Was für ein Erfolg! Unter dem Motto „We are the world!“ hatte der Thalia Chor zu einer musikalischen Reise um die Welt ins Augustinum geladen, und Jung und Alt waren gekommen und bescherten den 40 SängerInnen ein ausverkauftes Haus. Es sollte ein langer Abend werden, was dem Besucher jedoch erst zum Ende des Konzertspektakels bewusst wurde, so abwechslungsreich und fantasievoll war die Reise.
Da gab es bekannte und emotional stark besetzte Songs wie eben den des Konzerttitels (Jackson/Ritchie), der gleich zu Beginn Jubel hervorrief, engagiert und wie das komplette Programm auswendig vorgetragen. Zwischendurch entführte ein je nach Land verkleideter „Reisender“ ins neblige Schottland oder entpackte gemütvoll eine Matrioschka, in der sich Wodka versteckte: Für das folgende „Kalinka“ hatte sich der Chor sogar intensiv mit der russischen Phonetik beschäftigt; Marina Korel tanzte springlebendig, fröhlich und gekonnt dazu.
Ein Einspieler auf Schwyzerdütsch bereitete den grandiosen Auftritt von Michael Walter vor, der sich bei seinem Solo „Dä Birebaum“ selbst auf der Gitarre begleitete: Klar gesungen und stimmungsvoll geriet dieser Beitrag zu einem Höhepunkt, dem das Publikum mucksmäuschenstill und ergriffen lauschte. Stimmgewaltig, aber auch mit leisen Facetten dann der Gefangenenchor aus Verdis „Nabucco“ - auch im klassischen Fach ist der Chor inzwischen ebenso zuhause wie im a-cappella-Gesang.
Griechenland war mit einem Theodorakis-Titel vertreten; authentisches Flair gaben hier Mandoline (Alexander Nagel) und Gitarre (Jan-Peter Itze). Dieter Stula, selbst ein „Ehemaliger“ des Chors, lief als Solist mit zwei Udo-Jürgens-Schlagern zu voller Form auf: „Ich glaube“ sang er inbrünstig, überzeugend und einfühlsam, am Klavier nicht nur begleitet, sondern ebenbürtig „verpartnert“ mit Bastian Späth. Mit „Ich war noch niemals in New York“ traf Stula ebenfalls den Nerv der Botschaft und die Stimmung - das war ganz große Klasse!
Orientalisch wurde es, als Märchenerzähler Rafael sich vor einem Wandschirm auf der Bühne platzierte. Von seinen Lippen konnte man sich kaum lösen, als er mit den „Schwestern und Brüdern“ im Raume feinsinnig verzaubernd die „goldene Kugel aus dem Seelenauge“ tauschte. Was konnte anderes folgen als ein fabelhafter Bauchtanz! Mit Zekiye Faulstich nutze man hier eine weitere, choreigene „Ressource“, was auch in der zweiten Konzerthälfte mit Cornelia Ameln der Fall war: Sie zwitscherte stilecht und im glitzernden Sari einem Bollywood-Titel, lockte verführerisch und wurde für ihr Solo mit Beifallsstürmen belohnt.
Weitere Stationen des reisenden, vor allem aber absolut mitreißenden Chores waren unter anderem Schweden, Israel, Haiti, Kuba (nicht nur hier als Percussionist souverän: Nicholas Stampf), Amerika und Lateinamerika. Besondere Atmosphäre bekam der „African Call“: Affengeschrei und vielfältigste Naturgeräusche (human beatbox: Jan-Peter Itze) schufen einen dichten musikalischen Urwald, und auch hier gelang „Thalia“ unter seiner einsatzfreudigen und engagierten Leiterin Monika Oser ein farbiges Spektakel!
Aufwendig waren Vorbereitung und Konzeption dieses Konzert-Highlights ganz bestimmt. Aber all die Mühe hat sich gelohnt - fast konnte man ein bisschen wehmütig werden, als sich das Konzert mit dem flotten „One world, one voice, one song“ dem Ende zuneigte.
Ovationen folgten, und wer diesmal keine Karte mehr bekommen hat, bekommt eine zweite Chance: Am 25. April wird das Konzert wiederholt, ebenfalls im Augustinum. Unbedingt hingehen! Elke Tober-Vogt