Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Alles ein paar Nummern größer als in Schweinfurt

Stadt Schweinfurt

Alles ein paar Nummern größer als in Schweinfurt

    • |
    • |

    Schweinfurt/Aschaffenburg Axel Teuscher war von 1995 an acht Jahre lang Geschäftsführer in der Disharmonie. Ihm sind die Kabarettwochen zu verdanken. Teuscher hat viel Neues in der etablierten Kulturwerkstatt bewirkt und geschaffen. Auch der Umbau geht auf seine Initiative zurück. Ende 2003 hat er sich für viele überraschend Richtung Aschaffenburg verabschiedet. Er leitet dort den Hofgarten, den Urban Priol einst aufgebaut hat.

    frage: Die Disharmonie hat einen wohlklingenden Namen. Dafür hat neben Jürgen Dahlke auch Axel Teuscher gesorgt. Warum verlässt man einen etablierten Laden und versucht es mit viel Risiko in einer völlig fremden Umgebung?

    TEuscher: Risiko? Sagen wir lieber Herausforderung. Das hat mich gereizt. In einer der bekanntesten deutschen Kleinkunstbühnen in einem spannenden Umfeld zu arbeiten, das fand ich sehr reizvoll. Und nach zehn Jahren Disharmonie ist ja ein Orts- und Klimawechsel für alle Beteiligten nicht das schlechteste. Sonst schleift man sich in allzu festgefahrenen Abläufen zu sehr ein.

    Urban Priol garantiert mit drei Auftritten im Monat ein volles Haus. Das allein wird aber nicht genügen, ein Haus mit über 200 Plätzen zu füllen. Wie ist die Resonanz auf das restliche Programm?

    TEuscher: So ähnlich wie derzeit bei allen Kleinkunstbühnen und Theatern im Land. Künstler mit relativ großer Medienpräsenz gehen immer gut, bei einigen wenigen reicht der legendäre Ruf, beim großen Rest müssen wir trommeln und werben. Aber wir erreichen im Umkreis von 50 Kilometern etwa 1,5 Millionen Menschen. Das Einzugsgebiet ist schon anders als in Schweinfurt. Dazu kommt der sehr gute Ruf des Hauses. Letztes Jahr hatten wir bei 160 Veranstaltungen 32 000 Besucher. Damit können wir zufrieden sein.

    Kann man das Publikum mit dem in Schweinfurt vergleichen?

    TEuscher: Die Aschaffenburger orientieren sich eher nach Hessen in den Großraum Frankfurt mit seinen übergroßen Kultur-und Freizeitangeboten. Das Fränkische hat es etwas schwerer als in Schweinfurt. Vielleicht ist man hier auch etwas wählerischer. Aber das ist auch logisch bei der Konkurrenz. Toll war die unglaubliche Vielfalt des Programms in der Disharmonie. Kabarett, Jazz, Folk, Theater, alles unter einem Dach. Und oft passt die Qualität. Das ist deutschlandweit fast einzigartig. Dafür ist die Resonanz auf unsere Arbeit in Aschaffenburg deutlich größer. Fernsehen, Radio, Zeitungsvielfalt. Das ist hier schon alles mehrere Nummern größer.

    Die Gastronomie haben Sie dem Betreiber der angegliederten Gaststätte übertragen. Wäre nicht mit einem zweiten Standbein auch gutes Geld verdient?

    TEuscher: Klar könnte man Geld verdienen, aber eben auch verlieren. Wir arbeiten sehr eng und kooperativ zusammen. Einige notwendige Kosten übernimmt das Lokal, dafür hat es bei Veranstaltungen die Theke. Im Moment bin ich mit der Konstruktion sehr zufrieden. Das war in der Disharmonie leider viele Jahre nicht so. Das muss bei der anstehenden Neuorganisation unbedingt besser werden.

    Wie sieht denn die Zusammenarbeit mit der Disharmonie aus?

    TEuscher: Wir arbeiten sehr eng zusammen. Wann immer sich eine Gelegenheit bietet, empfehle ich die Disharmonie und auch das Bockshorn (Würzburg) als weitere Auftrittsmöglichkeit. Dank der großen Bekanntheit des Hofgartens sind wir da etwas besser dran als die verhältnismäßig kleine Disharmonie. Da mussten wir immer noch erklären, warum sich ein Auftritt dort immer lohnt. Harry Rowohlt, Max Goldt, Bernhard Hoëcker. Das sind nur einige, die durch unsere enge Zusammenarbeit Erstkontakt mit Schweinfurt hatten.

    Sie arbeiten eng mit Urban Priol und mit Frank Markus Barwasser, alias Erwin Pelzig, zusammen. Wie verträgt sich denn die Doppelfunktion über den Aspekt hinaus, dass man die Stars dann leichter für den Hofgarten bekommt?

    TEuscher: Nun, Urban Priol hat eine Agentur, die die größte organisatorische Arbeit übernimmt. Bei Pelzig ist das schon etwas anderes. Da habe ich jährlich etwa 30 Veranstaltungen für ihn zu organisieren. Aber ich habe hier ein tolles Team von Leuten, die wirklich eine große Unterstützung sind. Nach wie vor gehört das Gebäude Urban Priol. Wir haben es von ihm gepachtet. Trotzdem: Die Kollegen sehen und wissen, was es bedeutet, sich für eine Theaterbühne auch noch hoch zu verschulden. Das erkennen die Kabarettisten gern an. Auch die "Stars", zumal Priol mittlerweile selbst einer der bekanntesten ist. Da spielt man gern.

    Wird der Hofgarten von der Kommune unterstützt?

    Teuscher: Unterstützt werden wir mittlerweile auch. Allerdings bekommen wir erst seit 2004 einen Zuschuss von der Stadt. Weniger als die Disharmonie in Schweinfurt. Dort schätzt man parteiübergreifend, was die Kulturwerkstatt leistet. Hier hat Urban Priol erst mal einen Millionenbetrag investiert, um aus einem alten Kino ein Schmuckstück zu machen, um dann jahrelang darum zu kämpfen, wenigstens eine kleine Förderung zu bekommen. Und manchmal glaube ich immer noch, dass einige Aschaffenburger Stadträte beziehungsweise die Verwaltung nicht kapieren, welches Juwel Urban Priol hierher gestellt hat und was es bedeutet, einen solch bekannten Künstler in der Stadt zu haben. Ich glaube, die Marketingstrategen in Schweinfurt hätten das viel eher erkannt und genutzt.

    Haben Sie den Wechsel nach Aschaffenburg schon einmal bereut?

    Teuscher: Nein. Schöne Stadt, tolle Umgebung, die Nähe zu Frankfurt - und kontaktscheu bin ich auch nicht.

    Mischt sich Urban Priol ein?

    TEuscher: Nein. Will und wollte er auch nie.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden