Es weht ein ziemlich frisches, nasses Lüftchen, am „Rainbow Camp“, der ehemaligen Disco Richtung Stadtlauringen. „Ich dachte, bei uns an der Küste ist das so“, sagt einer der Biker-Kumpels vom MC Rainbow aus Freren, dem niedersächsischen Partnerclub des „Rainbow MC Stadtlauringen“, der an diesem Wochenende 35. Geburtstag feiert. Und außerdem am Samstag zum 13. Viertelmeilen-Mofarennen ans Clubhaus eingeladen hat.
Die Emsländer Namensvettern (Motto: „Gib Gas! Gib Gas! Gib Vollgas!“) hat man mal bei einem Motorradtreffen kennengelernt. An der Lauer waren der Name und das coole Emblem, der Regenbogen in der Faust, von Richie Blackmores Kultrockband „Rainbow“ inspiriert. Angesichts des wechselhaften Nordseewetters hilft nur fleißig Gurgeln mit Gerstensaft, während die Teilnehmer vorfahren: In diesem Jahr zählt Rennleiter Jürgen Burgstett nur sieben Mann, die bereit sind für die längsten und härtesten 400 Meter des Landkreises.
Die Aufgabe: Einmal den Radweg hinter zur alten Kläranlage (in der letztes Jahr beinahe mal einer sein Mofa versenkt hätte) und wieder zurück knattern. Moderator Christian Stettner fordert erstmal zur Schweigeminute auf. Auch wenns bei diesem Spaß-Rennen bislang nur leichte Blessuren gab: draußen, auf den Großmaschinen, fährt sich's gefährlich. Das Totengedenken gilt einem zwanzig Jahre jungen Bikerkumpel, der letzte Woche tragisch verunglückt ist.
Ansonsten soll das Rennen eine Erinnerung an öldampfende Zeiten sein, als das tuckernde Pedal-Mofa oder Mokick, nicht der klobige Roller, noch zur Grundausstattung eines Heranwachsenden auf dem Land gehört hat - als Vorbilder gab es Mofa-Rennen in Euerdorf oder Speinshart. Beinhart wie'n Rocker sitzen sie nun im Sattel ihrer 50-er: Der junge Hofheimer aufs seiner Hercules, der sich tollkühn ein Bayern-Shirt angezogen hat, mitten in Franken.
An Mad Max erinnert Vorjahressieger Michael Müller, vom Stall „Mümi Tuning“ aus Wettringen, sowohl sein orangefarbener Irokesen-Helm als auch das komplett zur Wettkampfmaschine umgeschraubte Zweirad: „Man merkt deutlich, dass es mal ein Mofa war“, sagt der Moderator – mit 25 oder 50 km/h juckeln hier die wenigsten durch die Gegend.
„Red Arrow“ David Schmelz aus Thüngen ist mit Papa Josef da, letzterer fährt ein blau blinkendes Polizeimofa. „Der Hoz“ schaut in Kluft einfach nur cool aus. Ein schönes altes Puch-Rennmofa lässt sich ebenfalls sehen.
Lukas Leicht aus Hofheim ist mit Zündapp und Freundin da, die zwischendurch die Startfahne schwenkt, stilecht mit Ohrenschützern, bevor Boxenluder Silke Schröder an den Start geht. Zwischendurch braust auch noch ein Rollerfahrer eine Ehrenrunde. 22 Rennen werden gefahren, im Duell – schnell trennt sich der Spreu vom Weizen. Einige haben ordentlich am Tacho geschraubt.
Fast schon was von Stars Wars hat das Duell Vater gegen Sohn, unschlagbarer Roter Pfeil gegen das gemächlich dahinzuckelnde, blinkende Polizeimofa.
Am Verkehrshütchen, neben der Kläranlage, gibt es packende Wendemanöver. Das Publikum ist (ob zahlreicher anderer Veranstaltungen in der Gegend) eher überschaubar, aber dankbar.
Bei der Siegerehrung taucht auch Clubpräsident Bernhard Hub auf, um eine kleine Rede zu halten. „Du bist ja kein Freund großer Worte“, sagt Moderator Christian Stettner. „Richtig“, sagt der Chef.
Am Ende steht erneut Michael Müller auf dem (imaginären Siegerpodest), der vor lauter Freude über den Gesamt-Sieg erstmal den Reifen hat brennen lassen, nach sechs Rennerfolgen an diesem Tag. Gefolgt von Fünffach-Sieger Lukas Leicht. Pokal Nr. 3 geht an David Schmelz, mit vier Rennsiegen. Dann knallen die Korken, zur Sektdusche der Sieger, bevor's zum gemütlichen Teil des Abends übergeht, mit der Band Basic Beats.
Am Ende leuchtet sogar noch ein großer Regenbogen über dem Lauertal.