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MELLRICHSTADT: Auch ohne Salz ein Haus voller Leben

MELLRICHSTADT

Auch ohne Salz ein Haus voller Leben

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    Nur hereinmarschiert: Das Heimatmuseum Salzhaus präsentiert Handwerk und ländliche Wohnkultur vergangener Tage.
    Nur hereinmarschiert: Das Heimatmuseum Salzhaus präsentiert Handwerk und ländliche Wohnkultur vergangener Tage. Foto: Foto: Peter Federlein

    Es wird geflachst und auch gesponnen. Es wird gepresst, sogar gedroschen. Es wird gewaschen und manchmal dort gesungen. Sogar unterrichtet wird an jenem Ort, an dem dies alles möglich ist – mehr noch: erlebbar ist. Jener Ort, wo sich Vergangenheit und Gegenwart begegnen, hat einen Namen: das Heimatmuseum Salzhaus in Mellrichstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld). Lohnenswert für einen Besuch ist das Salzhaus, weil sich dort die Spuren des Alltags der Großeltern und Urgroßeltern finden lassen.

    Einzigartig wird dieser Ort aber in und mit der Person des Museumsleiters: Rudolf Mauder flachst und spinnt, presst und drischt, lässt waschen und auch singen. Freilich, in seiner Paraderolle blüht der passionierte Lehrer richtig auf: Wenn Mauder ganz vortrefflich im historischen Klassenzimmer den gestrengen Dorfschulmeister mimt – einen, wie er im wahren Leben nie gewesen ist und der im Schauspiel heute vielen Museumsbesuchern immer wieder höchste Freude bereitet.

    Steigende Besucherzahlen

    „Geschichte erleben“ heißt seit jeher das Erfolgsrezept im Heimatmuseum Salzhaus – mit steigenden Besucherzahlen. Die Nähe der ausgestellten Gegenstände zum Betrachter macht das Erleben aus. „Unsere Exponate sind nicht nur zum Anschauen da, sondern können ausprobiert, angefasst und erlebt werden.“ So können beispielsweise bei der Flachsbearbeitung die Besucher erfahren, wie mühselig früher Garn hergestellt wurde. Rudolf Mauder weiß ein Lied davon zu singen. In mühsamer Selbsterfahrung hat der Museumsleiter nämlich das Handwerk der traditionellen Flachsbearbeitung selbst erlernt.

    Und nicht nur dieses. Nicht anders ist es ihm beim Umgang mit dem Spinnrad gegangen oder dem Dreschen von Linsen. Und wenn im Herbst Apfelsaftpressen angesagt ist, dann muss der Museumsleiter doch auch Bescheid wissen. Und das tut er. Kein Wunder, dass dieses Wort die Runde macht: Wenn jemand im Landkreis sich mit historischen Arbeitsweisen noch auskennt, dann Rudolf Mauder.

    Der Museumsleiter als Glücksgriff

    Die Entscheidung des damaligen Bürgermeisters Oskar Herbig, den Lehrer Rudolf Mauder für die Leitung des Heimatmuseums zu engagieren, war ein Glücksfall für die Entwicklung des Salzhauses. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten des Gebäudes – einem imposanten Fachwerkbau aus dem 16. Jahrhundert – war das Museum im Juni 1983 feierlich eröffnet worden. Unter der Regie von Initiator Herbig war bis dato eine Fülle von Ausstellungsstücken angesammelt und in den drei Stockwerken des Salzhauses ausgestellt worden.

    In den folgenden Jahren ordnete der Museumsleiter dann die Exponate, die alle dem heimatlichen Bezugsraum entstammen, thematisch zu – stets unter dem Aspekt der lebensnahen, erlebnisbetonten Darstellung. Dadurch soll es dem Betrachter möglich werden, hinter den Ausstellungsstücken den Menschen in seiner oft entbehrungsreichen und mühsamen Arbeit zu sehen. So können Alt und Jung bei einer Reihe von Themen selbst Hand anlegen und Arbeitsprozesse nachvollziehen.

    Die Geschichte des Salzhauses ist untrennbar mit der des Fronhofs verbunden. Es gehört zum sogenannten Fronhof, das heißt Herrenhof. Der im südlichen Zipfel der Altstadt angelegte Fronhof war mit seinen Speichergebäuden der Wirtschaftshof für die am entgegengesetzten, nördlichen Ende der Stadt gelegene Burg (heute Altes Schloss genannt). Im Fronhof hatten die Bauern aus Mellrichstadt und den dazu gehörenden Amtsorten den Zehenten oder Zehnt abzuliefern.

    Der Fronhof ist wahrscheinlich bei der ersten Stadterweiterung noch im Hochmittelalter (vor 1200 ) entstanden. Im Jahr 1658 wurde das heute so genannte Salzhaus als „Schütthaus“ – der Getreidespeicher, wo das Korn aufgeschüttet wurde – fertig gestellt.

    Ab 1822 Salzdepot

    Im 19. Jahrhundert dann beginnt endlich die Zeit als „Salzhaus“. Das Salzdepot wurde 1822 für den Distrikt Mellrichstadt im Salzhaus eingerichtet. Als 1868 das staatliche Salzmonopol aufgehoben wurde, war das Salzhaus seiner Funktion ledig. Das Rentamt (Finanzamt) bot noch im gleichen Jahr das Salzhaus der Stadt zum Kauf an. Die Stadt spekulierte aber auf einen billigeren Preis im Fall einer Versteigerung, hatte letztendlich aber das Nachsehen.

    Nach sprichwörtlich über einhundertjähriger Bedenkzeit kaufte schließlich die Stadt Mellrichstadt 1980 das Salzhaus, um darin ein Heimatmuseum einzurichten. Den 1579 privatisierten Wirtschaftsteil des Fronhofs samt den alten, ebenfalls früher in Privathand gelangten Zehntscheunen holte die Stadt Mellrichstadt im Jahr 2005 wieder in die öffentliche Hand zurück. Sie wurden saniert und beherbergen nun den landwirtschaftlichen Bereich des Museums samt den bäuerlichen Gerätschaften.

    „Das Salzhaus lebt“ – buchstäblich, wie es sich für ein aktives Museum geziemt. Museumsleiter Mauder versteht es trefflich, die Besucher nicht nur mit seinen Vorführungen, sondern auch mit seinen Ausführungen und Erläuterungen in den Bann zu ziehen. Das Beispiel aus der Flachsverarbeitung macht das deutlich: Aus der Zeit des Flachsanbaus rührt unter anderem auch der Ausdruck „eine Fahrt ins Blaue“ her.

    Denn früher machten die Bauern sonntags Ausflüge mit der Familie, wenn die Flachsfelder blau blühten, und erfreuten sich an der sommerlichen Pracht. Weiteres Beispiel: Zum Abschluss der Flachsbearbeitung wurde die Geselligkeit gepflegt. Da kreiste auch mal die Schnapsflasche um den Tisch, und es wurde Spaß gemacht, „eben geflachst“, spannt Rudolf Mauder den Bogen von der damaligen Arbeit zu Redewendungen, die heute noch geläufig sind.

    Das Salzhaus Mellrichstadt

    Im Heimatmuseum sind das örtliche Handwerk, vorwiegend aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sowie ländliche Wohnkultur dargestellt. Wert gelegt wurde auf eine lebensnahe Darstellung. Zwei Scheunen, in denen die Landwirtschaft ein Schwerpunkt ist, ergänzen das Angebot.

    Die Öffnungszeiten sind von Mai bis Ende Oktober, jeweils samstags von 14 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 12 Uhr. Während der Saison finden unter dem Motto „Das Salzhaus lebt“ interessante Veranstaltungen statt. So zum Beispiel „Ein Seil entsteht“, „Lense, wo sen se“ oder „Unterricht beim Dorfschulmeister“ und andere Themen mehr.

    Themenführungen sind ab zehn Personen möglich. Für Schulklassen werden verschiedene museumspädagogische Führungen und Veranstaltungen angeboten. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen über Rudolf Mauder, Tel. (0 97 76) 14 84, im AM-Büro, Tel. (0 97 76) 92 41, oder im Internet unter www.kulturimpulse-mellrichstadt.de

    Buch-Tipp:

    Das Salzhaus ist auch im Buch „Historische Bauwerke in Unterfranken“ zur gleichnamigen Main-Post-Serie zu finden. Das Buch ist für 9,95 Euro in allen Main-Post-Geschäftsstellen und im Online-Shop der Main-Post erhältlich: shop.mainpost.de

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