein christliches Zeichen“ trägt. Doch genau das ist in Bad Neustadt nicht möglich – aus Patentschutzgründen.
Stichwort
Urnenbestattung In Deutschland müssen Urnen auf einem Friedhof oder einem vergleichbaren Gelände (Friedwald) beigesetzt werden. Etwas zwangloser geht es bei den Nachbarn in Frankreich und Österreich zu: Dort kann man die Asche von Verstorbenen auch im Garten vergraben. In der Schweiz gibt es so gut wie keine Bestimmungen zum Umgang mit Asche und Urnen.