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Schweinfurt: 24 Stunden Leopoldina (Teil 17): Warum Hygiene auch Detektiv-Arbeit ist 

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24 Stunden Leopoldina (Teil 17): Warum Hygiene auch Detektiv-Arbeit ist 

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    Cornelia Grönert ist die Hygienebeauftragte am Leopoldina-Krankenhaus. Sie besucht regelmäßig die Stationen, erklärt auch Patientenbesuchern, wann sie eine Maske tragen sollen. 
    Cornelia Grönert ist die Hygienebeauftragte am Leopoldina-Krankenhaus. Sie besucht regelmäßig die Stationen, erklärt auch Patientenbesuchern, wann sie eine Maske tragen sollen.  Foto: Anand Anders

    "Lieber etwas zu viel, als zu wenig": Das ist das Motto von Cornelia Grönert, eine der fünf Hygienefachkräfte am Leopoldina-Krankenhaus. Sie und ihre Kollegen sind für alle Bereiche des Hauses zuständig. Sie schulen Mitarbeiter, beraten, sind sofort zur Stelle, wenn ein multiresistenter Erreger bei einem Patienten aufgetreten ist. Und sie haben viel im Blick: die Mitarbeiter, die Besucher, die Medizin-Geräte, die im Haus verwendet werden.  Dazu gehören die  Tastaturen im OP ebenso wie die Infusionspumpen oder die Röntgengeräte. 

    Wie effektiv korrekte Händedesinfektion wäre, zeigt  Cornelia Grönert mit diesem Gerät: Benetzungslücken, das heißt die Haustellen, an die kein Desinfektionsmittel gelangte, sieht man dank UV-Licht blau aufleuchten, wenn man die Hände in die Öffnungen steckt. Dabei sieht man auch, wo man sorgfältiger  desinfizieren muss: Zwischen den Fingern, zum  Beispiel.
    Wie effektiv korrekte Händedesinfektion wäre, zeigt  Cornelia Grönert mit diesem Gerät: Benetzungslücken, das heißt die Haustellen, an die kein Desinfektionsmittel gelangte, sieht man dank UV-Licht blau aufleuchten, wenn man die Hände in die Öffnungen steckt. Dabei sieht man auch, wo man sorgfältiger  desinfizieren muss: Zwischen den Fingern, zum  Beispiel. Foto: Anand Anders

    "Wir sind vielseitig aufgestellt", sagt Cornelia Grönert. "Es ist nicht so, dass wir nur schauen, ob sauber  ist."  Werden neue Geräte angeschafft, sind die Hygieneberater gefragt. Wie, womit werden sie hygienisch aufbereitet? Worauf muss geachtet werden? Das muss abgesprochen und geschult werden. "Das Instrumentarium muss hygienisch richtig aufbereitet werden." Schließlich ist eines der Hauptziele: Übertragungen von Krankheitserregern wie Bakterien, Viren zu verhindern. Immer mehr Erreger entwickeln Resistenzen gegen Medikamente wie Antibiotika. Heißt: Diese Mittel haben dann kaum oder keine Wirkung. Deswegen sei es extrem wichtig, präventiv zu arbeiten. Dazu gehört auch, mal die Arbeit auf einer Station zu beobachten, Tipps zu geben, was man besser machen kann. Grönerts Tipp: Sich selbst kontrollieren, sich jeden Handgriff bewusst machen.  

    Vielseitig aufgestellt 

    Die Hygieneberater begehen regelmäßig die Stationen. Um zu kontrollieren, aber auch, um persönlichen  Kontakt zu halten. "Es ist wichtig, dass man sich kennt." Das macht es einfacher, zusammenzuarbeiten. Und Detektivarbeit zu machen. Zum Beispiel, wenn bei einem Patienten das Legionellen-Antigen im Urin festgestellt wurde. Es wird geklärt, ob der Patient dies von zu Hause mitgebracht hat. Es muss dann vom Gesundheitsamt herausgefunden werden, ob der Patient vielleicht Brunnenwasser zu Hause hat oder ob er sich im Urlaub infiziert hat. Ansonsten werden Wasserproben von den Patientenzimmern gemacht, um Klarheit zu haben, ob das Wasser in der Klinik das Problem sein könnte. 

    Cornelia Grönert war vorher 20 Jahre auf der  Unfallchirurgie, bevor sie Hygienefachkraft wurde. Ihre Arbeit fasziniert sie. "Das ist so spannend, so habe ich es mir nicht vorgestellt." 

    Regelmäßig werden Wasserproben entnommen

    Auch mit der Technik arbeiten die Hygieneberater zusammen. Aus jedem Bereich des Krankenhauses werden regelmäßig Wasserproben genommen, die Leitungen auf Legionellen und andere Umweltbakterien untersucht. Es ist genau festgelegt, an welchen Stellen Proben entnommen werden. Cornelia Grönert und ihre Kollegen sind aber auch gefragt, wenn es um Ausbruchsmanagement geht: Wenn ein Magen-Darm-Erreger umgeht, wie Noroviren zum Beispiel. Sofort isolieren, ist das Gebot: "Das kann schnell übertragen werden." 

    Händehygiene extrem wichtig 

    Nicht nur seit Corona besonders wichtig: Händedesinfektion. Händehygiene kann man nicht genug üben, sagt Cornelia Grönert. "Hände sind nun mal das wichtigste Werkzeug." Deswegen ist das ein Schwerpunkt ihrer Arbeit. Mal eben Hände-Desinfektionsmittel aufsprühen, verreiben –so einfach ist das nicht. Selbst wer glaubt, die Finger-Zwischenräume nicht vergessen zu haben, den Handrücken ebenfalls ordentlich benetzt und lange genug gerieben zu haben, kann sein blaues Wunder erleben, wenn er die Hände in ein Kontrollgerät steckt. Das ist eine Art Guckkasten mit Öffnungen für die Hände. Die fluoreszierende Übungslösung zeigt gemeinsam mit UV-Licht an, wo noch Benetzungslücken sind, wie das korrekt heißt. Das könnten in der Realität Krankheitserreger sein. Das wären erstaunlich viele, zeigt das Experiment. Und es zeigt auch, warum Krankenhauspersonal keinen Schmuck trägt. Unter Ringen scheinen sich Keime ziemlich wohl zu fühlen.  

    24 Stunden im Leopoldina-Krankenhaus: Im Rahmen einer Serie stellen wir das Krankenhaus vor, in dem 24 Stunden an den unterschiedlichsten Orten und Bereichen Betrieb ist. Von A wie Apotheke bis Z wie Zentrale Notaufnahme. Dabei geht es auch an Orte, die Patienten und Besucher nicht sehen. Alle Teile der Serie finden Sie unter : www.mainpost.de/24+Stunden+Leopoldina./

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