Höhepunkte waren die beiden Live-Operationen, die per Glasfaserkabel in den historischen Himmelsaal übertragen wurden. Der Oberarzt an der Wernecker Klinik, Dr. Franz Engelmaier, zeigte die Reparatur des vorderen Kreuzbands „durchs Schlüsselloch“ mit selbst auflösenden Bolzen und Schrauben. Vorteile dieser aufwändigen Operationstechnik sind die geringe Störung der Gelenkfunktion und der Verzicht auf Implantate, die später noch einmal entfernt werden müssen.
Auch Ranawat – er arbeitet am Lenox-Hospital in New York – war von der Methode beeindruckt. Er selbst demonstrierte bei der zweiten Live-OP am Nachmittag eine neuartige Knieprothese, die für Patienten mit hoher Beugefähigkeit geeignet ist. Diese Prothese ist speziell für Patienten unter 60 Jahren gedacht, die nach der Operation wieder hohen sportlichen und beruflichen Belastungen ausgesetzt sind. Durch die Kombination eines bewährten Kniesystems mit der Möglichkeit der zusätzlichen Drehbarkeit im Gelenk selbst erhält die Prothese einen zusätzlichen Freiheitsgrad. Das neue Prothesenmodell erlaubt eine deutlich verbesserte Beugung, selbst wenn sie eingeschränkt war.
Ranawat gilt seit Jahrzehnten als der führende Kniespezialist der USA und Vater des erfolgreichsten Knieprothesen-Systems der Gegenwart. Als in den 70er Jahren in Europa noch viele Kniegelenke versteift wurden, hat er in den Staaten bereits die ersten brauchbaren Knieprothesen entwickelt. Seine New Yorker Schule hat seitdem die Entwicklung der Operationen maßgeblich gestaltet.
Ranawats Anliegen war seit jeher die optimale Ausbildung von Kniechirurgen, denen er seine Techniken bereitwillig beigebracht hat. So hat auch der Ärztliche Direktor der Werneck Schloss-Klinik, Prof. Dr. Christian Hendrich diese Techniken bei Ranawat erlernt. Jetzt gab er sein Wissen auch in Werneck an Kollegen weiter.
Der neueste Schwerpunkt von Ranawat ist die Schmerztherapie nach der Knieoperation: „Die Patienten haben Angst vor den Schmerzen und sie behindern die beste Rehabilitation,“ weiß Ranawat und gibt auch die Antwort zur Problemlösung: „Ein neuer Cocktail von Schmerzmitteln, der während der Operation in die empfindlichen Anteile des Kniegelenks gespritzt wird“.
Die Live-Operationen wurden aus dem modernen OP-Zentrum in den Himmelsaal übertragen und konnten von den Teilnehmern der Tagung via Leinwand verfolgt werden. Sie zeigten sich von der Technik begeistert, berichtete Hendrich. Das war auch Ranawat: „Werneck is a rising star“ (Werneck ist ein aufsteigender Stern), sagte der New Yorker Arzt beim Abschied.