Das war eine zentrale Aussage beim zweiten Fachgespräch zur Vorbereitung eines integrierten Handlungskonzepts für das Programm „Soziale Stadt“, in das Gerolzhofen aufgenommen werden möchte. Diesmal ging es um die Komplexe Bauen und Wohnen, Verkehr und Umwelt.
Ruth Nöth weiter zu den Altstadt-Immobilien: Obwohl es an den entscheidenden Kriterien für Wohnungen fehle, herrsche bei den Besitzern meist eine überzogenen Preisvorstellung, weil sie glaubten, die zentrale Lage ihrer Immobilie sei wertsteigernd. Der Kunde frage aber in erster Linie nach einer Stellfläche, einem Gärtchen oder einem Balkon. Deswegen herrsche auf dem Altstadt-Immobilienmarkt ganz wenig Bewegung, bei ganzen Häusern allerdings noch eher als bei Wohnungen.
Das bestätigte Elke Kraier. Wünschenswert wäre eine Lockerung der Denkmalschutz-Bestimmungen. Nicht ausgeführte Renovierungen führen oft zu Leerständen und Verfall von Häusern, so die Immobilien-Expertin.
„Mit uns kann man reden. Aber oft werden gar keine Kontakte zu uns hergestellt“, entgegnete Bernhard Joos von der Unteren Denkmalschutzbehörde am Landratsamt Schweinfurt. Joos nannte als Beispiel die Alte Vogtei, wo zusammen mit dem Investor eine Lösung erzielt wurde und somit eine hoch geförderte Sanierung zustande kam. Andererseits gebe es in der Stadt mindestens fünf Problemfälle, das heißt alte Immobilien, die gar nicht mehr zu bewohnen sind.
Lieber auf die grüne Wiese
Auch Bürgermeisterin Irmgard Krammer beobachtet, dass in der Altstadt Leerstände einfach akzeptiert werden und Besitzer lieber auf der grünen Wiese neu bauen. Dazu komme, dass Neubauten in der Altstadt nach dem Städtebauförderungsprogramm nicht förderfähig sind. Elke Kraier ergänzte, oft halte auch eine unattraktive Umgebung entweder durch Nachbarhäuser oder durch die ganze Straße, einen Hausbesitzer im Zentrum von einer Renovierung ab.
Wenn überhaupt jemand nach einer Wohnung in der Innenstadt suche, dann sind das meistens ältere Interessenten, die keine großen Wege zum Arzt oder Einkaufen auf sich nehmen möchten, so Ruth Nöth. Für solche Menschen könne das geplante Baugebiet an der Friedenstraße bald eine Möglichkeit zum Immobilien-Erwerb bringen, warf Stadtrat Werner Ach in die Diskussion.
Bernhard Bedenk von der Unterfränkischen Überlandzentrale in Lülsfeld sprach von einem „Förderdschungel“, in dem sich Hausrenovierer oft nicht auskennen und von manchen Programmen gar nichts wissen. Bedenk wusste einen weiteren Grund, warum so wenig renoviert wird: Um eine Altbau zu heizen, muss ein Altbau-Bewohner durchschnittlich 20 Euro pro Quadratmeter und Jahr aufbringen. „Das ist ein Drittel der Jahresmiete.“ Im Neubau seien es dagegen nur zwei bis acht Euro.
Aus Schwächen Vision entwickeln
Ein großes Problem sieht Stadtrat Thomas Vizl in der Schuhstraße. Dort werden in einigen Jahren nur noch ältere Menschen leben. Besonders die hohe Verkehrsfrequenz mache diese Straße unattraktiv, pflichtete Bürgermeisterin Krammer bei.
Genau um solche Probleme gehe es beim Programm „Soziale Stadt“, erklärte Christian Heck von der Regierung von Unterfranken. Es gelte, solche Schwächen auszuloten und daraus eine Vision zu entwickeln.
Eine weitere dieser Schwachstellen sieht Thomas Vizl im ehemaligen Köhler-Anwesen am Marktplatz. In Bamberg, so Stadtplaner Markus Schäfer vom Büro transform, das sich in Gerolzhofen um das Areal Bahnhofstraße/Friedenstraße Kolpingstraße kümmert, habe man solche Anwesen mit niedriger Deckenhöhe zu Ferienwohnungen umgebaut. Die seien attraktiv, denn viele Menschen halten es für abenteuerlich, einmal ein Wochenende in einem Haus mit einer Deckenhöhe von 2,20 Meter zu verbringen.