„Er war mit seiner Kunst auf der Suche nach dem Sitz der Seele“, oder, um Andrea Brandl, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunsthalle, weiter zu zitieren: „Botond wollte sich in seinen Köpfen den psychologischen Hintergründen des Daseins nähern.“ Einen solchen Kopf hat Lioba Pilgram, Witwe des Künstlers Botond, nun der Kunsthalle geschenkt.
Botond, eigentlich Botond László Kardos (1949 Fünfkirchen, Südungarn bis 2010, Nürnberg), verbrachte seine Schulzeit in Südungarn. Seine Ausbildung an der Hochschule für angewandte Kunst in Budapest schloss er 1985 ab. Nach vier Jahren als freischaffender Goldschmied übersiedelte Botond 1979 nach Deutschland. In den ersten Jahren des Übergangs wurde er mit der Leitung der Galerie des Berufsverbandes Bildender Künstler in Nürnberg betraut. Die damit verbundene Begegnung mit Künstlern und Galeristen aus West- und Südeuropa war für ihn wegweisend, so eine Pressemitteilung der Kunsthalle.
Über 30 Jahre arbeitete Botond hauptsächlich in Nürnberg. Zahlreiche Ausstellungen und groß angelegte Projekte trugen dazu bei, dass er auch über die Grenzen Deutschlands Aufmerksamkeit erlangte. In größeren Werkgruppen setzte er sich mit Bücherverbrennung, Missachtung der Natur, der Ausrottung rumänischer Dörfer, der Unmenschlichkeit der Städte oder der kriegerisch veranlagten Seite des Menschen auseinander. Der ausgestellte Kopf aus Lkw-Plane ist mehrlagig bandagiert und mit Bleistift detailliert überzeichnet, um Augen und Mund genauer zu bestimmen. Die Arbeit aus der Serie „Schlaf“ ruft beim Betrachter die unterschiedlichsten Assoziationen hervor. Mit der Bezeichnung „Schlaf“ vermied Botond die offensichtliche gedankliche Verknüpfung zum Tod. Schon in der antiken Bildauffassung lagen Schlaf und Tod eng beieinander.
Andrea Brandl weiter: „Im ägyptischen Begräbnisritus der Antike wurden Körper von Persönlichkeiten zur Konservierung für die Reise ins Jenseits einbalsamiert und in Leinentücher gewickelt. Für den Betrachter stellen sich außerdem Bezüge zur christlichen Symbolik des gekreuzigten Christus her. Botonds Köpfe bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Dies- und Jenseitsvorstellungen zugleich.“
Für seine Skulpturen und Objekte benutzte Botond Metallbleche, Bronze, Stahldraht, später Kunststoffe, vor allem Lkw-Planen. Zur Umsetzung dienten ihm neben Schweißgeräten und Nähmaschinen auch solche Maschinen, die er selbst „im Sinne Leonardos“ konstruierte und die ganz auf seine Bedürfnisse zugeschnitten waren. Botond zeigte seine Werke an vielen Orten. Seine Vorliebe galt jedoch geschichtsträchtigen Räumen wie Bunkern, dem Goldenen Saal des ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgeländes, Rathaussälen, Steinbrüchen, Klöstern. Er starb 2010 nach einer Krebserkrankung. Sein Nachlass wird von seiner Witwe Lioba Pilgram verwaltet.
Die Schenkung wird für die temporäre Präsentation im Eingangsbereich der Kunsthalle von einigen Zeichnungen und Papiercollagen begleitet, die Lioba Pilgram als Leihgaben zur Verfügung gestellt hat.