Bereits Mitte der 1980er-Jahre warb Willi Stein – heute noch aktives Urgestein der Innung – für die Durchführung von Meister-Qualifizierungskursen als Teilzeitangebot am Standort Schweinfurt. Unterstützung erhielt er vom damaligen Obermeister Werner Nöth und dessen Stellvertreter Udo Wachter. Am 22. September 1990 startete dann der erste Kurs mit damals 920 Unterrichtsstunden.
Ganz so einfach war es offenbar nicht, diese Idee gegen die damals an der bereits in Würzburg installierten Vollzeit-Meisterschule vorherrschende Meinung durchzusetzen. Aber dass die Schweinfurter mit der Idee richtig lagen und noch immer liegen, zeigt die Tatsache, dass heuer der 13. Kurs läuft (die Maßnahmen werden immer im Wechsel durchgeführt).
Durchschnittlich 26 Teilnehmer zählt ein Kurs, der heute eindeutlig gestiegenes Anforderungsprofil hat und auch deshalb 1280 Unterrichtsstunden umfasst.
Uberto Weber, seit 25 Jahren als Dozent in den Kursen tätig, fasst die Komplexität dieser Meisterkurse so zusammen: „Ich spreche immer wieder mal mit Absolventen der entsprechenden FH-Studiengänge und bekomme immer wieder bestätigt, dass der Umfang der Meisterausbildung locker mit den Anforderungen des Studiums mithalte.“ Weber wurde für seine Tätigkeit während der Veranstaltung mit der Verbandsnadel in Bronze ausgezeichnet.
„Was wäre das Leben ohne das Elektrohandwerk?“, stieg Handwerkskammerpräsident Hugo Neugebauer in seine Festrede ein. Ohne Elektrizität und ohne Menschen, die damit umgehen können, laufe nichts in unserer modernen, hochtechnisierten Welt. Wobei es noch gar nicht so lange her ist, dass der Siegeszug der Elektrifizierung am Ende des 19. Jahrhunderts begann.
Erst in den 1950er-Jahren wurde durch den Neubau tausender Wohnungen die Elektroinstallation zum Standard – „und hierzu passt eine kleine Geschichte“, so Neugebauer. Dem Historiker Theodor Mommsen (gestorben 1958) waren alle technischen Neuerungen zuwider. Als er einmal verreist war, ließ seine Frau elektrisches Licht legen. Der Professor reagierte wütend und erklärte, dass er seine Petroleumlampe bevorzuge. Das solle er auch tun, erwiderte die Frau, er müsse nur den Schalter drücken und wenn es schön hell sei, dann könne er in aller Ruhe die Streichhölzer zum Anzünden der Lampe suchen. Dies überzeugte den Widerspenstigen schließlich.
Durch die Gebäudeautomatisierung, als Beispiel nannte Neugebauer die Steuerung und Überwachung der Haustechnik per Smartphone, stellen sich dem Elektrohandwerk immer neue Herausforderungen – deshalb auch die schon lange eingeführte Bezeichnung „Innung für Elektro- und Informationstechnik“.
Allein in Unterfranken gebe es über 1100 Betriebe, deren Anteil an allen Handwerksbetrieben bei über sechs Prozent liege. Nicht zuletzt seien die Elektromeister mit ihren Betrieben ein zentraler Bestandteil der Energiewende. Sie seien den Kunden wichtige Ansprechpartner rund um energiesparende Lösungen.