In dieser Einschätzung waren sich beim Pressetermin Wolfgang Krückel von der Schweinfurter Arbeitsagentur, FH-Professor Dr. Johannes Brändlein und Otto Friedl von der hiesigen Ferchau Engineering-Niederlassung einig. Krückel wies auf derzeit 14 offene Ingenieurstellen im Bereich der Hauptagentur (Schweinfurt Stadt und Landkreis) hin, allein zwölf davon im Maschinenbausektor, und in diesem in der Abteilung Konstruktion. Diesen stehen 48 Arbeit suchende Ingenieure gegenüber, die meisten davon aber Bauingenieure, nur 14 sind aus dem hierzulande besonders gefragten Maschinenbaufach. Von diesen 14 Ingenieuren sind fünf älter als 50 Jahre und nur einer unter 30, drei seien in Russland ausgebildet.
Zwar kommen den Arbeitsmarktzahlen zufolge bundesweit auf eine offene Stelle zehn arbeitslose Ingenieure, - im Bereich Schweinfurt ist das Verhältnis besser: 3,4 zu eins - doch viele verfügen über die falschen Spezialisierungen. Paradoxerweise fehlen deshalb laut einer VDI-Studie bundesweit in diesem Jahr 15 000 Ingenieure.
Um diese Lücke schließen zu helfen, entsinnt man sich nun der älteren, erfahrenen Konstrukteure, die man in den 90er Jahren teils mit goldenem Handschlag vorzeitig in Rente schickte. "Diese älteren Mitarbeiter mit ihrem Erfahrungsschatz werden wieder geschätzt", urteilt FH-Vize Brändlein. Ihre Stärke im Vergleich zu manchen jungen Kollegen sei schlicht, aus der Erfahrung heraus zu wissen, wie sich teure Fehler vermeiden lassen.
An dieser Stelle kommt der dritte ins Spiel: die Firma Ferchau Engineering, 1966 gegründet, seit 2001 mit einer Niederlassung in Schweinfurt. Sie beschäftigt derzeit bundesweit 1900 Ingenieure, Techniker und Technische Zeichner, die sie Industrieunternehmen für Projektarbeiten überlässt (verleiht), aber selbst auch aufwändig weiterbildet. Sie ist mit 28 Niederlassungen und 49 Technischen Büros nach eigenen Angaben "Marktführer für Ingenieur-Dienstleistungen in Deutschland".
Otto Friedl, Leiter der hiesigen Niederlassung, bestätigt den Ingenieurbedarf und den Wert der Älteren im Fach, der zurzeit wieder entdeckt werde. Als Beispiel nennt er einen 51-Jährigen, den Ferchau eingestellt und in den Bereichen Management, Marketing und CAD-Kenntnisse auf den neuesten Stand gebildet habe. "Der ist jetzt Projektleiter", sagt Friedl.
Doch würden nicht nur Projektleiter gebraucht, sondern schlicht auch Konstrukteure. "Wir suchen frisch ausgebildete und ältere mit Erfahrung", so der Niederlassungsleiter, der Mix müsse stimmen. Die durchschnittliche, in der Regel Projekt orientierte Einsatzdauer bei den Kunden liege bei einem halben Jahr. Mobilität und Flexibilität seien allerdings gefragt. Und: Die Fluktuation bei dem Engineering-Dienstleister Ferchau ist recht hoch. 30 Prozent der verliehenen Mitarbeiter blieben irgendwann im festen Arbeitsverhältnis beim Kunden hängen. Fazit: Auch in Schweinfurt werden ältere Ingenieure mit Erfahrung gesucht, sie müssen aber für ihre spezifischen Aufgaben fit gemacht werden.