800 Meter hinter Sömmersdorf ist Schluss. Bis dorthin erneuerte das Staatliche Bauamt im vergangenen Jahr die Bundesstraße und baute parallel dazu auf nördlicher Seite einen Radweg. Die drei Kilometer lange Verbindung zwischen Sömmersdorf und Rütschenhausen sei „ganz wichtig für den Anschluss an das Oberzentrum Schweinfurt, an die Wern und an die großen Radwege“, weiß Wasserlosens Bürgermeister Günther Jakob.
Jetzt ist auf Seiten der beiden Gemeinden sowie des Straßenbauamtes Ernüchterung eingetreten. Ein wiederholtes Gespräch mit den Eigentümern endete vor kurzem erneut ergebnislos. „Sieben haben wir eingeladen, grade einmal zwei waren da“, berichtet Jakob. Gesprächsbereitschaft sieht anders aus. „Da ist alles drin, was es an Schwierigkeiten gibt“, fasst der stellvertretende Straßenbauamtsleiter Erich Wagensonner zusammen.
Alles, das ist „generelle Missliebigkeit bis zu technischer Unzufriedenheit und preislichen Vorstellungen“, sagt der Behördenvertreter. Seit Jahren gebe es schon Animositäten, werde beispielsweise dem Amt von Seiten der Grundstückseigentümer vorgeworfen, die Baulinie ohne die Anlieger festgelegt zu haben. „Wir müssen zuerst mit den Trägern öffentlicher Belange sprechen. Heute wird zum Beispiel den Umweltbelangen Vorrang gewährt“, erklärt Wagensonner. Eine von manchem Landwirt geäußerte Forderung, den Radweg wegen der guten Böden im Norden stattdessen im Süden der B 303 verlaufen zu lassen, stoße auf dortige Feuchtgebiete, was Probleme beim Bau bereite. Und viel Wald müsste abgeholzt werden, ergänzt Euerbachs dritter Bürgermeister Hermann Gessner.
„Jeder hat so seine eigenen Vorstellungen. Einiges ist nicht nachvollziehbar“, sagt Wagensonner. Da fordere einer das Grundstück des Nachbarn vom Straßenbauamt, da will einer „die dreifache Fläche“, berichtet der Sömmersdorfer Gessner. „Manche Leute meinen, wenn der Staat was braucht, dann kriegen sie es nicht nur mit Gold, sondern mit Platin belegt“, ärgert sich Wasserlosens Bürgermeister Jakob. „Die Preisunterschiede liegen bei 1000 Prozent zu dem, was manche schon akzeptiert haben“, fasst Wagensonner zusammen. Aber „wir haben keinen Spielraum, bei uns gilt das Prinzip der Gleichbehandlung“.
Überhaupt nicht nachvollziehen kann Hermann Gessner die Haltung der Rütschenhäuser und Brebersdorfer Grundeigentümer. „Ich bin stolz auf die Sömmersdorfer, die haben alle mitgemacht“, sagt er. Schließlich komme ein Radweg doch der Allgemeinheit zugute. „Das sind nur noch Machtspielchen“, mutmaßt Jakob. „Wer eben am längeren Hebel sitzt.“
Der Boykott des Radweges verhindert aber auch eine Erneuerung der parallelen Bundesstraße. Angedacht war, wenigstens Teile der B 303 mit zu bauen. „Wir hätten beim Radwegprogramm des Bundes den Fuß in die Tür gekriegt“, glaubt Wagensonner. Jetzt fließen diese Mittel in andere Projekte.
Problematisch sei für die Behörde, dass sie derzeit keine Rechtsposition habe, Zwang auszuüben. Den Weg einer Enteignung zu beschreiten, sei auch nicht einfach. „Die Frage ist, ob der Druck, die Bundesstraße zu verändern, so hoch ist.“ Und Mittel für die Straße stünden vorrangig nicht zur Verfügung.
„Nur über ein Planfeststellungsverfahren“ sieht Bürgermeister Jakob in dieser verfahrenen Situation eine Lösung. Das Straßenbauamt sei am Zug. Denn für Wasserlosen komme noch hinzu, dass die Gemeinde 2009 einen Radweg an der Kreisstraße SW 2 von Brebersdorf zur B 303 bauen will, mit dem Ziel, Rütschenhausen anzuschließen. Kosten: 170 000 Euro. „Das kann doch nicht sein, dass der dann auf der Bundesstraße endet.“
Die Straßenbaubehörde wird auf jeden Fall ihren Entwurf zum Radweg und zur Bundesstraße fertigstellen, erklärt Wagensonner. Regenrückhaltebecken und Flächenausgleich für den Naturschutz müssten noch vorgesehen werden. Dann wird der Plan der Regierung von Unterfranken vorgelegt und geprüft, ob das Planfeststellungsverfahren eröffnet werden kann.