Das hatte Dagmar Vierheilig noch nicht erlebt. Als die biologisch-technische Assistentin des Wasserwirtschaftsamtes am Dienstagvormittag – also nach den Regenfällen an Ostern – dem Marienbach unterhalb des Schweinfurter Stadtteils Zürch eine Wasserprobe entnehmen wollte, floss kein Nass in die Kelle. „Nur einen halben Zentimeter hoch“ stand das Wasser im Bachbett. Vierheilig setzte den Absatz des Gummistiefels ein und nahm die Probe aus der kleinen Mulde.
Fast drei in Folge viel zu trockene Jahre machen Behördenleiter Leonhard Rosentritt und Uwe Seidl, der für Schweinfurt Stadt und Landkreis zuständige Abteilungsleiter des Amtes mit Sitz in Bad Kissingen, für die aktuell ausgetrockneten Oberläufe von Marienbach oder Lauerbach (zwischen Zell und Hambach) und ebenso für die ausgetrockneten Gräben oberhalb von Hausen (Schonungen) verantwortlich, wo die karstigen Böden der fränkischen Muschelkalkplatte die Situation noch zuspitzen.
Extrem trockener Winter
Vor allem der letzte „extrem trockene Winter“ (Rosentritt) lasse Quellen versiegen, habe selbst in Wern, Lauer, Brend, Sinn, Volkach und in der Fränkischen Saale für außerordentliche Niedrigstände (der Oberläufe) gesorgt. „Nix“ habe daran der Regen der vergangenen Tage geändert, der allerdings der Aussaat auf den Feldern sehr gut getan habe.
Rapide gesunken ist der Grundwasserspiegel in der Region Schweinfurt, der regenärmsten in Bayern, wo laut langjähriger Statistik der Jahresniederschlag bei unter 500 Liter pro Quadratmeter liegt. Im Allgäu sind es 1500 Liter und mehr. Und: Der Grundwasserspiegel steigt nur im Winter (November bis Mai). Im Sommer verbraucht die Vegetation das Regenwasser, oder es verdunstet.
Bei der Trinkwasserversorgung sehen Rosentritt und Seidl noch keine großen Probleme, auch wenn im Raum Königshofen bereits Maßnahmen zur Wassereinsparung (Autos nicht mehr waschen) ergriffen sind. Im Schweinfurter Land sei lediglich der Bereich Bergrheinfeld kritisch, aber nicht akut, weil zumeist das Trinkwasser aus Tiefbrunnen oder aus der Fernwasserleitung stammt.
Wassergewinnung im Maintal
So zapf die Schweinfurter Wasserversorgung in der Wehr vor allem das Flussbegleitwasser des Mains an, der noch vergleichsweise reichlich Wasser hat, weil der Fluss aus Oberfranken kommt, wo es in den vergangenen Monaten viel geschneit hat.
Außerdem: in den Main kommt über den Main-Donau-Kanal Wasser aus Bayerns Süden und aus den mittelfränkischen Speicherseen (Brombach-, Altmühl- und Rothsee). Doch auch die Donau hatte in den vergangenen Jahren schon Niedrigwasser, weshalb für heuer nicht auszuschließen ist, dass die Landwirtschaft (vor allem im südlichen Landkreis) trotz Erlaubnis bei einem heißen Sommer 2017 auf die Beregnung mit Flusswasser verzichten muss. Bei der Industrie wird es dagegen kaum zu Einschränkungen kommen. Die Betriebe entnehmen zwar Mainwasser für Kühlprozesse, führen dieses aber auch wieder zurück.
Trinkwasserversorgung gesichert
Im Landkreis Schweinfurt sind mehrere Stadtrandgemeinden durch das städtische Wasserwerk versorgt. Gerüstet ist für einen weiteren trockenen Sommer auch die Rhön-Maintal-Gruppe mit Sitz in Poppenhausen. Deren Trinkwasser kommt aus Tiefbrunnen am Main (Höhe Weyer) und aus ebenfalls ergiebigen Brunnen bei Ettleben und Hain. Ansonsten wird Trinkwasser über Fernleitungen aus dem Mündungsgebiet des Lechs nach Franken geschickt, etwa nach Mittelfranken, Nürnberg, aber auch nach Würzburg, um den täglichen Bedarf der Deutschen sicher zu stellen: 120 bis 130 Liter, davon 52 Liter für Bad und Dusche, 47 Liter für die Toilette, 21 Liter für Geschirr und Wäsche, 16 Liter für den Haushalt samt Garten und drei Liter für Essen und Trinken.
Vorsorge trifft das Wasserwirtschaftamt seit fünf Jahren auch mit zwei Projekten für das Niedrigwasser-Management. Gedacht ist dabei auch an zwei Speicher nahe Schweinfurt und bei Bergtheim.