Walther und Bea Betz und auch ihr Sohn Oliver haben nicht nur in München architektonische Akzente gesetzt. Aus dem Schwabinger Familienunternehmen Betz Architekten stammen zum Beispiel die Pläne für die deutsche Botschaft in London, das Kongresszentrum in Karatschi oder der deutsche Pavillon für die Expo in Osaka im Jahr 1970. Das Planungsbüro gibt es seit 1957.
Nicht nur durch den Schulbau am Lülsfelder Weg in Gerolzhofen Ende der 60er Jahre hat die Familie Betz starke Beziehungen in den Raum Gerolzhofen. Walther Betz hat als gebürtiger Würzburger ein Schlüsselerlebnis im Fränkischen gehabt: Beim Anblick der vom Krieg zerstörten Würzburger Residenz hat er sich in jungen Jahren vorgenommen, sein berufliches Leben dem Wiederaufbau zu verschreiben, erzählt er.
„Franken ist meine innerste Heimart“
Walther Betz, Architekt in München
In Gerolzhofen selbst besteht ein verwandtschaftliches Verhältnis zur weit verzweigten Familie Mattmann und in Schallfeld liegen Walther Betz' Großeltern mütterlicherseits, Hermann und Frieda Lemt, begraben. „Wenigstens einmal im Jahr, meistens an Allerheiligen, kommen wir das Grab besuchen“, sagt der stolze Preisträger Walther Betz. Die Ruhefrist für die Großeltern wäre eigentlich schon abgelaufen, doch Familie Betz hat das Grab in Schallfeld um weitere 20 Jahre verlängert.
Beim vergangenen Besuch in Schallfeld erinnerte sich der berühmte Architekt an eine besondere Begebenheit: Das Dorf war menschenleer, die Kirche stand offen. Walther Betz ging hinein und fing an, auf der Orgel zu spielen. Da kam eine alte, wohl schon 90-jährige Frau und fragte, warum der Fremde hier spiele. Als sich Walther Betz zu erkennen gab, war wieder einmal zu sehen, wie klein die Welt ist: „Bei Ihrem Großvater habe ich das Orgelspielen gelernt“, ließ die erstaunte alte Frau Betz wissen.
„Franken ist meine innerste Heimat“, gesteht der über den Münchner Preis hinaus schon vielfach und international ausgezeichnete Planer. Seine Lieblingsgegend ist die Baumlandschaft am Main bei Fahr.
An den Schulbau in Gerolzhofen kann sich der Achtzigjährige noch gut erinnern. Im Schuljahr 1970/71 bezogen den ersten Bauabschnitt zwölf Klassen der Hauptschule. „Wie sieht das Gebäude heute aus?“, fragt Betz sofort. Aus dem damals modernen grauen Sichtbeton der vier Türme ist ein buntes Vielerlei geworden. „Passen die Farben wenigstens?“, bohrt der Stararchitekt weiter, sagt aber gleich, er habe nichts dagegen, wenn sich das Äußere eines Bauwerks im Lauf der Zeit wandle.
„Der Kühnheit des Entwurfs liegt eine menschenfreundliche Haltung zu Grunde“
Urteil der Jury des Münchner Architektenpreises zu Betz' Werk
Betz Architekten haben nie auf routinierte Lösungen zurückgegriffen, sondern ihre Gebäude immer gekonnt aus der jeweiligen Situation entwickelt, sagte bei der Preisverleihung der Laudator, Kultur-Journalist Wilhelm Warning. Die ebenfalls achtzigjährige Bea Betz sei zur unbestrittenen Grande Dame der Architektenszene geworden.
Und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude lobt besonders den von Betz geplanten Bürokomplex Nymphe 3 am Stiglmaierplatz. Dort habe sich aus einem brach liegenden Hinterhof-Areal ein Ensemble von gestalterischer Top-Qualität entwickelt.
Am Hypo-Turm zeigt sich, dass Bea und Walther Betz nicht für das eigene Ansehen, sondern vorwiegend für die Menschen planten, die in ihren Bauwerken leben und arbeiten. Die Architekten haben sich mit ihrem scheinbar schwebenden Stelzenbau über alle Konventionen der Wolkenkratzerarchitektur hinweggesetzt, erkennt die Jury. Nicht um, wie heute oft üblich, eine aufsehenerregende Skulptur in die Stadtlandschaft zu setzen, sondern um fast alle Arbeitsplätze mit natürlichem Licht zu versorgen und sie mit der Außenwelt zu verbinden.
„Der Kühnheit des Entwurfs liegt eine menschenfreundliche Haltung zu Grunde“, nennt die Jury ein maßgebliches Kriterium für ihre Entscheidung.