

Sie ist ziemlich einzigartig in der Region: die Alte Kirche von Schonungen. Das unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus ist nicht nur eines der wertvollsten Denkmäler im Landkreis Schweinfurt, sondern hat sich vor allem alshochwertiges Kulturzentrumeinen Namen gemacht. Hier finden Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen und Lesungen statt. Das Kirchenschiff ist für 200 Gäste bestuhlt. Auf Höhe des Kirchturms befindet sich eine Bühne, ausgestattet mit Tonanlage, Beleuchtung, Verdunkelungsanlage, Beamer und Großleinwand. Für die Bewirtung gibt es im Eingangsbereich eine Theke. Seit einigen Jahren kann das historische Gotteshaus auch für private Feste genutzt werden.Bürgermeister Stefan Rottmann hat im Kirchenschiff seine Hochzeit gefeiert. Doch können solche Veranstaltungen dort auch künftig noch stattfinden?

Die Nutzung steht in Frage, weil sich der grün-violette Schilfsandstein an der Außenfassade regelrecht auflöst. Immer wieder brechen kleinere und größere Stuckelemente vor allem am Hauptportal herunter. Die Gemeinde hat den Eingangsbereich inzwischen gesperrt. Der Veranstaltungsraum ist zwar noch über den Seiteneingang zugänglich, dieser ist aber nicht barrierefrei. Außerdem fällt durch die Absperrung ein großer Teil der bei Festen und Feiern genutzten Außenfläche weg.

Bürgermeister schrieb Brief an den Bischof



Schon vor zwei Jahren hatte sich Bürgermeister Stefan Rottmann deshalb hilfesuchend an die Katholische Kirchenstiftung gewandt. Sie ist Eigentümer des Gebäudes und hat der Gemeinde die Nutzung der Alten Kirche für 25 Jahre überlassen. In dem 2003 abgeschlossenen Vertrag ist aber geregelt, dass die Kirchenstiftung keine Verpflichtung übernimmt, das Grundstück und das Bauwerk in einem funktionsfähigen Zustand zu halten. 2018 machte Rottmann deshalb einen Vorstoß beim Bischöflichen Bauamt der Diözese Würzburg. Doch auch hier fand er kein Gehör, bekam nach eigenen Angaben keinerlei Rückmeldung. In seiner Not wandte sich der Bürgermeister im März diesen Jahres schließlich an den damals neu ernannten Bischof Franz Jung. In einem zwei Seiten langen Brief listete er die Dringlichkeit der Sanierung auf, wies auf die große Bedeutung des historischen Gotteshauses für die Region hin und erinnerte an die Verantwortung der Diözese für den Erhalt des Baudenkmals. Rottmann lud den Bischof auch nach Schonungen ein, damit er sich selbst einen Eindruck von der Alten Kirche machen könne. Die Antwort kam schnell und war kurz: Den Besuch in Schonungen lehnte der Bischof ab, das Anliegen des Bürgermeisters delegierte er zurück an das Bischöfliche Bauamt. Und von dort kam dann im April der Verweis auf den Nutzungsvertrag, wonach die politische Gemeinde die Verkehrssicherheitspflicht für das Gebäude trägt und "die erforderlichen Maßnahmen zur akuten Schadens- und Unfallvermeidung" zu ergreifen habe. Rottmann sieht das anders: "Das geht deutlich über die normale Verkehrssicherungspflicht der Gemeinde hinaus."
Zur Klärung des Sachverhalts gab es nun am Dienstagabend einen Ortstermin mit Vertretern der Gemeinde, der Katholischen Kirchenstiftung und Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano an der Alten Kirche. Die gute Nachricht: "Wir waren uns alle einig, dass etwas passieren muss", fasst Rottmann das Ergebnis zusammen. Restaurator Petro Schiller, der bereits im Oktober 2017 einen Schadensbericht erstellt hat und darin auf den "dringenden Handlungsbedarf" hinweist, wurde laut Rottmann noch vor Ort beauftragt, zwei Kostenaufstellungen zu machen. Eine für die "sofort notwendigen Baumaßnahmen", die zweite für eine komplette Fassadeninstandsetzung. Laut Restaurator Schiller ist eine partielle Restaurierung aufgrund der über die gesamten Fassade verteilten Schäden nicht möglich. Eine Kostenschätzung wagt niemand abzugeben.
Bürgermeister Rottmann: "Die Gemeinde steht zu ihrer Baulast am Kirchturm."
Rottmann wertet dieses Ergebnis erst einmal als Erfolg, auch wenn noch nicht geklärt ist, wer bei einer Fassadensanierung letztlich als Bauherr auftritt und die entstehenden Kosten trägt. An ein freiwilliges finanzielles Engagement der Gemeinde ist aber nicht zu denken. Das stellt Rottmann gleich klar. Denn Schonungen befindet sich selbst in einer schwierigen finanziellen Situation und bekommt Staatszuschüsse in Form von Stabilisierungshilfen. "Die Gemeinde steht aber zu ihrer Baulast am Kirchturm", versichert Rottmann, den entsprechenden gemeindlichen Anteil der Investitionen zu tragen.
"Nach fast zwei Jahren der Ungewissheit brauchen wir dringend Klarheit über die Zukunft der Alten Kirche in Schonungen."
Stefan Rottmann, Bürgermeister

Inzwischen hat sich auch Bezirksheimatpfleger Klaus Reder eingeschaltet. Er schlägt einen Runden Tisch mit Vertretern des Amts für ländliche Entwicklung, der Denkmalpflege, der Städtebauförderung und des Bezirks sowie den Verantwortlichen von Gemeinde und Kirche vor. Für eine Sanierungsmaßnahme könnten verschiedene Fördertöpfe angezapft werden. Rottmann ist dankbar für jede Unterstützung: "Nach fast zwei Jahren der Ungewissheit brauchen wir dringend Klarheit über die Zukunft der Alten Kirche in Schonungen." Sein Wunsch ist eine "Sanierung von Grund auf". Denn das 1858 nach Plänen des Barockbaumeisters Balthasar Neumann erbaute Gotteshaus steht im Zentrum von Schonungen an exponierter Stelle und ist gut sichtbar. Dank des Engagements vieler Bürger, die sich 1993 zusammentaten, konnte das seit 1961 leerstehende Gotteshaus wieder einer Nutzung zugeführt werden. Mit großem ehrenamtlichen Engagement und dank vieler Spenden wurde das Kirchenschiff nach und nach restauriert und zu einem Veranstaltungssaal umgebaut. Der 1999 gegründete Freundeskreis Alte Kirche Schonungen und die Gemeinde finanzieren die jährlichen Betriebs- und Bewirtschaftungskosten.
Rottmann ist nach dem Ortstermin nun zuversichtlich, dass sich die Diözese mit einer Sanierung auseinandersetzen wird. Die kurzfristig notwendigen Arbeiten sollen noch bis Ende 2019 erledigt werden. Und für alles weitere "darf es keine Denkverbote geben", wünscht sich Rottmann.