Von der Apotheke bis zur Waschküche, von der Schule bis zur Wirtschaft und vom Wohn- übers Schlaf- bis zum Kinderzimmer: Die Puppenhäuser und Kaufläden bei Susanne und Reiner Spiegel in Zeilitzheim bilden einen Querschnitt von öffentlichen und persönlichen Lebensräumen der Geschichte und Gegenwart ab. Mit viel Geduld und vor allem Kreativität haben sie in den letzten zehn Jahren ein Imperium an Miniaturhäusern, -küchen und -Läden aufgebaut, das in seiner Gesamtheit durch die Liebe zum Detail besticht.
Ihren Anfang fand die Sammelleidenschaft mit zwei Erbstücken von Susanne Spiegels Oma. Die beiden Puppenhäuser sind schon über 100 Jahre alt und wurden über Generationen vererbt. Als sie beide Stücke wieder herrichtete, sah sie auf dem Flohmarkt einen kleinen Kaufladen, der ihr schon auf den ersten Blick so gut gefiel, dass sie ihn gleich kaufen musste, erzählt sie.
So setzte sich die Sammlung fort, auf Flohmärkten oder im Internet erstand sie weitere kleinere und größere Teile, wie beispielsweise neue Figuren und Einrichtungsgegenstände, aber auch Gehäuse, teilweise sogar ohne Inhalt. Deren Zustand war zum Teil auch nicht mehr der beste. Ab diesem Zeitpunkt kam dann ihr Mann Reiner ins Spiel. Mit viel handwerklichem Geschick restaurierte er so manches antiquiertes Haus und brachte sich auch in anderer Weise, wie beim Herrichten der Räumlichkeiten für die Ausstellung und vielem mehr, maßgeblich ein. Und so ist es ein gemeinsames Hobby, das „alleine überhaupt nicht machbar wäre“, wie Susanne Spiegel betont.
Früher, so erzählen die beiden, hätten die Kinder zu Weihnachten die Puppenküchen und Kaufläden bekommen. Es durfte aber nur über die Feiertage und teilweise nur unter Aufsicht damit gespielt werden, ehe es wieder weggenommen wurde. Denn es musste ja auch im nächsten Jahr wieder etwas geschenkt werden. So wurden die Häuser Jahr um Jahr um neue Einrichtungsstücke erweitert. „Es sollte damals eine Vorbereitung aufs spätere Leben sein, die Mädchen machten sich mit den Puppenküchen spielerisch mit der Hausarbeit und die Jungen mit den Kaufläden mit dem Geschäftsleben vertraut“, so Susanne und Reiner Spiegel.
„Genauso war's damals!“, sagen besonders ältere Leute, wenn sie sich die Sammlung anschauen. Beispielsweise ist ein Kaufladen zu sehen, in dem wie früher die Lebensmittel lose in verschiedenen Schubfächern lagerten und dann je nach benötigter Menge herausgenommen werden konnten. Ebenso wird in einem anderen Geschäft mit original Essensmarken aus der Nachkriegszeit bezahlt. Groß ist also der Anspruch der beiden an sich selbst, nicht nur die Häuser äußerlich schön zu gestalten, sondern auch wahre Begebenheiten der Vergangenheit abzubilden.
Über 100 Häuser haben die Spiegels mittlerweile hergerichtet und aufgestellt. Sehenswürdig ist dabei besonders ein Stück, dessen Äußeres ein Gehäuse eines Fernsehers aus den 60er Jahren darstellt, oder eine Nähmaschinenhaube, die als die vier Wände eines Nähladens fungiert.
Die beiden nehmen mit ihren besten Puppenhäusern und Kaufläden auch an Ausstellungen teil. Zuletzt in Gerolzhofen, Coburg und Schweinfurt. Und die beiden haben noch mehr Ideen und einige Stücke zur Restauration „in der Warteschlange“. Nachdem die Teilnehmer der Kaffeestunde in Zeilitzheim bereits eine Führung durch die vielen Reihen von Puppenhäusern bekamen, haben Interessierte weiterhin die Möglichkeit, in die Miniaturwelt einzutauchen.
Kontakt: Tel. (0 93 81) 13 01