Bürgermeister Oskar Ebert wirkt niedergeschlagen. Dass ihm so etwas auf seine letzten Amtstage noch passieren würde, hat er nicht gedacht. Bei der Sanierung und Entkernung der Grundschule in Untersteinbach hat sich herausgestellt, dass asbesthaltiges Material beim Bau Anfang der 70er Jahre verwendet wurde.
Das Problem dabei: Bauarbeiten und Unterrichtsbetrieb liefen seit November 2013 zeitgleich im Haus. Damit bestand die Gefahr, dass Kinder beim Abbruch der asbesthaltigen Platten über die Staubentwicklung mit dem krebserregenden Stoff in Berührung gekommen sein könnten. Messungen eines Schonungen Labors haben allerdings ergeben, dass sich keine asbesthaltigen Bestandteile in der Luft befinden. Ganz so dramatisch scheint die Lage also nicht zu sein.
Mittlerweile ist die Schule dennoch komplett geschlossen; alle fünf Klassen wurden umquartiert, eine ins Feuerwehrhaus, zwei in den Pfarrsaal und zwei in die nahegelegene Mittagsbetreuung. Zunächst hieß es, das gelte nur für ein, zwei Tage, doch nun hat Schulleiterin Roswitha Ebert, die Frau des Bürgermeisters, die Auslagerung in Abstimmung mit dem Schulamt bis zum Wochenende verlängert. Dann sind erst einmal Faschingsferien. Ob die Schüler danach zurückkehren können, entscheidet der Fortgang der Reinigungsarbeiten und weiterer Messungen, informiert die Schulleiterin.
Dass die potenzielle Gefahr überhaupt bekannt wurde, ist einer Lehrerin zu verdanken, der aufgefallen war, dass Eternit-Platten aus den Klassenzimmern gebrochen wurden. Diese etwa 20 Zentimeter breiten und deckenhohen Platten bildeten im Innenraum der Klassenzimmer die Umrandung der Fenster, die bei der Sanierung und Entkernung der Schule erneuert werden sollen. Von Eternit-Platten ist bekannt, dass sie Asbest enthalten können.
Eltern in Sorge
Unter den Eltern der gut 110 Kinder herrscht derweil einige Unruhe. Sie kritisieren vor allem die wenig transparente Informationspolitik der Schule, wie sich bei einem Treffen mit einigen Eltern in Geusfeld zeigte. Erst seien am vergangenen Freitag zögerlich nur zwei Klassen ausgelagert worden und noch am Montag hätten sich die Schüler in der Aula des Gebäudes versammelt.
Erst seit Dienstag kommt kein Schüler und auch keine Lehrkraft mehr ins Haus. Die Eltern sind überzeugt, dass die Eternitplatten beim Ausbau zerschlagen wurden und damit asbesthaltiger Staub freigesetzt worden sein könnte. Davon habe ein Video gezeugt, das über den Stand der Arbeiten informieren sollte, jetzt aber von der Homepage der Schule entfernt worden sei, sagt Anschi Bäuerlein aus Geusfeld.
Die Eltern, unter ihnen auch Marion Schwarz, Markus Pflaum und Katja Weigel aus Geusfeld, kritisieren ferner, dass es vor Baubeginn keine Gutachten über eventuelle schädliche Substanzen im Haus gegeben habe. Der Elternbeirat mit Anja Schilling aus Falsbrunn hat inzwischen auch das Gesundheitsamt und das Gewerbeaufsichtsamt eingeschaltet. Und: Viele Eltern möchten nicht, dass die Kinder vor dem Ende der Sanierungsarbeiten, die bereits im November begannen, ins Schulhaus zurückkehren.
Bürgermeister Oskar Ebert bestreitet, dass es keine Voruntersuchungen gab. Das Haus sei vor Baubeginn auf Formaldehyd und PCB, nicht allerdings auf Asbest geprüft worden, weil damit nicht zu rechnen gewesen sei. Das bestätigt Architekt Jürgen Bergmann vom Büro in Hofheim. Er sagt allerdings an die Adresse der Gemeinde, es wäre wohl besser gewesen, die Abbrucharbeiten von Fachleuten und nicht vom eigenen Bauhof ausführen zu lassen.
Unschädlich in gebundener Form
Ein Vertreter einer Fachfirma für Asbestuntersuchung bestätigte dieser Zeitung vor Ort, dass die Platten aus Asbestzement gegossen wurden, der im Gegensatz zu schwach gebundenem Asbest nur zu acht bis zehn Prozent aus dem Schadstoff besteht. So lange der Asbest in der Faserzementplatte fest gebunden sei, sei er ungefährlich. Gefahr entstehe erst, wenn an der Platte gearbeitet wird und Staub mit Asbestfasern freigesetzt wird, etwa beim Durchsägen. Nach Angaben von Bürgermeister Ebert wird das gesamte Schulhaus nun gründlich gereinigt, obwohl kein freies Asbest gefunden wurde.
Dass eine Schulsanierung und der Unterrichtsbetrieb parallel laufen, sei nichts Ungewöhnliches. Es sei genug Platz im Haus, um Klassen aus den Räumen umzuquartieren, die gerade saniert werden.
Ebert übernimmt die volle politische Verantwortung für das Geschehene. „Wir hätten halt doch eine Untersuchung auch auf Asbest machen sollen“, räumt er ein. Die Kinder sollen jedenfalls erst wieder ins Schulhaus zurückkehren, wenn keinerlei Bedenken mehr bestehen. Während des Unterrichts sollen auch keine „Schmutzarbeiten“ mehr laufen. „Ich habe größtes Interesse, dass das alles sauber läuft.“
Schulleiterin Roswitha Ebert räumt ein, aus Sicht der Eltern könnte der Eindruck mangelnder Information entstanden sein. Sie habe aber erst Freitagnachmittag stichhaltige Fakten gehabt. Vor Montag sei kein Elternbrief möglich gewesen. Bis auf Weiteres gilt an der Schule ein vierstündiger Notstundenplan.
Einen Elternabend zu dem Thema soll es nun am Aschermittwoch, 5. Februar, um 18 Uhr im Schützenhaus von Untersteinbach geben.