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HEIDENFELD: Alaa und Walaa aus Syrien helfen im Heidenfelder Kindergarten mit

HEIDENFELD

Alaa und Walaa aus Syrien helfen im Heidenfelder Kindergarten mit

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    Alaa und Walaa aus Syrien helfen im Heidenfelder Kindergarten mit
    Alaa und Walaa aus Syrien helfen im Heidenfelder Kindergarten mit

    Tanzen, Singen, Freunde treffen. Zur Schule gehen, angstfrei erwachsen werden – bis 2011 sah so das Leben von Alaa und ihrer Schwester Walaa in Damaskus aus. Doch dann brach in Syrien der Bürgerkrieg aus und nichts war mehr, wie es mal war. Die Familie floh aus der Heimat und ist in Heidenfeld gestrandet. Und hier ist auf Initiative der beiden 17 und 18 Jahre alten Mädchen ein tolles Projekt im Kindergarten gelaufen.

    Rückblick: Der Vater von Alaa und Walaa war in Damaskus ein erfolgreicher Geschäftsmann. Als der Krieg ausbrach, geriet er zwischen die Fronten, da er weder mit der Regierung Assads noch den oppositionellen islamistischen Gruppierungen sympathisierte. Morddrohungen, Angst und Gewalt waren von nun an der Tagesordnung für die siebenköpfige Familie. Die Mädchen werden Augenzeugen wie Bomben fallen, der kleine Bruder verletzt wird und ihre Freunde auf offener Straße erschossen werden.

    Im November vergangenen Jahres flieht die Familie über den Libanon, Ägypten und Algerien nach Libyen und dort in einem der berüchtigten Flüchtlingsboote nach Lampedusa. „450 Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht, bei hohem Wellengang und Mitpassagieren, die nachts versuchen, deine Schwimmweste vom Körper zu stehlen, weil sie selber keine haben“, erzählt Alaa schaudernd. Wie paradiesisch muss ihr da wohl Heidenfeld vorkommen, in dem sie nach Aufenthalten in Zirndorf und Roth Mitte Dezember gelandet sind, gemeinsam mit dem Onkel und seiner Familie.

    Der dort gegründete Helferkreis „Asyl“ kümmert sich um die Flüchtlingsfamilie und sorgt dafür, dass die kleinen Geschwister von Alaa und ihr Cousin einen Platz in der Kindertagesstätte „St. Laurentius“ bekommen. Weil Alaa nicht untätig herumsitzen wollte, bis für sie ein Platz in der Schule gefunden ist, entstand die Idee, die 18-Jährige über das Modell der „gemeinnützigen zusätzlichen Arbeit für soziale Einrichtungen“ in der Heidenfelder Kindertagesstätte zu beschäftigen, entlohnt nach dem Ein-Euro-Prinzip. Aber das Geld war dem jungen Mädchen wohl weniger wichtig als die Beschäftigung. Und weil es zu zweit bekanntlich schöner ist, wurde gleich ihre ein Jahr jüngere Schwester mit ins Boot genommen.

    Alles ging schnell und unbürokratisch über die Bühne. Landratsamt, Diakonie und Kita zogen am gleichen Strang, für Monika Hofmann von der Diakonie Schweinfurt ein Glücksfall. Denn die zwei Schwestern, die beide sehr gut Englisch sprechen, waren gleichzeitig Bezugspersonen und Brücke für die drei syrischen Kindergartenkinder – eine Erleichterung für alle. Denn die Sprachbarrieren, vor denen Personal und Flüchtlingskinder erst mal standen, waren riesengroß, wie Leiterin Barbara Santoro feststellt.

    Mittlerweile flutscht alles. „Die Kleinen kommen gut klar.“ Und auch Alaa und Walaa lernten schnell Deutsch im unkomplizierten Umgang mit den Heidenfelder Kindern. Eine absolute „Win-Win-Situation“, meint Jürgen Beck, der Vorsitzende des Trägervereins St. Johannis.

    Umso trauriger war man, als zum neuen Schulhalbjahr eine weitere sogenannte Vorklasse zum Berufsintegrationsjahr in der Berufsschule startete und die Mädchen schneller als erwartet wieder die Schulbank drückten. Doch alle freuen sich natürlich mit Alaa und Walaa, die ein halbes Jahr dort nun „alltagstauglich“ gemacht werden. Das hört sich komisch an, soll aber meinen, sie werden vorbereitet auf den Besuch einer Berufsintegrationsklasse und das Leben in Deutschland.

    Denn beide haben Träume: Alaa, die in Syrien bereits das Abitur, aber kein Zeugnis dazu hat, weil das in Damaskus in Flammen aufgegangen ist, möchte Zahnmedizin studieren. Selbst mit Abitur wird das ein langer Weg, doch Alaa ist zuversichtlich. Sie fühlt sich in Deutschland sicher, und die Heidenfelder sind „so nice“ – so nett. „Ich denke, ich kann hier glücklich sein und die Schrecken in Syrien vergessen“, sagt sie zum Abschied leise.

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