Damit hatte er nicht gerechnet, wie Kolitzheims Bürgermeister Horst Herbert zugibt. Obwohl die 28 Bauplätze, die im Zuge der Erweiterung des hinter dem tegut-Markt gelegenen Unterspiesheimer Baugebiets „Oberer Ried“ neu von der Gemeinde erschlossen wurden, noch gar nicht im Grundbuch eingetragen sind, sind schon zwei Drittel weg. Dabei hatten die Interessenten nur eine Woche Zeit, sich auf die Liste mit den Vormerkungen setzen zu lassen.
Es boomt also auf dem Bauplatzmarkt in Unterspiesheim. Das wird aber nichts daran ändern, dass die Gemeinde, wie seit über zehn Jahren, weiter zweigleisig fährt, indem sie in den Dörfern sowohl auf die Innenentwicklung, auch Altort-Revitalisierung genannt, als auch auf die Baulanderschließung setzt.
Weil die Grundstücke zwar vermessen, aber noch nicht im Grundbuch eingetragen sind, ist noch gar kein Verkauf möglich. Deshalb wurde aufgrund der sich schon vorher abzeichnenden Nachfrage der Weg über die Reservierungsmöglichkeit gegangen. Und die hat wie eine Bombe eingeschlagen.
Horst Herbert zu dieser Zeitung: „Ich bin schon davon ausgegangen, dass zehn, höchstens zwölf Bauplätze weggehen, dass es aber so massiv wird, habe ich nicht erwartet.“
Weitere Interessenten für die restlichen Grundstücke stünden bereits auf der Matte, obwohl man diese nicht offensiv bewerbe und vermarkte. Dass viele Leute ihr Geld im Moment lieber in Immobilien anlegen, statt mit Aktien zu spekulieren oder es auf die Bank zu tragen, habe dem Ganzen wohl einen Schub gegeben, ist sich Herbert sicher. Auch das Problem, dass es für einige Grundstücke mehrere Interessenten gab, habe gelöst werden können. Der Bürgermeister: „Wir haben uns zusammengesetzt und uns im Interesse des nachbarschaftlichen Friedens darauf geeinigt, wer welchen Bauplatz bekommt.“ Für diese Fälle habe der Gemeinderat schon länger bestimmte Regeln aufgestellt. Beispielsweise würden Familien mit Kindern bei der Vergabe bevorzugt. So hätten die meisten ihr Wunschgrundstück bekommen.
Zur Information: Am Mohnweg kostete der Quadratmeter 48 Euro, am Lachenbrunnweg und Oberen Ried 26,50 Euro zuzüglich der Erschließungskosten.
Die Nähe zu Schweinfurt und zur Bundesstraße B286 macht das Baugebiet attraktiv. Wer aber glaubt, dass sich hier vor allem auswärtige Bewerber niederlassen, die auf der Suche nach einem noch erschwinglichen Bauplatz auf das Unterspiesheimer Baugebiet gestoßen sind, der irrt. Die in hohem Grad jungen Leute kommen entweder aus der Gemeinde, oder haben zumindest einen festen Bezug zu Unterspiesheim, wie Herbert festgestellt hat. Es handelt sich also um keine Zuzüge von außen.
Herbert sieht durch die aktuelle Entwicklung seine Philosophie bestätigt, die er seit Jahren vertritt und die da lautet: Nur Innenentwicklung macht keinen Sinn, wir müssen auch verstärkt Bauland in den Ortsteilen erschließen. Beides sei nötig, denn gerade viele junge Familien möchten sich nach wie vor den Traum vom neuen Eigenheim erfüllen. Das stecke in den Köpfen einfach drin. Vielleicht hängt die große Nachfrage nach den Bauplätzen in Unterspiesheim auch damit zusammen, dass inzwischen nicht mehr viele attraktive alte Anwesen und Gehöfte auf dem Markt sind. Horst Herbert: „Im Zuge der Wiederbelebung der Altorte ist bei uns in den vergangenen Jahren viel verkauft worden. Momentan ist es sehr schwierig, im Bestand noch etwas zu finden.“
Übrig geblieben seien praktisch nur Anwesen in einem besonders schlechten Zustand und solche, deren Besitzer überzogene Preisvorstellungen haben oder kein Interesse an einem Verkauf.
Derweil lässt die Gemeinde nicht in ihrem Bemühen nach, in den Ortsteilen ausreichend Bauland vorzuhalten, auch wenn sich dies nicht immer einfach gestaltet, wie aktuell das Beispiel Lindach zeige. Dafür zeichnet sich jetzt aufgrund der Grundstücksverhandlungen eine Lösung in Stammheim ab.
Auch in Unterspiesheim habe man gedacht, erst einmal etwas Luft zu haben, nachdem es über zehn Jahre gedauert habe, bis der erste Bauabschnitt des Neubaugebiets „Oberer Ried“ voll war. „Das hat sich jetzt aber ganz anders entwickelt“, so der Bürgermeister.
Herbert ist sich indes im Klaren darüber, wohin die Reise in den Dörfern bei aller Freude über die rege Nachfrage nach den Bauplätzen geht. Er betont: „Mit jedem Haus, das in der Neubausiedlung gebaut wird, wird künftig aufgrund der rückläufigen Einwohnerzahlen ein Haus im Altort leer stehen bleiben.“
Der Bürgermeister verweist hierzu auf die Statistik. Hätte in den vergangenen Jahren die Zahl der Geburten noch über der bei den Todesfällen gelegen, so habe es im ersten Halbjahr 2014 einen richtigen Einbruch gegeben. Hier standen 27 Sterbefällen nur noch ganze 13 Geburten gegenüber.
Gemeinde fördert die Schaffung von Wohnraum
Nach dem Programm der Gemeinde Kolitzheim zur Förderung des Wohnungsbaus im Altort und in Altsiedlungen ist die Bausubstanz von Gebäuden förderfähig, die bisher zu Wohn-, Gewerbe- oder sonstigen Zwecken, wie zum Beispiel landwirtschaftlichen Belangen, genutzt wurden und die einer entsprechenden neuen Nutzung zugeführt werden. Dies gilt auch für Gebäude, die abgebrochen werden und für die ein Ersatzbau errichtet wird.
Die Zuschusshöhe ist auf bis zu zehn Prozent der Gesamtkosten, maximal jedoch 15 000 Euro pro Anwesen, beschränkt und ist abhängig von der Bedeutung des Hauses für das Ortsbild.
Ferner können Bauherren mit Kindern mit Mitteln aus dem Wohnungsbauförderprogramm für Familien für den erstmaligen Bau oder die grundlegende Renovierung eines Eigenheimes oder einer Eigentumswohnung innerhalb der Gemeinde Kolitzheim rechnen.
In den Altortbereichen und Altsiedlungen beläuft sich der Zuschuss für jedes Kind auf 7500 Euro, in den übrigen Gebieten jeweils auf 2500 Euro.
Berücksichtigt werden jeweils Kinder bis 14 Jahre, die im Familienhaushalt des Antragstellers leben und für die Kindergeld gewährt wird. Text: novo