Für gewöhnlich läuft es anders herum: Die Älteren – meist auch die Erfahreneren – bringen Jüngeren ihr Wissen bei. Smartphone, Tablet und das Internet sind allerdings Themenfelder, in denen heutige Jugendliche Älteren weit voraus sind. Der Wissensvorsprung liegt bei ihnen.
Schon seit einigen Jahren gibt es deshalb im Schweinfurter Offenen Jugendtreff „kom,ma“ der Diözese Würzburg in der Schultesstraße alle zwei Monate einen Erklärnachmittag. „Die sind regelmäßig überbucht“, sagt Erzieher und Organisator Dominic Gentil. Wegen der großen Nachfrage, beschränkten die Verantwortlichen die Teilnehmerzahl auf acht.
Nachfrage ist riesig
Was auffiel: Das eigentlich gesetzte Thema des Erklärnachmittags spielte schnell kaum eine Rolle mehr. Die Senioren hatten individuelle Fragen: Wie lade ich mir diese App herunter? Mein Virenschutz ploppt auf – was muss ich tun? Oder wie bekomme ich mein Mail-Postfach aufs Handy? Die Nachfrage nach Eins-zu-Eins-Nachhilfen war da – ein Bedarf, den die vier bis fünf Jugendlichen in den Erklärnachmittagen freilich nicht stillen konnten.
Private Telefonnummern sollen die Jugendlichen nicht herausgeben. Die logische Folge: Der Jugendtreff stellt künftig einen offiziellen Weg bereit, auf dem Jugendliche „unkompliziert mit Senioren in Kontakt treten“ können. Unter www.erklärappschweinfurt.de finden Jugendliche und Senioren alle nötigen Links, um sich zu Nachhilfe-Terminen im Jugendtreff zu verabreden. Auch eine entsprechende App für die Betriebssysteme Android und iOS gibt es. Sie hat gegenüber der Browseranwendung den Vorteil, dass Nachrichten als Push-Nachricht direkt auf dem Display aufscheinen.
Wem die Hürde per Online-Anmeldung zu groß ist, weil er sich technisch noch zu wenig auskennt, kann sich ab September auch immer mittwochs zwischen 17 und 19 Uhr persönlich im Jugendtreff kom,ma nach möglichen Nachhilfe-Terminen erkundigen.
Bisher sind zehn Jugendliche im Nachhilfe-Team. Dominic Gentil und Berufspraktikant Laurenz Wilfert, der die Erklär-App wesentlich mitverantwortet hat, werben derzeit an FHWS, FOS und anderen Bildungseinrichtungen für noch mehr Nachhilfelehrer.
Wer mindestens 14 Jahre alt ist und Lust hat, kann mitmachen: „Der Kenntnisstand eines Jugendlichen reicht völlig aus“, sagt Gentil. Auch die Bewerbung als Nachhilfe-Lehrer erfolgt über die App. Bei einer persönlichen Einweisung im Jugendtreff bekommen die Jugendlichen zusätzlich einige Regeln an die Hand: Immer die Senioren selbst das Smartphone bedienen lassen, und ausreichend Geduld mitbringen. „Dann klappt das ganz gut.“ Meist besser als mit der eigenen Familie. Die ersten 45 Minuten Nachhilfe fanden am 26. Juli statt.
Generationen begegnen sich
Und was haben die Jugendlichen von dem Angebot? Außer zehn Euro Gebühr für den Taschengeldbeutel viel „Wertschätzung“, ist Gentil überzeugt. Will heißen, das Gefühl, dass das eigene Wissen auch einmal beachtet wird.
Außerdem begegneten sich durch die Erklärnachmittage, die es weiterhin geben wird, wie auch durch die neuen Eins-zu-Eins-Nachhilfen, verschiedene Generationen, die im Alltag oft nur noch wenig miteinander Kontakt haben.