Der rund halbstündige Spaziergang über die Deponie Rothmühle hätte den Mitgliedern des Umweltausschusses zur Sauerstoffrückgewinnung durchaus auch nach der ungewöhnlich langen Sitzung am Dienstag gut getan. Er stand aber am Beginn des Nachmittags, inklusive Besichtigung der Baustelle „Deklarationshalle“. Dort wird ab August im Zuge der Altlast-Sanierungsarbeiten in Schonungen der belastete Erdaushub angeliefert, klassifiziert und zur endgültigen Entsorgung freigegeben.
Mit den Arbeiten an der über 4000 Quadratmeter großen Halle ist die ausführende Firma Riedel im Plan, Bauplanungsleiter Hansjörg Kaiser informierte über die Abläufe in der Nutzungsphase (bis Anfang 2016), anschließend wird der Landkreis das durch den Freistaat Bayern errichtete Gebäude übernehmen und vermutlich zur „Erweiterung unserer Biogasanlage“ (Landrat Harald Leitherer) zum Einsatz bringen. Im neuen Sozialgebäude auf dem Deponiegelände wurde im Anschluss an den Besichtigungstermin getagt, wobei der Abfallbericht 2011 – vorgetragen durch Sachgebietsleiter Thomas Fackelmann – breiten Raum einnahm. Auf niedrigem Niveau stabilisiert hat sich demnach das Restmüllaufkommen im Landkreis – auf etwa der Hälfte des bayernweiten Durchschnittswertes – was zum einen auf die etablierten Trennungssysteme zurückzuführen sei. Zum anderen habe das kombinierte Gebührenmodell aus einer Grund- und gewichtsabhängigen Leerungsgebühren die Bürger zu guten „Mülltrennern“ erzogen. Von diesem Verhalten profitieren sie indes auch unmittelbar durch stetig sinkende Müllgebühren. Trotz sich verschlechternder Rahmenbedingungen – etwa durch den Abzug der US-Amerikaner und den Wegfall des lukrativen Entsorgungsvertrags für deren Abfälle – gab der Ausschuss einstimmig die Empfehlung, für den nächsten Kalkulationszeitraum (2012 bis 2016) ein Gesamtsenkungsvolumen von 145 000 Euro pro Jahr ins Auge zu fassen. Dies entspräche einem sechsprozentigen Abschlag bei den Grundgebühren.
Trotz inzwischen fünf Gebührensenkungen seit dem Jahr 2000 ist der Landkreis Schweinfurt Benchmark-Sieger bei einer aktuellen Studie des Netzwerks der kommunalen Abfallwirtschaft „Forum Z“. Unter 51 Teilnehmern wies man 2010 den niedrigsten „ungedeckten Finanzbedarf“ aus, auch weil man gute Ausschreibungsergebnisse bei den Entsorgerverträgen erzielen konnte und die eigenen Anlagen auf der Rothmühle (Biogaserzeugung, Deponie) mit kostenpflichtigen Anlieferungen aus anderen Kommunen gut auslastet. „Wir segeln bayernweit voran“, freute sich Landrat Leitherer – und bekam hierfür sogar parteiübergreifenden Applaus im Ausschuss.