Wegen der Erdbebenkatastrophe im asiatischen Land hatte die Bundesregierung Unterstützung versprochen. Lotter vom THW Schweinfurt gehört der Einheit SEEWA an, was in der gewöhnungsbedürftigen THW-Kurzform heißt: Schnell Einsatz Einheit Wasser Ausland. Jetzt ist Lotter mit tiefen Eindrücken aus Muzaffarabad zurückgekehrt.
THW heißt Technisches Hilfswerk. Die Katastrophenschutz-Organisation des Bundes, die vor 55 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, hat dafür mittlerweile eine eigene Abkürzung: "T" und "H" stehen nach wie vor für "Technik" und "Hilfe". Das "W" allerdings wird oft mit "Weltweit" übersetzt. Es ist mittlerweile üblich, dass die THWler im Katastrophenfall überall auf dem Erdball helfen.
Das THW ist eine Bundesanstalt und untersteht dem Innenministerium. Es gibt 665 Ortsverbände, darunter der Schweinfurter. Mit zehn anderen ist er dem Geschäftsführer-Bereich Bamberg zugeordnet. 130 Köpfe zählt die Schweinfurter Truppe, deren Chef, er heißt Ortsbeauftragter, seit 2004 Jürgen Pfeifer ist und mindestens bis 2009 bleibt. Der Diplom-Ingenieur bei ZF Sachs ist dem THW auch nach seiner Ersatzdienstzeit treu geblieben.
Aktiven Dienst leisten beim Schweinfurter THW mit Sitz in der Franz-Schubert-Straße 1 b (seit 1982) 51 Helfer, die Hälfte sind Ersatzdienstleistende.
Wer sich statt für Bundeswehr oder Zivildienst dafür entscheidet, muss sechs Jahre lang 120 Stunden pro Jahr Dienst schieben. Die Restlichen sind so genannte Rerservehelfer. Sie kommen zum Einsatz, wenn Not am Mann. Um den Ausbildungsstand zu halten, nehmen sie gelegentlich an Ausbildungen teil. Dass alle THWler weit mehr Stunden "zusammenbekommen", liegt am "Gemeingeist, unser oberstes Prinzip", sagt Lotter.
Er ist Zugführer der Truppe, der Handwerksmeister, Ingenieure und Techniker angehören. Dank der "gebündelten Qualifikation" ist eine "fundierte Ausbildung für den Nachwuchs" überhaupt erst möglich, sagt Pfeifer. Ohne das breite Spezialwissen hätten die THWler beispielsweise die Hans-Nickel-Brücke am Lindenbrunnen im Schweinfurter Stadtwald nicht erneuern können.
Während aller Ferien stehen an jedem Wochenende immer zwei Fahrzeuge des Schweinfurter THW-Fuhrparks (sieben LKW und Mannschaftswagen) zentral am Wernecker Kreuz, um im Notfall "in Absprache mit der Polizei für den Verkehrsfluss zu sorgen", berichtet Pfeifer. Immerhin sechs Mann sind da pro Wochenend-Tag ehrenamtlich im Einsatz.
Das Highlight aber sind die Auslandseinsätze, zu denen mehr und mehr THWler aus Schweinfurt gerufen werden. Allein in diesem Jahr waren Jörn Wiedemeyer und Philipp Schmidt vier Wochen in Rumänien im Hochwassereinsatz, Lotter half in Sri Lanka, wo der Tsunami so schreckliche Spuren hinterließ. Die Hochwasser in Süddeutschland halfen im Sommer 26 Kräfte des THW Schweinfurt mehrere Tage zu bekämpfen. Einsatzort war Freising.
THW sucht Nachwuchs
Auf Wunsch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden jetzt die Wasserspezialisten der SEEWA-Truppe nach Pakistan gerufen, um für die notleidende Bevölkerung Wasser aufbereiten. Lotter gehört den SEEWA-Spezialisten seit seinem erfolgreichen Wirken in Sri Lanka an. In Muzaffarabad wurde aufbereitetes Trinkwasser ins örtliche Stadtnetz eingespeist, die Wasserwerte wurden regelmäßig untersucht.
In Abstimmung mit den pakistanischen Behörden und der UNICEF koordinierten die THW-Wasser-Experten zusätzlich Tankertransporte zu den mehr als 30 Flüchtlingscamps in der Umgebung. Zusätzlich versuchten die Brunnenbauspezialisten, Bauingenieure und Maurermeister natürliche Wasserquellen zu erschließen. "Man ist dort wegen der Hilfe hoch anerkannt und wächst mit jeder Aufgabe", berichtet Lotter, der meint, dass ihm ein solcher Einsatz "Stärke gibt". Lotter räumt ein, "anders" auf Nachrichten zu achten als der normale Konsument.
Lotter ist derzeit also ein wenig das Aushängeschild in einer Mannschaft, die Auffrischung braucht: "Uns fehlen mindestens zehn Leute", sagt Pfeifer, der sich dann wieder freut, dass dem THW Schweinfurt neuerdings auch drei junge Damen angehören. Darunter Tamara Gelpke, die an der hiesigen FH Maschinenbau studiert und eingestiegen ist, weil sie in ihrer Freizeit "etwas Nützliches" machen will. Auch die 27-Jährige hat die technischen Prüfungen absolvieren müssen. "Nebenbei" kümmert sie sich um die Öffentlichkeitsarbeit.
Blick auf die Liste des Ortsbeauftragten Pfeifer. Er hat noch zwei Anliegen. Erstens: Weil die Fahrzeuge alle über 20 Jahre auf dem Buckel haben, sollte man jetzt anfangen, neue Lkw zur Verfügung zu stellen. Und: "Ich möchte den Arbeitgebern danken, dass sie unsere Leute oft kurzfristig freistellen".
Technisches Hilfswerk Ortsverband
Schweinfurt, Franz-Schubert-Straße
1 b, Infos dienstags ab 19 Uhr,
Tel. (0 97 21) 80 27 89, Internet:
www.thw-schweinfurt.de, Email:
OV-Schweinfurt@thw.de.