Wenn man sieht, wieviel Hass, Bosheit, Hartherzigkeit und Ungerechtigkeit momentan in der Welt sind, wünscht man sich, der Geist von Weihnachten, würde mal wie in „A Christmas Carol“ von Charles Dickens bei ein paar Leuten vorbeischauen und ihnen die Augen und die Herzen öffnen.
Das TNT Music Theatre Britain zeigt im Schweinfurter Theater eine witzige, mitreißende und clever gemachte Inszenierung der Weihnachtsgeschichte, die ein bisschen in Richtung Musical geht. Macht von der ersten Sekunde an Spaß.
Sechs Schauspieler stemmen den ganzen Zauber
Nur sechs Schauspieler stemmen den ganzen Weihnachtszauber. Die Truppe macht sich auch daraus einen Spaß. Da wird die Cockney-Dame von den anderen schon mal mit Nachdruck drauf hingewisen, dass jetzt ja Freds Frau erscheinen müste... Kleine fliegende Perrücken-Umziehpause – und schwupps, steht sie da.
Publikum darf mitspielen
Bei fremdsprachigem Theater kann das Publikum schon mal ein bisschen fremdeln. Nicht bei der Weihnachtstruppe. Tobias in der ersten Reihe wird mit einbezogen, eine junge Frau darf mit auf die Bühne. Weihnachtsgeist Caroline Colomei ist wirbelt umwerfend durch die Zuschauerreihen, verteilt Süßigkeiten. Und schafft es doch tatsächlich, dass herzliche Weihnachtsküsschen ausgetauscht werden im Publikum. Kann sich halt doch niemand gegen den geist von Weihnachten stellen.
Mr. Bean lässt grüßen
Christopher Terry überzeugt als Ebenezer Scrooge. Wie sich der alte Kapitalistengeizhals zu einem netten, fürsorglichen Mann wandelt, ist beindruckend. Zumal er die ganze Zeit ein Nachthemd anhat. Genauso beindruckend Peter McNally als Bob Cratchit, Mark Prince als Fred, Rachel Middle als Belle. Die drei wechseln blitzschnell in andere Rollen, überzeugen zusammen mit Matthew Wood (Akkordeon und Ensemble) auch als Chor. Die Szenen mit den Weihnachtsliedern sind sehr, sehr innig. Ein bisschen Slapstick darf aber auch nicht fehlen: Beim Truthahn-Einkauf für die Familie Cratchit lässt Mr. Bean grüßen.
Kein Wunder, dass es beigeisterten Applaus gibt und alles sehr heiter und beschwingt nach Hause geht. Da lässt sich der ganze selbstgemachte Weihnachtsstress doch gleich viel leichter ertragen. Danke, Geist von Weihnachten!