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40 Jahre Jericho: Lieder für Geist und Seele

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40 Jahre Jericho: Lieder für Geist und Seele

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    In den 1970er-Jahren auf dem Schweinfurter Marktplatz.
    In den 1970er-Jahren auf dem Schweinfurter Marktplatz. Foto: Jericho

    Ein Schlagzeug in der Kirche. 1975 war das noch ein Affront, ein Skandal – in der Schweinfurter Dreieinigkeitskirche wie in vielen anderen Kirchen auch. Die Band „Jericho“ ließ sich nicht beirren. Mit Beharrungsvermögen, Klinkenputzen und dem Glauben an die eigene Mission machten die Mitglieder weiter. Überzeugten den Pfarrer und den Kirchenvorstand. Irgendwann wurde sogar eine kleine Anlage angeschafft.

    40 Jahre später gibt es die Band immer noch – mit einigen alten Hasen und einigen Neuzugängen. „Wir sind zusammen alt geworden und immer Freunde geblieben“, sagt Frank Seifert, der zwei, drei Jahre nach der Gründung dazukam. Nach holprigen Anfängen kam 1983 der Durchbruch, als „Jericho“ auf dem 20. Evangelischen Kirchentag spielen durfte. Das Motto: „Umkehr zum Leben“. Es war die Blütezeit der Friedensbewegung, deren christlicher Zweig durch die lila Tücher zur optischen Marke wurde. Gleichzeitig entstand die Ökobewegung.

    „Wir haben die großen Bühnen gespielt“, sagt Frank Seifert. „Eine Zeit lang galten wir als die Kirchentagsband.“ Bis 2011 in Dresden spielte „Jericho“ auf 13 Kirchentagen. In Berlin 1989 war „Jericho“ die Hauptband. Schon vor der Wende trat sie heimlich in der DDR auf und dann gleich danach in der Nikolaikirche in Leipzig. Zur Jahrtausendwende reiste die Band nach Israel. Für den Oberndorfer Karfreitag, eine inzwischen legendäre Veranstaltung, bei der die unterschiedlichsten Kunstformen zusammenwirkten, entwickelten die Mitglieder eigene Liturgien.

    Die Versuchung, ins Profilager zu wechseln, war dennoch gering. Für den ganz großen kommerziellen Wurf hätte es einen beherrschenden Frontmann oder eine Frontfrau gebraucht, bei „Jericho“ aber lief und läuft alles arbeitsteilig. Frank Seifert schreibt die meisten – deutschen – Texte, Keyboarder Roland Weger vertont sie. Die Bandmitglieder wurden Pfarrer, Lehrer, Ingenieur, Jurist oder Ärztin. Frank Seifert war vier Jahre lang Pfarrer in Hammelburg, heute leitet er als Kirchenrat das Referat Ausbildung und Personalentwicklung des bayerischen Landeskirchenamts.

    Vor allem galt es, einer Gefahr zu begegnen: „Wir wollten auf keinen Fall Berufsjugendliche werden, das wäre schrecklich“, sagt Frank Seifert. Also hörte die Band auf, Gottesdienste zu begleiten und fand ihre eigene Nische als Konzertgruppe, die bis zu 70 Konzerte im Jahre spielte. Heute sind es noch genau zwölf pro Jahr, die Auftrittsorte werden bewusst gewählt – gerne auch als niederschwelliges Angebot außerhalb kirchlicher Institutionen. Das Schweinfurter Konzert im Rahmen der Tour zum 40-jährigen Bestehen findet am 9. Mai im Biergarten der Brauerei Ulrich Martin in Hausen statt (siehe Infokasten).

    Musikalisch ist sich „Jericho“ auch auf der aktuellen CD „Fluten von Licht“ mit handgemachtem, melodischem Rockpop und einer Prise Folk treu geblieben. Die Botschaft unter dem Motto „Lieder für Geist und Seele“ ist immer präsent, auch wenn es nicht immer explizit um den Glauben geht. Es geht darum, offen zu bleiben für den Zauber der Schöpfung und achtsam auf sich und andere.

    Es ist schwieriger geworden mit Glauben und Kirche, hat Frank Seifert in den letzten Jahren beobachtet: „Die Öffnung, an der ja auch wir mitgewirkt haben, war unglaublich notwendig. Jetzt fehlt der Kern, der Kirche kenntlich macht. Und die ganz große Neuorientierung sehe ich im Moment noch nicht.“

    Jericho

    Die Band: Hans-Jürgen Neupert, Gitarren/Bass/Bandleitung; Volker Büchs, Gitarren; Sabine Ehrensperger, Gesang; Eva Schürmann, Gesang; Johannes Neugebauer, Percussion/Schlagzeug; Roland Weger, Keyboards/Gesang, Frank Seifert, Bass/Flöten/Moderation/Gesang und Bandleitung; Ella List, Gesang; Peter Lindacher, Schlagzeug/Percussion.

    Das Konzert: Samstag, 9. Mai, 18 Uhr, Schonungen-Hausen, Brauerei Ulrich Martin. Open Air, bei schlechtem Wetter im Saal der Brauerei. Mit special guest Wolfgang Mai. Limitierte Tickets für 10 Euro inklusive Verzehrgutschein: jerichoticket@t-online.de

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