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SCHWEINFURT: Anselm Grün: Gedanken an den Tod sind Einladungen an das Leben

SCHWEINFURT

Anselm Grün: Gedanken an den Tod sind Einladungen an das Leben

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    Noch nach Beginn des Vortrags von Pater Anselm Grün in der überfüllten Heilig-Geist-Kirche wurden zusätzliche Stühle herbei geschleppt. Mit diesem Andrang hätte man rechnen können: Sorgt schon jeder Abend mit dem beliebten Theologen aus Münsterschwarzach für ein volles Haus - diesmal aber hieß sein Thema „Ohne Angst an den Tod denken“. In einer Gemeinschaftsveranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung und der Palliativstation St. Josef zeigte Pater Anselm auf, wie sich der Tod in das Leben integrieren lässt, ja wie der Gedanke an den Tod ein Schlüssel zum Leben werden kann.

    Wie immer spricht Pater Anselm mit liebevoll schlichten Worten, in anschaulichen tröstlichen Bildern. Wie reflektieren Philosophie und Psychologie das Geheimnis des Todes? Der ungarische Jesuit und Philosoph Ladislaus Boros sieht im Tod den einzigen Freiheitsakt des Menschen, in dem er sich für oder gegen Gott entscheidet. C.G.Jung meint, ab der Lebensmitte bleibe nur der lebendig, der bereit sei zu sterben. Für den Psychiater Jung ist der Glaube an ein Fortleben nach dem Tod eine innere Gewissheit der Seele. Die Seele findet es vernünftig, im Tod eine Verwandlung und nicht eine Vernichtung zu sehen: „Trauen wir der Weisheit unserer Seele“.

    Grün zitiert eine Aussage Christi aus dem Johannes-Evangelium: „Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten“. Grün: „Was für ein wunderbares Bild. Wir werden nicht in etwas Unbekanntes hinein sterben, sondern in eine Wohnung, die Christus uns bereitet hat“. Ein anderes Bild zeige uns Lukas in seiner Geschichte vom armen Lazarus: „Als er starb, wurde er von Engeln in Abrahams Schoß getragen“. Keiner sterbe allein, so Grün, etwa bei einem Unfall. Ein Trost sei dies für Angehörige, die sich Vorwürfe machen, weil ihr Angehöriger allein gestorben ist.

    Im Tod begegne ich Gott, begegne aber auch meiner eigenen Wahrheit - was schmerzlich sein könne. Wer sich der barmherzigen Liebe Gottes stelle, die Enttäuschung über sich selbst zulasse, der gehe - bildlich - durch das „Fegefeuer der eigenen Wahrheit“ in den Himmel göttlicher Liebe. Der Mensch, der an sich selbst festhalte, sich der Liebe Gottes verweigere, schließe sich vom Leben aus: Er schaffe sich selbst die Hölle. Das Wort von der Hölle solle also keine Angst machen, sondern uns zu einem intensiveren Leben ermutigen.

    Grün widmet sich ausführlich den Themen Umgang mit Sterbenden und Wahrhaftigkeit am Krankenbett. Sterben heiße Abschied nehmen. Obwohl der Sterbende selbst um seinen Zustand wisse, vermitteln ihm Angehörige oft ein falsches Bild von Normalität oder Gesundung. Doch damit nähmen sie dem Kranken die Chance Abschied zu nehmen: Etwas zu bereinigen, zu bereuen oder nachzuholen: „Warum habe ich dir nicht gesagt, dass ich dich gern habe“. Grün: „Nur wenn ein Kranker spürt, dass man mit dem bevor stehenden Abschied offen umgeht, kann er versöhnt sterben“.

    Abschieds- und Trauerrituale seien hilfreich und wichtig, besonders für Kinder. In der Trauerarbeit gehe es darum, einen neuen Bezug zu sich selbst und der Welt zu finden. Sich in Geschäftigkeit zu stürzen, um der Trauer zu entgehen, blockiere uns und hindere uns daran, dass das Leben in uns fließen kann. Dass zum Verstorbenen eine neue Beziehung wachse, zeige uns oft der Traum.

    Pater Anselm: „Gedanken an den Tod sind Einladungen an das Leben, achtsam und wach zu leben: Mir bewusst werden, dass ich da bin, dass ich atme, dass ich einzigartig bin auf der Welt. Ich spüre dem Geheimnis des Lebens nach. Wie fühlt sich Leben an, wie schmeckt Leben? Kann ich in dieser Welt Spuren meiner Liebe hinterlassen?“ Mit einem gemeinsamen Segensritual „Gott wohnt in uns“ beschließt Pater Anselm die Fülle seiner Mut machenden Botschaften.

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