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SCHWEINFURT: afz und Stadt gehen getrennte Wege

SCHWEINFURT

afz und Stadt gehen getrennte Wege

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    Das Arbeitsförderungszentrum (afz) ist am 1. April 1985 gegründet worden. Als Mitglied war – neben Gewerkschaften und Arbeitnehmerorganisationen – von Anfang an die Stadt dabei, was wegen der damals hohen Jugendarbeitslosigkeit infolge der Wirtschaftskrise Anfang der 1980er logisch war. Hauptaufgabe zu Beginn war, die vielen Einzelaktionen zu bündeln, um so effektivere Lösungen gegen die Massenarbeitslosigkeit zu finden.

    Stadt kündigt die Mitgliedschaft nach 31 Jahren

    Die Stadt wird ihre Mitgliedschaft nun aber zum 31. Juli 2016 kündigen. Das beschloss der Stadtrat am Dienstag bei einer Gegenstimme im nichtöffentlichen Teil. Für die vom Stadtrat in den dreiköpfigen Vorstand entsandten Stadträte Werner Christoffel und Oliver Schulte (beide CSU) endet ab diesem Zeitpunkt ihre Tätigkeit im afz.

    Vorstandsvorsitzender Theo Hergenröther wird weitermachen und mit ihm das afz. „Mein ganzes Arbeitsleben war es meine Aufgabe, Leute, die zunächst nicht prädestiniert waren, in Arbeit zu bringen“, sagte Hergenröther gegenüber der Reaktion.

    Gleichwohl: Der frühere SPD-Stadtrat ist mit dem Stadtaustritt die einzige verbliebene Einzelpersönlichkeit, die Arbeiterwohlfahrt nach schon länger zurückliegenden Austritten – etwa der IG Metall oder der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen – die noch einzige Organisation als Mitglied im Verein. Neue Mitglieder müssen deshalb her – und sie wird es geben.

    Einige Privatleute wollen sich im Verein künftig engagieren

    Hergenröther bestätigt das Interesse von Privatleuten, auch aus dem Umfeld des afz, für ein Engagement im Verein, die sich mit der Philosophie „Die Brücke zur Arbeit“ identifizierten. Es kämen Leute „mit sozialem Herzen in den Vorstand“. Wenn gewünscht, stehe er weiterhin auch als Vorsitzender zur Verfügung.

    Das afz ist eine Geschichte mit Höhen und sehr vielen Tiefen. Positiv erinnert sei an den Beginn mit einem losen Arbeitslosentreff, dem Aufbau einer Metallwerkstatt und eines beispielgebenden Bürgerdienstes, der Hunderten von sozial eher benachteiligten Jugendlichen den Start ins Berufsleben erleichterte.

    Als 1993 die Arbeitslosigkeit in Schweinfurt dramatische Höhen erreichte und das Arbeitsamt große Summen in Qualifizierungsprojekte pumpte, war das afz dabei, hatte aber plötzlich mit Millionensummen zu tun. Nicht alle hauptamtlichen Geschäftsführer der afz GmbH mit dem Verein als einzigem Gesellschafter behielten dabei den Überblick. Sie trafen auch falsche Entscheidungen. Es gab in den Jahren jedenfalls echte Skandale und viele Turbulenzen.

    Hergenröther führte die Geschäfte interimsmäßig einige Zeit

    2006 stand die GmbH erstmals konkret vor der Insolvenz. Die Lage besserte sich nicht. 2012 etwa war noch von „desolaten Aussichten“ die Rede. Nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden des letzten Geschäftsführers Ende 2014 übernahm Hergenröther interimsmäßig sogar selbst das Ruder.

    Auch er musste aus gesundheitlichen Gründen bald den den Stab an Monika Urlaub übergeben, die als bisherige Stellvertreterin im Juni 2015 zur Geschäftsführerin aufrückte – von Verein und GmbH.

    Mittlerweile sieht es wieder besser aus, sagt Hergenröther. Er bestätigt ein von der Stadt in Auftrag gegebenes Gutachten einer Beratungsgesellschaft, das klären sollte, wo das afz steht und was eventuell zu ändern sei. „Wir hatten Liquiditätsprobleme, aber gleichzeitig Außenstände der EU von einer halben Million Euro“, schildert er.

    Die ausstehende Summe ist längst überwiesen. Die Buchhaltung wurde an die Rechenfabrik Schweinfurt vergeben, ein externes Controlling installiert. Weitere Folge des Gutachtens ist der Verkauf der Zeitarbeitssparte mit 95 Mitarbeitern an die Zeitarbeitsfirma POD GmbH. „Die Liquidität ist wieder in Ordnung, der Verein steht relativ gut da“, sagt Hergenröther.

    Das Arbeitsförderungszentrum zählt derzeit noch rund 250 Mitarbeiter

    Das ist nun auch der Grund für die Stadt, das Projekt zu verlassen. „Das afz ist jetzt so strukturiert, dass wir davon ausgehen, dass es weiterlaufen kann“, sagt Anna Barbara Keck. Die Pressesprecherin der Stadt erinnert auch, dass die immer mal angesprochene Interessenskollision mit der Beendigung der Mitgliedschaft nun Vergangenheit ist. Hergenröther setzt darauf, dass die Stadt „uns über den Weg der Auftragsvergabe nun besser fördern kann“.

    Die neue Situation – Austritt der Stadt aus dem Verein – sieht Hergenröther gelassen, weil es weitergeht für die noch rund 250 afz-Mitarbeiter in Gesellschaft und Verein und für das Ziel, Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt nur wenig Chancen haben, diese wieder zu geben. Bei einer Mitgliederversammlung Ende Juli sollen die neuen Akteure präsentiert, die Satzungsänderung beschlossen und der Vorstand gewählt werden.

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