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1840 stand Glashütte in voller Blüte

Gerolzhofen

1840 stand Glashütte in voller Blüte

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    Und was die Gäste dort anschaulich und im spannenden Tonfall erzählt bekamen, war mehr als die Geschichte eines kleinen Dorfes im Steigerwald. Wie von einem Rektor eigentlich auch nicht anders zu erwarten, war der Vortrag didaktisch interessant gegliedert: Henfling begab sich als Erzähler mit seinen Zuhörern auf die Reise durch die Zeitläufte. Er schilderte, wie es zu dem Geburtstag des Dorfes kam.

    "Anscheinend hat man in Neuschleichach zum Beheizen der Glasöfen zu viel Holz verbraucht, denn der Fürstbischof beschloss, zum 1. Januar 1706 die Glasherstellung in die neu erbaute Glashütte in den Wald bei Karbach zu verlegen." Die erste Glashütte habe dort gestanden, wo heute die Schule zu finden sei - und auch in die heutige Kaserne habe die Hütte hinein geragt.

    Henfling vergaß an dieser Stelle auch nicht Werner Loibl zu erwähnen, der in jahrelanger Forschungsarbeit Daten zur Glashütte Schleichach in den Archiven aufgespürt und in mehreren hundert Seiten Buch aufgeschrieben hat. "Dieses Buch darf man sich als geschichtsbewusster Gloshütter oder Ex-Gloshütter nicht entgehen lassen", auch wenn es aufgrund von fehlenden Finanzmitteln noch nicht erscheinen konnte. "Wir sind aber zuversichtlich, das nötige Geld für den Druck zusammen zu bekommen."

    Das liebe Geld war auch in der Vergangenheit der Glashütte immer wieder Thema. So ging die Hütte 1826 aufgrund eines hohen Schuldenstandes Konkurs und wurde zum Verkauf angeboten. 1828 hatte sie dann der bayerische Staat übernommen. "Von 1830 bis 1840 stand die Fabrik in höchster Blüte. Mit 140 beschäftigten Arbeitern war die der größte Arbeitgeber im Steigerwald."

    Doch schon hundert Jahre zuvor hatte sich die Hütte weit über die Region hinaus einen Namen gemacht, und zwar mit der Herstellung von Mondglas. Wie dieses besondere Glas geblasen wurde, erklärte an diesem Abend Susanne Lillich-Tummeley. In diese Zeit fiel auch ein Pächterwechsel. Kein geringerer als der bekannte Baumeister Balthasar Neumann war es damals, der die Hütte übernahm. Und aus dem Mund von Georg Pelikan erfuhren die Zuhörer, welchen Weg die Fabrik in dieser Zeit nahm.

    Schon zu dieser Zeit bestand wohl eine Verbindung zu Weibersbrunn im Spessart. Dieses Dorf feiert wie Fabrikschleichach in diesem Jahr seinen 300. Geburtstag. "Wir werden auch Gloshütter genannt", sagte Bürgermeister Herbert Rüppel, der mit einer Delegation in den Steigerwald gekommen war.

    Das Geschäft mit dem Glas lief schlechter und schlechter. "Im April 1866 erfolgte nach 160 Jahren die endgültige Einstellung der Glasproduktion", sagte Gottfried Henfling, der im zweiten Teil des Vortrages auf die Dorfgeschichte zwischen 1869 und 2006 einging. "Damit Ihnen nicht zu langweilig wird, werden wir unsere Vorträge mit Bildern, Anekdoten und Erlebnissen würzen." So war auch die Langeweile das einzige, was an diesem Abend fehlte.

    Die Glashütte habe schließen müssen, doch das Leben sei weitergegangen. Von der Glashütte ging es den Spuren der Geschichte folgend in die Kirche und zu den Pfarrern und Kaplänen, die in Fabrikschleichach gewirkt hatten. Mit Michael Faulhaber war auch einer darunter, der nicht nur hohes Ansehen bei seinen "Pfarrkindern" genossen habe, sondern auch später zum Kardinal erhoben wurde. Der letzte Kaplan habe 1949 Fabrikschleichach verlassen. "Die Kuratie wird seitdem vom Pfarrer aus Untersteinbach betreut."

    Auch über das Dorfgeschehen erfuhren die Besucher so einiges. Neben dem Radfahrverein gab es auch Geschichte und Geschichten zum Gesangsverein Liederkranz, von dem eine Tonbandaufnahme aus dem Jahre 1967 zu hören war.

    In einem imaginären Dorfrundgang begleitete Gottfried Henfling seine Zuhörer durch das Dorf. Auch das Forstamt rückte in den Blick, das seit 1983 Ökologische Station der Universität Würzburg sowie zudem "ein Schmuckstück in unserem kleinen Steigerwalddörfchen" sei.

    Den Abriss über die Dorfgeschichte reicherte Gottfried Henfling noch mit einigen Jahreszahlen an, die wichtige Ereignisse im Dorfleben markieren: Wie beispielsweise die Eingemeindung nach Rauhenebrach (1972), die Ortskanalisation im Jahre 1980, den Anschluss an die Zentralkläranlage 1989, die Einweihung der renovierten Kirche 1995 oder den Gewinn der Silbermedaille auf der Landesebene im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden."

    Doch "unser Dorf ist nicht nur schöner geworden, sondern es ist lebenswerter geworden", meinte Henfling abschließend, "viele junge Leute sind im Dorf geblieben, haben sich in den letzten Jahren hier angesiedelt."

    Nicht nur Bürgermeister Oskar Ebert freute sich am Ende des Abends über die interessanten Einblicke in die Fabrikschleichacher Vergangenheit und damit in die Geschichte des jüngsten Gemeindeteils. Gottfried Henfling und seiner Mannschaft zollte er große Anerkennung für die geleistete Arbeit. "Wir freuen uns schon alle auf das historische Dorffest im Sommer."

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