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SCHWEINFURT: Abschlussfete beim Volksfest: „Jürgen, ich will ein Kind von dir!“

SCHWEINFURT

Abschlussfete beim Volksfest: „Jürgen, ich will ein Kind von dir!“

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    Als Einheizer schwirren die „Partyvögel“ aus Würzburg und („Da hat das rote Pferd sich einfach umgekehrt“) Olaf Henning über die Bühne am proppenvollen Festplatz. Schon die Partyhits der Vorgruppe kommen bei den gefühlten „30 000 Besuchern“ gut an. Außerdem erweisen Sven Schröter und eine selbst jugendfrisch wirkende OB Gudrun Grieser dem König ihre Ehre: Der sehe aus wie 35, lobt der Moderator.

    „Wir woollen den Jürgen sehen, wir woollen den Jürgen sehen” hallt es um halb Zehn über den Platz. Kunstpause. Noch mal Kunstpause. Dann betritt „ER“ die Tribüne, erst in Fliegerjacke, später im Edel-Unterhemd, und sieht wirklich aus wie 35, etwa die Hälfte des biologischen Alters, drahtig, braun gebrannt und nur im Gesicht ein wenig angeknittert. „Ich mach Schweinfurt zur Partynummer!” verspricht (oder droht) der langhaarige „Master of Desaster“, bevor der Schlager-Gigant sein Publikum mit fetzigen, eingängigen Texten wie „Na-naaa, na-na-na-naaa”, „Mexico“ oder „Keine Panik auf der Titanic“ geradewegs nach Palma katapultiert: Tausende Hände gehen begeistert nach oben, Leuchtstäbchen ragen in den nächtlichen Himmel wie Plastikhalme auf der Suche nach einem riesigen Sangriaeimer.

    Dafür erhalten die Schweinfurter den Ritterschlag: „Ihr seid die parteifeierndste Stadt Deutschlands“. Leider hat Jürgens Drews sein Krönchen nicht dabei, für seine Krönungshymne streift er sich den goldbestickten Pyjama über: „Ich bin der König von Mallorca, ich bin der Prinz von Arenal, ich hab einen in der Krone, das ist mir scheißegal“.

    Das Volk droht vor Begeisterung die Bühne zu stürmen, außer Foto-Handys, Kameras und Autogrammkarten werden jetzt auch fordernd Busen gehoben.

    Souverän winkt der König seine Leibgarde herbei: Die Security hievt ein dralles Dutzend weiblicher Fans auf die Bühne, solange, bis Jürgen Angst hat, sie könne zusammenbrechen. Zwei „Chinesierinnen“ (eigentlich Thailänderinnen) sind überglücklich. Schließlich kann ein Party-Girl, ob der Nähe des leibhaftigen Ballermanns, nicht mehr an sich halten: „Ich will ein Kind von dir!“ Seine Majestät hört es mit Wohlgefallen, mehr als ein Autogramm auf ein Paar Brüste und ein Bussi ist aber nicht drin, erstmal. „Jetzt ahnt ihr, wie es auf Mallorca abgeht“, schwärmt der Meister des frivolen Frohsinns. Der mallorquinische Fremdenverkehrsverband wäre von soviel Gratis-Werbung sicher überaus angetan.

    Denn wer's nicht mitbekommen haben sollte: Der Altstar kommt geradewegs aus Malle, dem Paradies der Putzfrauen und Partysüchtigen. Bis 6 Uhr früh will er in El Arenal durchgefeiert haben: Party, Party, Party. Wahrscheinlich stimmt es sogar. Man muss die Energie dieses Powerbündels bewundern, der die Bühne wie die johlende Meute jeden Augenblick im Griff hat.

    Nur in ruhigeren Momenten fragt man sich, was hinter „Onkel Jürgens“ stahlgrauen Augen, unter der sonnengebleichten Tigermähne verborgen liegen mag: Nostalgisch-wehmütige Erinnerungen an Tage voller Gassenfeger in den 70ern und „Ein Bett im Kornfeld?“ Ans abgebrochene Medizinstudium? Der Traum, dass der jüngste Schlager - „Ich bau dir ein Schloss, das in den Wolken liegt“ - noch einmal ein Hit werden könnte? Egal: Die Party geht auch mit 64 weiter, und als die Schnüdel ihren Helden nach einer Stunde (für angeblich 18 000 Euro Gage) nicht gehen lassen wollen, greift der zur E-Gitarre und macht mit den „Partyvögeln“ auf Mick Jagger: „I can get no satisfaction“. Anschließend stimmt König Jürgen noch das „Gloria, Gloria“ an, küsst und winkt zum Abschied: „Wir sehen uns in Malle!“ Feuerwerksraketen zerplatzen lautstark am Himmel, dann ist der ganze Rummel vorbei.

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