Die routinemäßige Jahresversammlung der Jagdgenossenschaft Lindach fand reges Interesse. Um zu erfahren, wie es mit der Verpachtung der Jagd weitergeht und welche Baumaßnahmen in der Flur des Sonderkulturendorfs vom Vorstand um den Vorsitzenden Andreas Markert auf den Weg gebracht werden konnten, kamen 32 Grundholden in das FC-Sportheim. Dabei erstreckte sich der Berichtszeitraum von Oktober 2019 – da trat der jetzige Vorstand sein Amt an – bis September 2021. Zwischendurch konnte coronabedingt keine Versammlung abgehalten werden.
Zum Begriff „Grundholden“ sei hier Folgendes ausgeführt: Mit diesem Wort bezeichnet man Besitzer von jagdbaren Flächen, die sowohl einem Großgrund- als auch einem Kleinflächenbesitzer gehören können. Der Begriff hat einen historischen Ursprung, der auf das Zeitalter der Feudal- beziehungsweise auf die adelige Grundherrschaft zurückgeht. Bis ins 19. Jahrhundert gebrauchte man diesen Begriff in der täglichen Umgangssprache. Heute verwendet man dieses Wort kaum noch, insofern ist es in den verschiedenen Bevölkerungsschichten kein gängiger Begriff mehr.
Land gehörte dem Adel oder der Kirche
In den längst vergangenen Zeiten besaßen die Bauern in der Regel kein eigenes Land. Es gehörte dem Adel oder der Kirche. Die Grundherren verliehen (verpachteten) ihr Land als Lehen an die Bauern. Das waren eben die abhängigen Grundholden. Der Begriff „Hold“ bezeichnet einen abhängigen Diener, der dem Grundbesitzer hold war, das heißt treu ergeben sein musste, und der einen Treuschwur zu leisten hatte. Später, als die Bauern das Land als Eigentum erwerben konnten, schlossen sich diese innerorts zu so genannten Jagdgenossenschaften zusammen, die heutzutage noch bestehen.
In der Regel verpachtet die Jagdgenossenschaft das Bejagungsrecht auf den örtlichen Fluren für neun Jahre an ortsansässige Jäger. Die Reviere sind alles Niederwildjagden mit Rehen, Hasen, Kaninchen, Hühnervögeln und kleinem Raubwild. Dafür zahlt der Jagdpächter der Genossenschaft den so genannten Jagdschilling, der pro Jahr 2000 Euro beträgt. Den teilen sich die drei Jagdpächter untereinander. So läuft es in Lindach ab.
Einnahmen dürfen nicht zweckentfremdet werden
Mit dem Pachtschilling, eine wichtige Geldeinnahme der Genossenschaft, kann sie beispielsweise Flurwege instandsetzen oder, wie geschehen, Brunnen für die Bewässerung der Sonderkulturen bauen lassen. Das Geld aus dem Pachtschilling oder die Einnahmen aus der Gebühr, die für die Wasserentnahme aus den Brunnen zu entrichten ist, darf nicht zweckentfremdet werden. Das heißt, das Geld muss zwingend und ausschließlich für solche landwirtschaftlichen Strukturmaßnahmen Verwendung finden.
Vorsitzender Markert führte in seinem Rechenschaftsbericht aus, dass man vor kurzem Straßenbankette von der Firma Röde hat abtragen lassen. Diese Maßnahme wurde entlang der asphaltierten Flurstraßen auf einer Länge von sechs Kilometern durchgeführt. Dafür musste man 1500 Euro ausgeben. Das wurde im Vorstand einstimmig beschlossen. Jetzt kann das Regenwasser, das sich auf den wasserundurchlässigen Wegen ansammelt, ungehindert in den straßenbegleitenden Entwässerungsgraben abfließen und kommt, statt dass es ungenutzt verdunstet, dem Boden zugute.
Straße im Bereich der früheren Steinbrüche senkt sich ab
Ferner ist in der nächsten Zeit eine größere Baumaßnahme geplant. Auf dem Asphaltweg im Bereich der früheren Steinbrüche senkte sich die Straße erheblich ab. Dies kann zu ernsthaften Verkehrsgefährdungen führen. Da sei dringend Handlungsbedarf gegeben. Auch auf verschiedenen Schotterwegen hat der enorme Regen, der in diesem Jahr fiel, tiefe Gräben in die Fahrbahn gerissen, die aus Sicherheitsgründen dringend ausgebessert werden müssen.
Dritter Bürgermeister Gerd Endres meinte dazu, dass sich die Gemeinde Kolitzheim wohl an den Kosten in angemessener Weise beteiligen wird. Markert forderte die Versammlungsteilnehmer auf, dem Vorstand weitere notwendige Wegeausbesserungen zu melden. Zu gegebener Zeit wird der Vorstand die Mängel begutachten und, wenn sie gravierend sein sollten, auch veranlassen, dass sie behoben werden. Das Geld dafür könne zur Verfügung gestellte werden, wie Kassenwart Holger Englert in seinem Kassenbericht ausführte, zumal man durch die Jagdpacht und die Wassergebühren über die nötige Einnahmequelle verfüge.
Die Kassenprüfer Klaus Seger und Hubert Dotzel bescheinigten dem Kassenwart Englert eine einwandfreie Arbeit. Als Schlusspunkt stand noch die Verpachtung der Lindacher Jagd auf der Tagesordnung. Die Versammlung beschloss einstimmig, dass diese für die nächsten neun Jahre wiederum zum selben Preis an die bisherigen Jagdpächter Alfred Hegler, Albert Bedenk und Hubert Dotzel geht.