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HAMBACH: 2.0-Ritt übers Sterne-Gelände

HAMBACH

2.0-Ritt übers Sterne-Gelände

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    Im Wassergraben: Nach dem anstrengenden Training lässt Lindenhof-Besitzer Gerold Ort sein Pferd “Highlight“ gerne im großen neuen Wassergraben auslaufen.
    Im Wassergraben: Nach dem anstrengenden Training lässt Lindenhof-Besitzer Gerold Ort sein Pferd “Highlight“ gerne im großen neuen Wassergraben auslaufen.

    High-Tech gehört zum Pferdesport am Lindenhof bei Hambach dazu: Mit satellitengestütztem GPS und großem Aufwand rüstet sich der Verein „Pferdefreunde Lindenhof Hambach“ für das Nationale und Internationale Vielseitigkeitsturnier vom 15. bis 17. August. In- und ausländische Weltklasse-Reiter werden auch auf der anspruchsvollen 2-Sterne-Geländestrecke wetteifern, der einzigen in ganz Nordbayern.

    In die „Sterne-Liga“ des Vielseitigkeitsreitens war der zwölf Jahre alte Verein im vergangenen Sommer aufgestiegen. Erstmals hatte er in der Königsdisziplin des Reitens aus Dressur, Springen und Geländeritt ein Turnier auf der neu angelegten 2-Sterne-Strecke ausgerichtet.

    Die Reiterprominenz aus sieben Nationen, unter ihnen Europa- und Weltmeister Michael Jung, war sich einig, dass die Hambacher ihre Feuertaufe bestanden haben. Der Lindenhof ist mittlerweile zum Vielseitigkeits-Stützpunkt in Nordbayern geworden. Insgesamt gibt es in Bayern nur drei 2-Sterne-Strecken.

    Schon im letzten August sorgten Lindenhof-Besitzer Gerald Ort und der veranstaltende Verein mit seinen 120 Mitgliedern dafür, dass künftige Turniere mit etwas weniger Zeit- und Arbeitsaufwand bewältigt werden können. In Orts neuem Steyr-Schlepper für seine Landwirtschaft ist ein GPS (Global Positioning System) installiert. Mit dem Traktor wurde die labyrinthisch angelegte und bestens präparierte 3,4 Kilometer lange 2-Sterne-Route zwischen Hof und Dorf abgefahren, per GPS im Bord-Computer einprogrammiert und gespeichert.

    Bis auf zwei Zentimeter genau

    In der Vorbereitung zum diesjährigen Turnier ließen Vereinsvorsitzender Ort und sein Sohn David, ebenfalls Landwirt und Pferdewirtschaftsmeister, den Schlepper via Satellit die letztjährige Strecke im Wiesen- und Feldgelände wiederfinden. „Bis auf zwei Zentimeter genau“, weiß der Junior.

    Er demonstriert am Display auf dem Traktor, wie dieser via GPS seine einprogrammierte Spur erkennt. Das GPS-Programm greift dabei direkt auf die Lenkung des Schleppers ein: Das Fahrzeug fährt alleine, der Fahrer reguliert nur noch das Tempo.

    „Gerade bei der Feldarbeit ist die Genauigkeit ein großer Vorteil“, erläutert David Ort. Beispielsweise beim Gruppern, also Auflockern des Bodens, überlappen sich die Maschinenspuren auf dem Acker nicht mehr. Das spart Zeit, Personal und Diesel. „Wir haben dadurch eine viel höhere Schlagkraft“, sagt Vater Gerold. Er hatte den landwirtschaftlichen Betrieb vor 20 Jahren aus Hambach ausgesiedelt und eine große Pensionspferdehaltung am Lindenhof aufgebaut.

    Für die Sterne-Geländestrecke, für die im vergangenen Jahr der Boden aufwändig gelocht und gesandet worden war, bedeutet die technische Neuerung weniger Aufbereitung in diesem Jahr. Insgesamt elf Kilometer Strecke müssen für das August-Turnier mit den Prüfungen der Klassen 2-Sterne, 1-Sterne, E und A mit Bayerischer Meisterschaft der Reiter präpariert werden. Dadurch wird das „Geläufe“ zwischen den insgesamt 100 Hindernissen weicher und elastischer.

    Für die galoppierenden Pferde ist dies sicherer, „die teuren Pferdehufe werden geschützt“, sagt Ort. Weil nicht viele Veranstalter so viel in den Boden investieren, zieht dies die Nationenreiter umso mehr an.

    Die Linienführung der 2-Sterne-Strecke wurde wegen der Trassenlochung im wesentlichen beibehalten, bestätigt Parcours-Bauer Siggi Adler, der eigens aus Marktredwitz nach Hambach gekommen ist. Allerdings setzte er die von den Vereinsmitgliedern selbst gebauten Hindernisse diesmal anders in die hügelige Landschaft oder kreiierte neue.

    Überprüft wird die Strecke von einem Technischen Delegierten (TD) des Internationalen Reitverbands FEI. Burkhard Beck-Broichsitter aus dem norddeutschen Plön ist gerade dabei, den Rundkurs abzugehen. Er ist selbst Parcours-Bauer, aber auch Richter bei Internationalen Prüfungen.

    Verschiedene Aufgaben

    „Die 2-Sterne-Prüfung ist äußerst wichtig“, erklärt er. Nur dann, wenn sie erfolgreich absolviert wurde, darf an 3-Sterne-Strecken gestartet werden. Weshalb die Anforderungen ähnlich sind, sagt er, nicht zu leicht. „Die Aufgaben orientieren sich an Fähigkeiten und Können des Pferdes“, sagt der TD. Sprungkraft Geritten-Sein, Balance, Gehorsam – all das zählt.

    Gemeinsam mit „Steward Assistant“ Birgit Kehrlein (Haßfurt), einer nationalen Richterin, misst er die Hindernisse nach, die laut Regel „fest, achtungsgebietend, fair und dem Gelände angepasst“ sein müssen. Maximale Höhe und Tiefe der Bauten oder Gräben sind vorgeschrieben: Ab der erwarteten Absprungstelle bei der 2-Sterne-Strecke sind 1,15 Meter Höhe und 1,60 Meter Tiefe erlaubt. 41 Reiter haben sich für diese Prüfung angemeldet, berichtet Gerald Ort. Selbst aus dem deutschen Olympia-Kader sind Athleten am Start. Über 150 weitere Teilnehmer messen sich in den anderen Klassen, darunter auch einer kombinierte E-Prüfung. „Das ist ein Entgegenkommen an die Jugend“, erklärt der Hambacher. Denn dem Vielseitigkeitsreiten fehlt es an Nachwuchs. „Das Gelände juckt eigentlich jeden“, wissen die Reit-Profis. „Aber es fehlt an sicheren Trainingsmöglichkeiten“, bestätigt Parcours-Bauer Siggi Adler, der auch Dressurpferde ausbildet. Wenn diese mal ins Gelände dürfen, „dann haben sie wieder viel mehr Lust an der Dressur“, ist seine Erfahrung.

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