Während der gemeine US-Soldat in Schweinfurt in der Kaserne wohnt, leben Offiziere mit ihren Familien außerhalb des Stacheldrahts. Wobei es eher „wohnte“ und „lebten“ heißen muss, denn die meisten Army-Angehörigen haben die Region längst verlassen. Und damit auch ihre Wohnungen in Landkreis und Stadt, die teilweise eigens für sie gebaut wurden.
540 Wohneinheiten – Wohnungen, Reihenhäuser, Einfamilienhäuser – hatten private Immobilienbesitzer an das Bundesvermögensamt vermietet, das den Wohnraum dann wiederum an die US Army am Standort Schweinfurt vermietete. Der Großteil davon liegt im Landkreis, vor allem in den Gemeinden um die Conn Barracks herum. Als sogenannte Nato-Häuser wurden sie als Investitionsobjekt angepriesen: Es winkten steuerliche Subventionen, hohe Mieten, langjährige Verträge und ein zuverlässiger Vertragspartner. Die Bewohner blieben mitunter nicht lange, die Verträge blieben aber gleich.
Heute sind von den 540 Wohneinheiten gerade noch 55 von Amerikanern bewohnt, also etwa jede Zehnte. Für die anderen seien die Mietverträge mit dem Bundesvermögensamt ausgelaufen. Die restlichen Verträge erfüllt mittlerweile die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, kurz BImA, in der das Amt aufgegangen ist. Und auch diese 55 Wohneinheiten „werden wir bald zurückgeben“, sagt Peter Fösel. Er ist Abteilungsleiter für Liegenschaften der ausländischen Streitkräfte bei der BImA in Nürnberg.
Wie viele von den 540 Wohneinheiten eigens für amerikanische Bewohner gebaut wurden, kann Peter Fösel nicht sagen, denn „das würde größere Recherchen bedeuten“. Offenbar haben die Wohnungsbesitzer aber größtenteils neue Mieter für ihre Objekte gefunden, von Leerständen ist nichts zu hören. „Diese Wohnungen sind größtenteils wieder von deutschen Familien bewohnt“, sagt der Poppenhäuser Bürgermeister Reinhold Stahl. Die Gemeinde hatte prozentual gesehen den größten Anteil von US-Amerikanern an der Bevölkerung – etwa 260 Personen. Es sei gar kein Thema gewesen, neue Mieter zu finden. In ein Ex-Army-Mehrfamilienhaus in Poppenhausen werden in wenigen Wochen bis zu 40 Asylbewerber einziehen. Weil die Amerikaner nicht mit Hauptwohnsitz in Poppenhausen gemeldet wurden, steige die Einwohnerzahl sogar an, sagt Stahl.
Das Gleiche gilt für Euerbach. Zu Hochzeiten lebten in 66 Wohnungen Amerikaner. Im Laufe des vergangenen Jahres stieg die Einwohnerzahl laut Bürgermeister Arthur Arnold um 21 Personen auf 3019. Kein Massenzuzug, aber eben auch kein Rückgang. „Ich sehe die Entwicklung positiv und gelassen“, verkündet Arnold. In Geldersheim das gleiche Bild: In etwa 110 Wohnungen lebten Army-Angehörige, 95 davon seien Nato-Wohnungen, teilt Bürgermeisterin Ruth Hanna Gube mit. „Viele dieser Wohnungen sind erfreulicherweise bereits neu vermietet, so dass wir im Monat zwischen 40 und 50 Neubürger bekommen.“ Einige Wohnungen seien noch an die Army vermietet.
In Niederwerrn und Oberwerrn lebten im vergangenen Jahr nur noch etwa 70 US-Staatsbürger, verteilt in der ganzen Gemeinde, weiß Bürgermeister Peter Seifert. Einige ehemalige Wohnungen von Amerikanern seien auch Nato-Modelle. „Die Weitervermietung, allerdings für geringere Mieten, stellt kein sehr großes Problem dar“, so Seifert. Die stadtnahe Gemeinde sei ein attraktiver Wohnstandort, Wohnraum sei gefragt.
Die großen Nato-Wohnanlagen in der Behring-, Hainlein- und Ehrlichstraße hätten die Amerikaner 1996 in Richtung neuer Wohnanlagen in Geldersheim und Schweinfurt verlassen. „In zwei dieser Wohnanlagen mit rund 135 Wohneinheiten zogen dann Spätaussiedler ein“, so Seifert. Vor der Gebietsreform lebten in den 70er Jahren rund 700 US-Soldaten mit Angehörigen in der Gemeinde Niederwerrn.