„Der offene Umgang mit der Erkrankung erleichtert mein Leben, auch wenn damit Ängste verbunden sind“, erzählt Katharina. Die 30-Jährige aus München ist an Morbus Crohn erkrankt.
Ein ausführliches Interview-Video mit der Betroffenen eröffnete das Arzt-Patienten-Seminar am Mittwoch in der Geomed-Kreisklinik. Rund 30 Zuhörer waren der Einladung von Chefarzt Dr. Alexander Kraus zu dessen Vortrag im Rahmen des bundesweiten Crohn-und-Colitis-Tags gekommen.
„CED – was, wann, wie“ lautete das Motto des Seminars, das reichlich Raum für Fragen zur Versorgung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen bot – im speziellen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. CED steht für die Versorgung chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen.
Tatkräftige Unterstützung erhielt Kraus von seiner Tochter Anne Kraus. Sie ist Medizinstudentin im achten Semester in München und weilt zurzeit an der Geomed-Kreisklinik aus Anlass eines einmonatigen Praktikums.
Versteckspiel kostet Kraft
„Mit Schmerzen umzugehen, obwohl man etwas vorhat, ist schon eine große Herausforderung“, gibt Katharina im Interview zu. Offenheit habe ihr immer geholfen. Ihre Mitmenschen würden stets Verständnis aufbringen. Schnell sei sie zu der Erkenntnis gekommen, sich nicht für die Krankheit schämen und verstecken zu müssen.
Dieses Versteckspiel habe ihr früher viel Kraft gekostet. Gut informiert zu sein über die Krankheit und der Erfahrungsaustausch mit Gleichaltrigen seien wichtig im Alltag. Als das Reiten und das Schwimmen wegen der Bauchschmerzen nicht mehr möglich waren, habe sie mit Zumba eine neue Sportart gefunden, die ihr viel Spaß bereite.
Zwischendurch dürfe man durchaus auch einmal traurig sein, gab sie ihren Leidgenossen mit auf den Weg. Danach könne man wieder träumen. Denn es sei wichtig, sich durch die Erkrankung nicht von seinen Träumen abhalten zu lassen.
Nach dem Film beantwortete Alexander Kraus viele Fragen der Anwesenden: „Wie gehe ich mit meiner Krankheit um?“, „Welche Untersuchung muss ich wann und wie oft durchführen lassen?“. Den praktischen Einsatz neuer Medien demonstrierte er anhand einer App zur Erfassung der Krankheitssymptome. Eine genaue Beschreibung des Krankheitsverlaufes in Bezug auf die eingenommenen Medikamente schaffe eine hervorragende Grundlage für eine gute Kommunikation zwischen dem Patienten und seinem betreuenden Arzt, so der Chefarzt.
Sie ermögliche eine verbesserte Einstellung und damit ein besseres Ergebnis für den Patienten. Ein weiteres Hilfsmittel sei die App „Toilettenfinder“, bei der anhand einer Karte auf dem Smartphone die nächstmögliche Toilette angezeigt wird. Das sei wichtig, denn Patienten mit Darmerkrankungen leiden oft unter plötzlich eintretendem Stuhldrang. Eine verlässliche Informationsquelle im Internet sei schwierig zu finden, erklärte der Referent.
Die App „Medbusters“ liefere verlässliche Informationen zu Gesundheit und Krankheit, weil die Inhalte vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit geprüft werden. Als geeignete Methode zur Verlaufsbeurteilung der Darmentzündung nannte Kraus die Ultraschalluntersuchung. Sie könne in der Regel eine Darmspiegelung ersetzen. Freiwillige durften sich während des Seminars von dem Arzt sonografieren lassen, also mit Ultraschall untersuchen lassen.
Weil eine langjährige Entzündung im Magen-Darm-Trakt Krebserkrankungen begünstigen kann, informierte Kraus abschließend über empfohlene Vorsorgeuntersuchungen.