Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Landkreis Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

LÖFFELSTERZ: An Lichtmess werden die Kerzen geweiht

LÖFFELSTERZ

An Lichtmess werden die Kerzen geweiht

    • |
    • |
    Brauch zu Lichtmess: Auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer der Familie Karg stapeln sich bereits die Osterkerzen, die am Sonntag geweiht werden.
    Brauch zu Lichtmess: Auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer der Familie Karg stapeln sich bereits die Osterkerzen, die am Sonntag geweiht werden. Foto: Fotos: Ursula Lux

    Es ist sieben Jahre her, da kam Gabriele Kaisers Tochter Anna aufgewühlt von der Schule nach Hause. Sie hatten im Unterricht Besuch von Frank Weber, der von seiner Arbeit mit den Straßenkindern in Bolivien erzählte. „Da muss man doch was machen!“, meinte die damals 13-Jährige. Gemeinsam mit der Mutter wurde „hin und her überlegt“. „Schließlich kamen wir auf die Idee, Osterkerzen zu basteln und sie zu verkaufen“, erinnert sich Gabriele Kaiser. 50 Stück waren es im ersten Jahr, „die ersten waren noch nicht so professionell und haben noch nicht so schön ausgesehen, aber weggegangen sind sie doch“, erzählt die Mutter.

    Aber bevor die Kerzen an Ostern zum Verkauf angeboten wurden, trug die Familie sie am Lichtmesstag in die Kirche zur Segnung. „Das war mir sehr wichtig, das ist der Kerzenweihetag, das ist man doch von früher so gewohnt“, erklärt Gabriele Kaiser.

    Am zweiten Februar wird Mariä Lichtmess gefeiert. Das Fest, das seit der Liturgiereform in den 1960er Jahren wieder „Darstellung des Herrn“ heißt, wird 40 Tage nach der Geburt Jesu gefeiert und erinnert an das jüdischen Ritual, dass das erstgeborene Kind Eigentum Gottes ist und zu einem Opferritual in den Tempel gebracht werden musste. Gleichzeitig schrieb das Gesetz des Mose vor, dass man 40 Tage nach der Geburt eines Jungen (80 Tage nach der eines Mädchens) zu einem kultischen Reinigungsritual in den Tempel gehen musste.

    Lichterfest in Rom

    Im alten Rom dagegen feierte man am selben Tag ein Lichterfest, bei dem römische Frauen in Erinnerung an den Raub der Proserpina mit Fackeln durch die Stadt zogen. Im Brauchtum verschmolzen diese unterschiedlichen Feiern miteinander und so wurde das Fest Darstellung des Herrn auch zum traditionellen Tag der Kerzenweihe in den katholischen Kirchen Bayerns.

    Gabriele Kaiser erinnert sich noch gut an früher: „Als ich ein Kind war, haben die Leute alle ihre Kerzen fürs ganze Jahr weihen lassen.“ Es gab beispielsweise die Gewitterkerzen, die bei Gewittern brannten, und Sterbekerzen, denn die Toten wurden ja noch zuhause aufgebahrt. In letzter Zeit, findet Gabriele Kaiser, würden wieder mehr Kerzen am Lichtmesstag in die Kirche gebracht, aber „die Jungen legen halt nicht mehr so viel Wert drauf“, das weiß sie auch. Dennoch ist sie der Überzeugung: „Man kann doch nicht alles Althergebrachte wegschmeißen, ein bisschen was muss man schon erhalten.“ Auch Pfarrer Heinrich Knauer (Sennfeld) stellt fest, dass die Tradition der Kerzenweihe mehr und mehr zurückgeht, dennoch knüpft er an altes Brauchtum an und macht zumindest mit den Kindern wieder ein kleine Lichterprozession durch die Kirche.

    Ihre Osterkerzenaktion führt Gabriele Kaiser jedenfalls bis heute fort. Die Tochter ist inzwischen berufstätig und „rausgewachsen“, aber ab und zu hilft sie auch noch mit und für Gabriele Kaiser ist das Kerzenbasteln auch keine Arbeit. „Das beruhigt ein wenig und ist ein Ausgleich.“

    Die Aktion ist zu einem Erfolgsrezept geworden, bereits im zweiten Jahr wurden 180 Kerzen gebastelt und nach drei Jahren übergab die Familie rund 1000 Euro an Pater Albert Weise, der in Brasilien mit Straßenkindern arbeitet. Seit 2012 bleibt das Geld sozusagen in der Nachbarschaft. Der Nachbar Rudolph Karg engagiert sich für notleidende Menschen in Bosnien, er bekommt jetzt das Kerzengeld. Im ersten Jahr ging es an ein Altenheim, dann an die Aktion „Milch und Brot für Kinder“ und heuer bekommen es die „Mütter in Not“, alles Projekte der Bosnienhilfe von Karg.

    Die Leute sind ehrlich

    Auch dieses Jahr werden also wieder selbst gebastelte und geweihte Kerzen in den Kirchengemeinden der Pfarreiengemeinschaft „Maria Königin vom Kolben“ stehen. Selbst verkauft hat Kaiser die Kerzen nur im ersten Jahr, jetzt steht einfache in Kasse daneben. „Die Leute sind ehrlich und wenn nicht, müssen sie das mit sich selbst ausmachen, meint sie. Aber bisher habe es immer gepasst.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden