Manchmal liegen Zufall und Glück nahe beieinander - wie kürzlich in Grafenrheinfeld. Walter Kaspar hat schon lange ein Faible für die Geschichte seiner Heimatgemeinde. Deshalb beantragte er vor einiger Zeit im gemeinderätlichen Bauausschuss die ordnungsgemäße Freilegung eines sogenannten Basissteins oder Dammbalkenverschlusses, einst Schutz gegen Hochwasserereignisse, dazu noch die Gestaltung einer Infotafel. Der steinerne Zeitzeuge liegt - wie die eingravierten Pegelstände verraten - seit mindestens 180 Jahren am Hermasweg in der Nähe vom "Schwedenloch" gleich hinter der Kleingärtenanlage an der Gochsheimer Straße. Gemeinsam mit einem gegenüberliegenden Basisstein, der allerdings seit der Flurbereinigung verschwunden ist, und einem hölzernen Einsatz schützte das Konstrukt das oft arg gebeutelte Grafenrheinfeld vor eindringendem Hochwasser. Nicht immer erfolgreich! Wie die von Walter Kaspar und Ernst Pabst zusammengetragenen Informationen zeigen, wurde Grafenrheinfeld im Laufe seiner Geschichte gleich mehrfach aus Richtung Gochsheim oder Sennfeld überflutet.
Historische Hochwasserereignisse
Gravierende Ausmaße hatte 1342 das 1000jährige Magdalenen-Hochwasser mit dem höchsten, je gemessenen Wasserstand. Doch auch in darauffolgenden Jahrhunderten und selbst nach der Mainbegradigung (1823) kam es immer wieder zu Dammbrüchen und schwerwiegenden Hochwasserereignissen. Das letzte große Hochwasser überschwemmte 1909 den Ort und überschritt dabei den Normalpegelstand um fünf Meter.

Im Bauausschuss kam die heimatgeschichtliche Idee von Walter Kaspar gut an und der Antrag bekam grünes Licht. Der rechtsseitige Basisstein wurde vom Bauhof ordnungsgemäß freigelegt, die Infotafel von Gemeindeseite in Auftrag gegeben.
Doch dann geschah etwas, das Kaspar heute als "kleines Wunder" bezeichnet: Im August fanden nämlich Bauarbeiter bei Erdarbeiten im benachbarten Maintal, das bis zur Gebietsreform Mitte der 1970er Jahre teils zur Gemarkung Grafenrheinfeld gehörte, einen großen, merkwürdig behauenen Steinbrocken. Der Fund wurde dem Grafenrheinfelder Bauhof gemeldet und machte den dortigen Leiter Karl-Heinz Ottl so stutzig, dass er Walter Kaspar informierte.
Zufälliger Fund
Ein "historischer Glücksfall", wie Walter Kaspar rückblickend begeistert feststellt, denn der Steinbrocken entpuppte sich als das seit über 40 Jahren verschwundenen linke Pendant des Dammbalkenverschlusses. Mit Hilfe des Gemeindebauhofes wurde der verlorene Basisstein kürzlich dann wieder - zwar eher symbolisch in kürzerer Entfernung - gegenüber vom rechten Basisstein gesetzt, Walter Kasper hat dazu noch einen - auch wieder symbolischen - Dammbalken gezimmert.
Die schweren alten Basissteine sind nicht wirklich wertvoll, haben aber für heimatgeschichtlich interessierte Menschen wie Walter Kaspar und Ernst Pabst einen unschätzbaren historischen Wert. Das weiß auch Bürgermeister Christian Keller im Namen der Gemeinde zu schätzen. Er findet es immens wichtig, "dass es Bürger gibt, die mit ihren Bemühungen die Geschichte ihrer Heimat der Allgemeinheit zugänglich machen".
Ein Lob schickte Kaspar auch in Richtung Wasserwirtschaftsamt; von dort versorgte Mathes Limprecht die Ortshistoriker mit statistischen Aufzeichnungen über historische Pegelstände. Große Unterstützung kam dazu auch von Susanne Spiegel vom Schweinfurter Stadtarchiv.
Mit der neuen Hinweistafel kommen nun aber auch Wanderer, Spaziergänger und Fahrradfahrer in den geschichtsträchtigen Informationsgenuss, schließlich liegt das historischen Zeitzeugnis im gut frequentierten Einzugsbereich vom Altmain-Rundwanderweg und gleich neben den neu angelegten Grünflächen des Maintals.