„Arbeiten, wenn andere Urlaub machen“ – mit diesem Motto wirbt oft die Gastronomie. Nicole Neuenfels arbeitet nicht in der Gastronomie und ist dennoch dort beschäftigt, wo andere ihre Freizeit verbringen. Sie ist nämlich im zweiten Lehrjahr als Fachangestellte für Bäderbetriebe. „Bewegung im Wasser und an der frischen Luft ist für mich schon immer wichtig gewesen“, sagt sie. Beides kann sie heute mit ihrem Beruf vereinbaren. Im Familienbad Sennfeld beaufsichtigt sie die Badegäste, wobei das tägliche Schwimmtraining quasi auch zu ihrer Ausbildung dazu gehört.
Das Rettungsschwimmer-Abzeichen in Silber und ein Erste-Hilfe-Kurs seien eigentlich Voraussetzungen, wenn man sich bewerbe, erklärt die 20-Jährige. Von der Schulbildung her genüge ein Hauptschulabschluss. Die meisten Betriebe würden allerdings mit einem mittleren Bildungsabschluss liebäugeln. „Zudem sollte man gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern, in Deutsch und im Sport haben“, meint sie. Denn die Badeaufsicht und die Schwimmstunden seien nur der von den Badegästen wahrnehmbare Teil ihrer Arbeit.
Ganz schön viel Technik
Die Überwachung der technischen Anlagen gehört ebenfalls zum Beruf. Da müssen Filteranlagen gespült und die Haar- und Phasenfänger gereinigt werden. Zweimal täglich werden Wasserproben entnommen und PH- und Chlorwerte gemessen. Zwar würden diese in den technischen Anlagen auch automatisch beobachtet und mittels Computer in die Bademeisterkabine übertragen. Trotzdem müssten aber die Werte noch einmal verglichen und vor allem dokumentiert werden.
Auf dem Lehrplan der Berufsfachschule in Lindau am Bodensee stehen vielfältige Anforderungen. Zu finden sind da: Sauberkeit und Hygiene, Psychologie für den Umgang mit den Badegästen, medizinische Fachkunde für Hilfeleistungen in Notfällen, Schwimm- und Sportanimation sowie Gesundheitslehre. Aber auch die Grundlagen wirtschaftlicher Betriebsführung und die Prozessabläufe technischer Anlagen werden beleuchtet.
Besonders gerne arbeitet Nicole Neuenfels im Schwimmunterricht der Kinder und beim Babyschwimmen mit. Oder bei der Gestaltung der Spiele-Nachmittage. Ihre Liebe gilt eindeutig den kleineren Bädern, wie eben Sennfeld eines besitzt. Vor kurzem war sie zum Betriebspraktikum im größeren Geomaris. „Das ist schon was anderes“, erzählt sie. „Wenn an heißen Tagen 3000 Gäste da sind, dann wird es unübersichtlich.“ Außerdem sei die Unfallgefahr viel größer, sobald es Sprunganlagen gibt. „Sich als Frau durchzusetzen und für die Einhaltung der Baderegeln zu sorgen“, das findet die 20-Jährige bei so einem Massenansturm denn auch „schwierig“.
Und so fühlt sie sich rundum wohl in ihrem vergleichsweise kleinen Familienbad und ist mit ihrer Ausbildungswahl „sehr zufrieden“. Vor allem die Weiterbildungsmöglichkeiten machten ihren Beruf so interessant, so die junge Frau. So kann sie die Meisterprüfung ablegen oder sich zur Fachwirtin und sogar zur Betriebswirtin weiterqualifizieren. Einziger Wermutstropfen in ihrem Traumberuf seien die Arbeitszeiten. Denn „Schichtbetrieb und die Arbeit an Wochenenden und Feiertagen gehören eben auch dazu.“
Unser Job
Unsere Serie: Wer am Samstag die Stellenangebote in der Zeitung studiert, gerät so manches Mal ins Staunen. Was macht eigentlich ein Applikationsspezialist, was ein Gestalter für visuelles Marketing? Andererseits gibt es altbekannte Berufe, die heute in einem völlig neuen Kleid erscheinen. In einer losen Serie möchten wir Berufe aus dem Raum Schweinfurt vorstellen, die kaum einer kennt, und solche, die sich im Laufe der Zeit stark verändert haben.
Kontakt: Haben Sie vielleicht auch einen eher außergewöhnlichen Beruf? Dann schreiben Sie uns, via E-Mail: red.schweinfurt-land@mainpost.de