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SCHWEINFURT: Alles geschenkt!

SCHWEINFURT

Alles geschenkt!

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    Gerhard Nerowski, Carolin, 1998
    Gerhard Nerowski, Carolin, 1998

    Ein Neuanfang bedeutet immer auch Abschied. Das kann ein längerer Prozess sein wie bei den Museen und Galerien der Stadt, die schrittweise Abschied nehmen von Räumen und Ritualen, die nach dem Umzug in die Kunsthalle im ehemaligen Ernst-Sachs-Bad nicht mehr gebraucht werden. Nun also das zweite und endgültige Goodbye von der Halle Altes Rathaus, die mehr als 30 Jahre lang wichtiger Ausstellungsort war. Im Dezember war dort die letzte Jahresausstellung der Gruppe Schweinfurter Künstler unter Regie der Museen und Galerien zu sehen, nun heißt es „Geschenkt!“.

    Der Titel dieser allerletzten Ausstellung ist wörtlich zu nehmen. Gezeigt wird, was in den letzten Jahren ins Haus kam: von Stiftern, Spendern und Sponsoren, so der Untertitel. Genauer gesagt, seit dem Jahr 2000, als die ständige Ausstellung in der Galerie Alte Reichsvogtei zum letztenmal umgehängt und im Positionen-Katalog dokumentiert wurde.

    „Geschenkt!“ wird zeigen, wie wichtig, vielleicht sogar überlebenswichtig diese moderne Form des Mäzenatentums in Zeiten knapper Ankaufsetats ist. Unter den Gruppen, die die Museen und Galerien seit vielen Jahren begleiten und die durch gezielte Schenkungen die weißen Flecken im Bestand füllen, nennt Leiter Erich Schneider als erstes den Kunstverein Schweinfurt. Die neueste Schenkung, die „Semiramis“ von Otto Greis, wird in der Ausstellung zu sehen sein, außerdem zwei Dauerleihgaben des Vereins: eine „Sequenz“ von Franz Kochseder und „Xitang“ von Peter Wörfel.

    Seit vielen Jahren gewachsen ist auch die Beziehung zu einigen Sammlern, die regelmäßig ihre Schatztruhen öffnen, auf dass sich Schneider und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Andrea Brandl Kunstwerke aussuchen dürfen. Ein Ehepaar, das ungenannt bleiben möchte, sammelt seit langem gezielt in Richtung der Gruppen, die in den Sechzigern für eine neue Kunst, gegen Hierarchien und Konventionen eintraten. Gezeigt wird eine Arbeit von Heino Naujoks, der 1959 mit Helmut Rieger und Florian Köhler die Gruppe „WIR“ gegründet hatte, die sich später mit „SPUR“ zu „GEFLECHT“ formierte. Den Bereich Zen 49 deckt der Sammler Peter Stallbaum ab. Er hat sich auch schon sehr früh mit der DDR-Kunst auseinandergesetzt. Von seinen Schenkungen wird Michael Morgners „Bedrängter Mensch“ zu sehen sein.

    Sehr intensiv entwickelt hat sich nach Schneiders Worten die Beziehung zur Sparkassengalerie, der er bescheinigt, ein engagiertes und hochkarätiges Ausstellungsprogramm zu machen, von dem auch die Museen und Galerien profitieren. Unter anderem mit 50 Zeichnungen zur Serie „Rembrandt Ballett“ von Herbert Nauderer. Von den Künstlern, die bei den Museen und Galerien ausgestellt haben, gibt es nicht wenige, die immer wieder Werke schenken. Zu ihnen gehören die Schweinfurter Heinz Altschäffel, Peter Wörfel, Margarita Calvary, Ernst J. Herlet, Monika Dorband, von auswärts Frederic D'Ard, Jürgen Brodwolf, Günther Dollhopf, Merve Giehl, Friedemann Grieshaber, Maria Maier und Matschinsky-Denninghoff.

    Dann gibt es die Schenkungen, die vom Himmel fallen, wie es Schneider poetisch ausdrückt. Die Museen und Galerien geben überzählige Kataloge an die jeweiligen Künstler ab und erhalten dafür im „Austausch“ Werke, deren materieller Wert allein meist wesentlich höher liegt. Ein Beispiel: das große Ölgemälde „Mutter mein“ von Erwin Eisch. Manch älterer Künstler, der sein Haus bestellen will (auch das O-Ton Schneider), gibt so großzügig, dass stattliche Konvolute zusammenkommen, die wie bei Herbert Bessel von den Anfängen bis zum Spätwerk reichen.

    Angeregt von der Aktion „Mein Bild für die Kunsthalle“, schenkte Anneliese Huber, die Witwe von Isi Huber, ein Gemälde. Aus der Sammlung von Heinz und Lore Saffert, die inzwischen gestorben sind, durfte sich Schneider zu deren Lebzeiten einiges aussuchen. Zu sehen ist „Landschaft“ von Erwin Rainer Fasshauer. Hedwig Mühlemeier schenkte „Türme aus Münnerstadt“ ihres verstorbenen Sohnes Richard.

    Insgesamt werden rund 50 Arbeiten gezeigt. Im Katalog kommen einige der Schenkgeber zu Wort. Auch um zu zeigen, wie wichtig es ist, dass Menschen „so kreativ und großzügig auf die Notwendigkeit der Museen und Galerien reagieren, sich auf einige Erscheinungen in der Kunst konzentrieren zu müssen“. Das öffne vieles, auch den Blickwinkel, sagt Schneider und betonte, dass sich die Sammlung, wie sie sich jetzt darstellt, durchaus sehen lassen könne.

    „Geschenkt! – Von Stiftern, Spendern und Sponsoren“ – Halle Altes Rathaus. Eröffnung 24. April, 19 Uhr. Bis 6. Juli.

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