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SCHWEINFURT: Anne Maar erzählt über ihr Leben als Kinderbuchautorin und Theaterchefin

SCHWEINFURT

Anne Maar erzählt über ihr Leben als Kinderbuchautorin und Theaterchefin

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    Anne Maar: Kinderbuchautorin und Leiterin des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach beim Gespräch in Schweinfurt.
    Anne Maar: Kinderbuchautorin und Leiterin des Fränkischen Theaters Schloss Maßbach beim Gespräch in Schweinfurt. Foto: Foto: Katharina Winterhalter

    Genau betrachtet hatte Anne Maar gar keine Wahl. Sie war die Kronprinzessin in Maßbach, außer ihr gab es niemanden in der Familie, der die Nachfolge der Prinzipalin Lena Hutter hätte antreten wollen. Wenn sie, die Enkelin, es nicht gemacht hätte, was wäre aus dem 1946 gegründeten Fränkischen Theater Schloss Maßbach geworden? Es wäre wohl das Ende gewesen. Als Anne Maar davon erzählt, geht ein leises Raunen durch den Saal im Martin-Luther-Haus. An diesem Nachmittag beim Evangelischen Frauenbund sitzt wohl kaum jemand im Publikum, der das kleine Theater nicht schon besucht hat.

    Aber wer im Saal weiß schon, wie schwer Anne Maar die Entscheidung damals fiel? Davon erzählt sie nun im Rahmen der Schweinfurter Frauenwochen. Die Fragen stellt sehr einfühlsam Marianne Jauernig-Revier.

    Eigentlich ist Anne Maar erfolgreiche Kinderbuchautorin, hat fast 20 Bücher geschrieben. Das ist die eine Seite. Die andere ist ihre überaus enge Beziehung zu Maßbach. Als Kind hatte sie ihre Ferien bei der Großmutter verbracht, seit 1998 war sie die unentbehrliche Assistentin, das lebende Notizbuch der Lena Hutter. Nach deren Tod 2003 übernahm Anne Maar das Theater als künstlerische Leiterin, Geschäftsführerin und Hausverwalterin in Personalunion.

    Der Anfang war nicht leicht. Anne Maar trauerte um ihren Beruf, fühlte sich überfordert. Plötzlich hatte sie Verantwortung für einen Betrieb mit 40 fest angestellten Mitarbeitern, für einen Spielplan mit elf Stücken pro Jahr, für einen Etat von einer Million Euro. Sie musste Wirtschaftspläne schreiben und Spielpläne erarbeiten. Zeit zum Schreiben blieb lange Zeit nicht.

    Seit Kurzem schreibt Anne Maar wieder, aber die Geschichten werden kürzer. Außerdem überarbeitet sie die Bücher, die die Verlage vom Markt genommen haben. In diesem Fall erhält der Autor die Rechte zurück und kann seine Werke neu anbieten. Als Beispiel hat Maar das gerade wieder erschienene Kinderbuch „Der Sprung ins Wasser“ mitgebracht, für das sie eine neue Geschichte geschrieben hat. Der Titel passt gut auf ihr eigenes Leben. Als sie dann noch von den drei Theaterstücken erzählt, die sie mit ihrem Co-Autor Christian Schidlowsky verfasst hat, staunt Marianna Jauernig-Revier über das gewaltige Arbeitspensum der 47-Jährigen.

    Aber auch für die Schauspieler in Maßbach sind die Tage lang und anstrengend. Text lernen, vormittags Probe, abends Probe oder Vorstellung. Am Wochenende wird im Haus gespielt, unter der Woche reist die Truppe zu Gastspielen. 300 Vorstellungen im Jahr, rund 60 000 Zuschauer. Maßbach ist zwar ein Privattheater, hat aber die Funktion einer Landesbühne und bekommt Zuschüsse von den Landkreisen der Region und der Stadt Schweinfurt. Die Zuschauerzahlen sind konstant, sagt Anne Maar, die Zuschüsse auch. Trotzdem können viele Ideen nicht realisiert werden, verdienen Schauspieler und Angestellte weniger als anderswo, der Finanzrahmen ist sehr eng.

    Das alles muss beim Spielplan berücksichtigt werden. Auf die Frage, nach welchen Kriterien sie die Stücke auswählt, kommt eine längere Antwort. Ist das Stück besetzbar? Ist es heute noch gesellschaftlich relevant? Können es an die großen Gastspielhäuser Schweinfurt, Fürth und Aschaffenburg verkauft werden? Sind die Tourneerechte an dem Stück zu haben? Wer ist der geeignete Regisseur? Passt es auf die Freilichtbühne oder in das intime Theater? „Extrem viele Bedingungen müssen erfüllt sein“, sagt Anne Maar.

    Weil die 47-Jährige nicht nur spannend schreibt, sondern auch so erzählt, verfliegt die Gesprächsrunde im Nu. Man könnte Anne Maar noch lange zuhören. Dieser Nachmittag hat auf jeden Fall die Lust geweckt, wieder öfter nach Maßbach zu fahren.

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