Die Stadt hat ein weiteres Altlastengebiet im Griff – das der ehemaligen Farbenfabrik Bellevue an der Wern. Der mit Arsen und Schwermetallen belastete Boden in Nachbarschaft zu den Sportstätten der DJK ist ausgetauscht. Der Radweg und die Uferbepflanzung sind angelegt.
Als Verdachtsfläche war der Standort schon in den 1990er Jahren eingestuft. Den Nachweis von „erheblichen“ Mengen an giftigen Stoffen im Boden und im Grundwasser erbrachten von 2006 bis 2008 Untersuchungen des Wasserwirtschaftsamtes und der Eigentümer (ein Wohnungseigentümergemeinschaft und die Stadt). Der dann im Jahr 2013 aufgestellte Sanierungsplan wurde unter Federführung der Stadt ab September 2015 umgesetzt. Durch den Bodenaustausch soll jetzt der Austrag von Schadstoffen um 90 Prozent reduziert sein.
Ufer gerodet
Im Februar 2015 wurden in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde Bäume und Büsche gerodet. Mehrere große Erlen und Kastanien blieben allerdings stehen. Kanäle wurden ausgebaut und ein Glasfaserbündel der Telekom war frei- und umzulegen.
Da das Umfeld und Teile des Sanierungsbereiches von den Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg betroffen waren, mussten während des Aushubs mehrfach Kampfmittelsondierungen durchgeführt werden. Wegen der an der Bellevue siedelten Biber war außerdem im Bereich des Flusses ein Bypass anzulegen, mit dem ein Biberdamm umgangen wurde, und der eine gezielte Absenkung des Wasserstandes erlaubte.
9650 Tonnen Aushub
Da die Baustelle keinen Platz für ein Zwischenlager bot, wurde der Aushub sofort auf Lastwagen verladen und zur Deponie Rothmühle transportiert. Dort konnte nach Ende der Altlastensanierung in Schonungen die eigens für diesen Zweck errichtete Deklarationshalle angemietet und das Material getrennt nach dem Grad der Verschmutzung in 15 Boxen bis zur Entsorgung zwischengelagert werden.
Um den belasteten Boden, der bis an das Wohnhaus Euerbacher Straße 10 bis 16 reichte, möglichst umfangreich zu entfernen, musste zunächst am Gebäude abschnittsweise der kontaminierte Untergrund ausgehoben werden. Die Gruben wurden sofort wieder mit intaktem Erdreich verfüllt.
Zwischen Wohnhaus und Wern wurde das kontaminierte Erdreich bis zu einer Tiefe von vier Metern abgetragen. Insgesamt waren 9650 Tonnen Aushub abzufahren; darunter auch 5000 Tonnen gering belastetes Material, das auf der Rothmühle blieb. Der Rest wurde je nach Belastung behandelt und auf Deponien in Sachsen und Thüringen gebracht. Mittlerweile haben Proben in der Aushubgrube den Erfolg der Sanierung dokumentiert.
Unfallschwerpunkt beseitigt
Die Verfüllung im Bereich des Privatgeländes stellte den ursprünglichen Zustand des Geländes wieder her. Ein Spielplatz wurde komplett erneuert. Die Böschung an der Wern ist modelliert und bepflanzt. Der Werntal-Radweg bekam im Bereich des Sanierungsgebietes statt der früheren wassergebundenen Decke eine Asphaltbelag. Auch wurde so der bisherige Unfallschwerpunkt im Kreuzungsbereich mit der Euerbacher Straße entschärft.