Die 55-Jährige sucht ein Verlängerungskabel und eine Lampe. Schnell wird sie fündig im „afz Bazar“, dem Gebrauchtwaren-Kaufhaus des Arbeitsförderungszentrums im Heckenweg. Die Preise findet sie in Ordnung. Der Rentner aus Schweinfurt „schaut sich nur mal um“.
Einer der beiden Lkw des afz fährt auf den Hof. Die Mitarbeiter Christoph Manger und Michael Gräf laden ein ganzes Wohnzimmer ab: Couch, Tisch, zwei Sessel, kleiner Schrank. Abgeholt haben sie die Garnitur bei einer Familie, die sich eine neue Einrichtung gegönnt hat. Das alte, noch gut erhaltene Wohnzimmer stellt die Familie aus Schweinfurt dem afz zur Verfügung.
Möbel, Spielsachen, Kleider
Möbel, Haushaltswaren, Elektrogeräte, Bücher, Spielsachen, Kleider. Wer zuhause entrümpelt, Platz für Neues braucht, hat zwei Möglichkeiten. Erstens: Er/sie bringt die Dinge persönlich zum Heckenweg. Wenn sich die Sachen in einem wieder verwendbaren Zustand befinden, nimmt sie der afz Basar gerne an.
Zweiter Weg, der sich vor allem bei Möbeln empfiehlt: Anrufen. In der Regel schaut dann der Leiter der Abteilung Möbellager und Umzug, Karl-Heinz Haupt, vorbei. Wenn der angebotene Kleiderschrank oder Schreibtisch in Ordnung ist, oder auch bei kompletten Haushaltsauflösungen macht Haupt gleich einen Abholtermin aus.
Das afz kann gut erhaltene Möbel gebrauchen, stellt sie im Lager wieder auf und aus. Der Abholservice ist in diesen Fällen kostenlos. Das afz bietet aber auch bei Entrümpelungen an, die nicht mehr verwendbaren Möbel oder andere Gegenstände zum Recyclinghof der Stadt zu transportieren. Dann aber gegen ein Entgelt.
Die Kunden des Gebrauchtwaren-Kaufhauses sind „eine bunte Mischung“, weiß afz-Geschäftsführerin Monika Urlaub. Vom Senior, der ein Einzelstück sucht, über den Studenten, der kein Bett hat, bis hin zur Flüchtlingsfamilie, die endlich eine Wohnung gefunden hat, die aber unmöbliert ist. Jung und Alt kommen, viele sind sogar Stammkunden, die allerdings eher mit einer Flohmarktmentalität ausgestattet, bestätigt Haupt.
Urlaub ist aus zwei Gründen dankbar für das Interesse der Redaktion. Erstens: Der Basar ist noch immer vielen Menschen nicht bekannt – auf beiden Seiten, also beim „Lieferanten“ und „Kunden“. Immer wieder erklärten Neukunden, dass sie gar nicht gewusst hätten, „dass es euch gibt“. Andere nennen das Angebot „erstaunlich“.
Zweitens: Um erklären zu können, warum der Couchtisch zwar kostenlos angenommen wird, beim Wiedervekauf aber Geld kostet, wenn die verlangten Preise auch sehr human sind.
Das afz habe bis 2005 im Kaufhaus viele Dinge kostenlos abgeben können, weil die Beschäftigung sozial Schwacher im so genannten Bürgerdienst über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gefördert war. Mit der Einführung von Hartz IV änderte sich das. Seit elf Jahren sind nun alle Mitarbeiter im afz fest angestellt. Neben ihrem Lohn müsse auch der Fuhrpark, ein 3,5 und ein 7,5 Tonner, finanziert werden. „Das ist der Unterschied zu früher und deshalb hat alles auch seinen Preis“, sagt die afz-Geschäftsführerin.
Ein Mann um die 40 schaut sich um. Er will etwas für seine Figur tun, sagt er und findet tatsächlich ein Trimmgerät. Auch das Foto von Marilyn Monroe und der Spiegel für 129 Euro haben Interessenten. Über die Preise lassen Haupt und Co. mit sich reden, deshalb ja auch der Name afz Basar.
Umzüge mit dem Basar-Team
Das zweite Standbein der Abteilung ist die Umzugstruppe. Umzüge nach Berlin oder zum Bodensee seien keine Seltenheit, sagt Haupt, wenngleich die meisten Umzüge in der Region stattfinden. Von Februar bis April sei die Auftragslage in diesem Jahr mau gewesen, jetzt, im Sommer, „sind wir seltsamerweise ausgebucht“. Haupt hätte auch sagen können „ausgerechnet jetzt“, denn in den Sommerferien finden – Auftraggeber ist großteils die Stadt – zahlreiche Transporte von Schulbänken und -stühlen von hier nach dort statt.
Das Umzugsteam ist deshalb aufgestockt worden mit Mitarbeitern anderer Abteilungen. „Diese Flexibilität ist unser großes Plus“, sagt Urlaub. Mit der Entwicklung der Abteilung Kaufhaus/Umzüge ist Urlaub zufrieden, auch wenn noch „Luft nach oben ist“. Der Gewinn stehe zunächst nicht im Vordergrund, wichtig sei, dass die Mitarbeiter, viele davon frühere Teilnehmer von Qualifizierungsmaßnahmen, beschäftigt sind.