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SCHWEINFURT: Amerika-Haus in Schweinfurt wurde 1948 eröffnet

SCHWEINFURT

Amerika-Haus in Schweinfurt wurde 1948 eröffnet

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    Mit Infobroschüren versuchte die Army, die Deutschen zu demokratisieren. Punkt 4 widmete sich Gesundheit und Bildung.
    Mit Infobroschüren versuchte die Army, die Deutschen zu demokratisieren. Punkt 4 widmete sich Gesundheit und Bildung.

    Am 11. Mai 1948 berichtete „Der Volkswille“ (das Schweinfurter Tagblatt erschien erst ab 1. Oktober 1949 wieder) über die „Eröffnung des Amerika-Hauses“. Eine im Hof der Friedenschule stehende Baracke war ausgebaut worden. Die Bücherei darin die erste Kultur-Einrichtung. Die Amerika-Häuser waren freilich mehr als Büchereien. Sie gehörten zum Programm der Amerikaner, um den Deutschen Demokratie beizubringen. In der Schulhofbaracke gab es Diskussionsabende, Lichtbildervorträge und im Freien wurden Filme vorgeführt.

    Wohl 1951 zog das Amerika-Haus in den Seitenflügel des nicht weit entfernten Ernst-Sachs-Bades, heute ist dort die Kunsthalle untergebracht. Ein erster deutscher Leiter hieß Gärtner, erinnert sich der pensionierte Pfarrer Dieter Schorn. Ihm folgte der spätere Theaterleiter, der 2013 verstorbene Günther Fuhrmann. Er leitete die Einrichtung im 1. Stockwerk des Arkadenbaus bis 1955. 1956 wurde das Amerika-Haus aufgelöst.

    Möglichst bald soll es wieder ein Amerika-Haus in Schweinfurt geben. Die Schweinfurter SPD will, dass es im Kopfbau (Gebäude 206) auf dem Headquarter-Paradeplatz der Ledward-Kaserne unterkommt. Auch mit Blick auf den nebenan geplanten I-Campus sei das der ideale Standort. Der von Werner Bonengel gestellte Antrag wurde im April 2015 vom städtischen Haupt- und Finanzausschuss zwar abgelehnt (3:12). Die Idee als solche aber begrüßt. Die Mehrheit wollte erst den städtebaulichen Wettbewerb für Ledward abwarten.

    Das Amerika-Hauses als„ganz persönliches Anliegen“

    Antragsteller Bonengel ist Ende 2015 ausgeschieden. Er hat damals erklärt, sich politisch raushalten zu wollen. Ein Amerika-Hauses sei ihm aber ein „ganz persönliches Anliegen“, weshalb er sich doch noch einmal zu Wort melde, „damit es nicht vergessen wird“.

    Dass die SPD-Fraktion die Rückkehr genauso vehement fordert, bestätigten Vorsitzender Ralf Hofmann und der geschichtsbewusste Peter Hofmann. Es sei ein Gegengewicht zum musealen Bereich, „man muss das eine tun und das andere nicht lassen“, sagt Ralf Hofmann. „Ein Amerika-Haus ist aus historischen und kulturellen Gründen unbedingt nötig“, sagt der Stadtratskollege.

    Im Januar 1946 eröffnete in München das erste dieser Bildungs- und Kultureinrichtungen noch unter dem Namen United States Information Center (USIC). Ende 1947 hatte sich der Name Amerika-Haus durchgesetzt, schreibt Daniela Kühnel (Rödelsee) in der Broschüre „Schweinfurt und seine Amerikaner“. Die Stadt hat sie anlässlich des Abzugs der Amerikaner in der Reihe „Schweinfurter Museumszeitschriften“ 2014 veröffentlicht.

    Deutsche Mitarbeiter

    Die Amerikaner suchten nach deutschen Mitarbeitern für das Amerika-Haus. Einer war der mittlerweile auch verstorbene Hans Welti (Jahrgang 1921), der nicht nur für Vorführung von Filmen, sondern auch für die Ausbildung künftiger Filmvorführer zuständig war. Ausführlich schilderte Fuhrmann in einem Interview mit dieser Redaktion im Jahr 2007, wie das ablief im Amerika-Haus, im 1. Stockwerk der Sachs-Bad-Arkaden. Als regelmäßigem Nutzer der Bibliothek im Würzburger Amerika-Haus war man auf Fuhrmann aufmerksam geworden. Die Amerikaner boten ihm an, einen Vortrag über Hemingway zu halten. Der gefiel offenbar so gut, dass Fuhrmann mit amerikanischen Militärzügen quer durch die Lande zog und über Hemingway sprach.

    Dann sollte er das Amerika-Haus in Bad Kissingen managen. Ende 1951 wurde Fuhrmann diese Rolle in Schweinfurt übertragen. Den ihm vom auswärtigen Dienst der USA erteilten Auftrag beschrieb er so: Den Deutschen die amerikanische Zivilisation und Kultur näherzubringen und sie zu guten Demokraten umerziehen.

    Fuhrmann konnte das Programm frei gestalten. Einzige logische Bedingung war: nichts Antiamerikanisches. So kommt es, dass deutsche Politiker und Autoren Vorträge hielten. Es gab Filme, Autorenlesungen und Diskussionen über amerikanische Politik, Philosophie und Literatur. Aber auch über die Frage, wie lange die „Besatzung“ wohl dauert, wurde diskutiert.
    Die Schweinfurter kamen  in Scharen
    Die Schweinfurter kamen jedenfalls in Scharen ins Amerika-Haus, weil es ja sonst noch nichts Kulturelles gab. Fuhrmann etablierte einen German-American-Bridge-Club, bei dem abwechselnd deutsche und amerikanische Frauen fürs Essen sorgten. 1956 war das Kapitel Amerika-Haus dann aber plötzlich beendet.

    Seine Wiederbelebung auf moderne Weise will nun die SPD. Ein Amerika-Haus sehe man „als Freiraum für Kultur und Stadtentwicklung in einer offenen und zukunftsorientierten Stadt“. Es solle Raum bieten für die gerade jetzt an Bedeutung zunehmende Integrationsarbeit. Die Lage nahe dem Internationalen Campus der Fachhochschule mit jungen Leuten aus aller Welt „bietet dafür zahlreiche Ansätze“, sagt Bonengel.

    Natürlich müsse darin auch auf die Zeit der Amerikaner in Schweinfurt zurückgeblickt werden. An ein Museum sei aber nicht gedacht. Gleichzeitig soll das Amerika-Haus – wie damals im Sachs-Bad – als Haus der Volksbildung breite kulturelle Entfaltungsmöglichkeiten eröffnen, in dem auch die NS-Vergangenheit der Stadt speziell an diesem Standort nicht ausgespart werden dürfe. Es gebe keine geeigneteren Standort als das Gebäude 206 in der Ledward-Kaserne.

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