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SCHWEINFURT: 70 Jahre DGB in Schweinfurt

SCHWEINFURT

70 Jahre DGB in Schweinfurt

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    Rückblick: Zum Festakt 70 Jahre Einheitsgewerkschaft skizzierte Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern, die Anfänge des DGB.
    Rückblick: Zum Festakt 70 Jahre Einheitsgewerkschaft skizzierte Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern, die Anfänge des DGB. Foto: Foto: Josef Lamber

    Mit Vertretern aus der Politik, den Einzelgewerkschaften und mit Betriebsräten feierte im Gewerkschaftszentrum am Zeughaus der DGB Kreisverband „70 Jahre Einheitsgewerkschaft in Schweinfurt“. Auf die Nachkriegsjahre blickte Klaus Hofmann zurück. Mit den aktuellen Herausforderungen beschäftigten sich Matthias Jena (Vorsitzender DGB Bayern) und Frank Firsching, DGB Regionsgeschäftsführer Unterfranken.

    Die freien Arbeitnehmervertretungen im ADGB (Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund) waren schon 1933 zerschlagen worden. Jens Öser, stellvertretender DGB Kreisvorsitzender, zitierte in der Begrüßung Wilhelm Leuschner, den ehemaligen hessischen Innenminister und Gewerkschafter, der am Tag vor seiner Hinrichtung (29. September 1944) sagte: „Morgen werde ich gehängt, schafft die Einheit“. Dieser Auftrag verpflichte. Die Arbeitnehmer dürften sich nicht spalten lassen, meinte Öser, der davor unter den Gästen Landrat Florian Töpper und Oberbürgermeister Sebastian Remelé begrüßt hatte.

    Matthias Jena erinnerte an die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung in Deutschland, die in der Zeit vor dem großen Terror gespalten und schwach gewesen seien. Nach dem Krieg habe mit der Einheit die Erfolgsgeschichte des Gewerkschaftsbundes begonnen, der sich für alle – unabhängig von Status, Beruf, Geschlecht, Nationalität, Hautfarbe, Religion, Parteizugehörigkeit und Weltanschauung – einsetze.

    Klaus Hofmann (Initiative gegen das Vergessen) ging auf die Zeit nach zwölf Jahren Diktatur ein, als die Macht bei der Militärregierung und das öffentliche Leben auf dem Boden lagen. Trotz starker Einschränkungen gründeten sich 1945 erste betriebliche Gruppen und Betriebsräte. Am 4. November 1945 kam es zur Gründungsversammlung des „Freien Gewerkschaftsbundes Schweinfurt“ im Kantinensaal von „Kufi“. Die damaligen Ziele: eine Gewerkschaft für Arbeiter, Angestellte und Beamte, keine Parteipolitik, gerechter Lohn, Verbesserung des Sozialversicherungswesen, Völkerverständigung, Rechtssicherheit und die Bekämpfung von Militarismus und Faschismus. Mit dem Bild einer starken Gewerkschaft sei man bei den Alliierten auf wenig Gegenliebe getroffen, so Hofmann.

    Der erste freie Mai fand 1946 in Form einer Morgenfeier statt. Abends wurden die Beschäftigten zu einem Konzert mit den Bamberger Symphonikern im Kugelfischer-Saal eingeladen. Im darauf folgenden Juli wurde die Industriegewerkschaft Metall Schweinfurt ins Leben gerufen. Im Oktober gründeten sich weitere acht Einzelgewerkschaften. Das erste Gewerkschaftsheim war die Gaststätte Zum Wilden Mann. Es folgten die Umzüge in das Arbeitsamt, in die Berufsschule und 1948 in das teilzerstörte HJ-Heim.

    Zum Thema „Arbeit im Wandel – Herausforderung für den DGB“, sprach Frank Firsching, für den die Arbeits- und Lebensbedingungen samt einem gerechten Lohn neben den Fragen zur Stellung der Arbeit in der Gesellschaft im Mittelpunkt der Gewerkschaftsbewegung stehen. Auch müsse die Gewerkschaft Garant für die Freiheits- und Persönlichkeitsrechte sowie für die Demokratie und ein Kämpfer für die Verteilungsgerechtigkeit sein.

    Firsching forderte „gute Arbeit“, von der niemand krank werde, gleichen Lohn für gleiche Arbeit, ein Überdenken der Rollenverständnisse von Frau und Mann, eine stärkere Ausrichtung der Arbeitswelt auf das Leben, sowie die Integration der Einwanderer.

    Aufgabe der Gewerkschaft sei es, Strategien gegen ein Zwei-Klassen-System zu entwickeln, die Verbands- und Tarifbindung zu festigen und den Niedriglohnsektor zu bekämpfen. Arm trotz Arbeit, Rentenkürzungen, längere Lebensarbeitszeit oder die Aufhebung der paritätischen Finanzierung in der Krankenversicherung seien keine Zukunftsoptionen.

    Um im Interesse der Arbeitnehmer zu gestalten, sei eine starke Gewerkschaft, die sich nicht in einzelnen Interessen verliere, nötig, sagte Firsching, der einigen Berufsverbänden den gesellschaftlichen Überblick absprach.

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