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SCHWEINFURT: Aus dem bezahlbaren Wohnraum wird erst mal nichts

SCHWEINFURT

Aus dem bezahlbaren Wohnraum wird erst mal nichts

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    Der Wohnblock Degnerstraße 3 bis 7 steht seit zehn Jahren leer. Der Bauverein will die Häuser abreißen. Mit seinen Neuplanplänen scheiterte der Eigentümer aber zunächst.
    Der Wohnblock Degnerstraße 3 bis 7 steht seit zehn Jahren leer. Der Bauverein will die Häuser abreißen. Mit seinen Neuplanplänen scheiterte der Eigentümer aber zunächst. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Der Häuserblock in der Degnerstraße 3 bis 7 steht zum Teil schon seit mehr als zehn Jahren leer. Es ist kein schöner Anblick. Der Bauverein als Eigentümer will die Häuser deshalb abreißen und dort neu und modern bauen. Eine erste Bauvoranfrage für ein viergeschossiges Gebäude – allerdings mit Flachdach – schickte die Genossenschaft im August 2016 an die Stadt. Die lehnte wegen des Flachdachs ab. Nach viel Schriftverkehr und Gesprächen landete das Thema jetzt – ungelöst – im Ferienausschuss des Stadtrats. Nach leidenschaftlicher Debatte folgte eine Mehrheit der Bauverwaltung: Kein Flachdach, über andere Befreiungen vom Bebauungsplan lasse man aber mit sich reden.

    Bauverein nennt Mansard- und Satteldächer im Wohnblokcbau nicht mehr zeitgemäß

    Der Bauverein hatte dargelegt, dass der fürs Gebiet gültige Bebauungsplan keine Festlegungen zur Dachform enthält. „Flachdächer sind somit zulässig“, schrieben die Vorstände Günter Schmidt und Klaus Krug ans Rathaus. Solche seien zudem in der Umgebung verwirklicht. Als Beispiele werden die Erweiterungsbauten der Landwirtschafts-, der Friedrich-Fischer-Schule und die direkt gegenüberliegende Sporthalle der Sattler-Realschule genannt.

    Der Bauverein meint, dass der geplante viergeschossige Bau (bisher drei) mit den Gebäuden mit Mansard- und Satteldächern ringsum harmoniere. Durch die geplanten Laubengänge bleibe der längliche Baukörper aufgelockert und freundlich. Der Bauverein nennt Mansard- oder Satteldach „nicht mehr zeitgemäß“, architektonisch nicht mit Laubengängen kombinierbar und er macht kein Hehl daraus, dass auch wirtschaftliche Gründe eine Rolle spielen: „Bezahlbarer Mietwohnraum lässt sich nur mit einem Flachdach, den Laubengängen und viergeschossig erreichen“.

    Stadt lehnt wegen des dann nicht mehr einheitlichen Erscheinungsbildes ab

    Die Antwort der Stadt war eindeutig: Geht nicht, vor allem wegen des Flachdachs bei vier Stockwerken. Ein dreigeschossiger Flachdachbau wäre möglich. Eine Befreiung für ein viertes Vollgeschoss könne in Aussicht gestellt werden, wenn das oberste Geschoss als Mansarddach ausgeführt wird. Wie das im übrigen ringsum der Fall sei und für ein harmonisches Erscheinungsbild sorge. Einzige Ausnahme in der Nähe ist die allerdings niedrigere Sporthalle.

    Herbert Wiener (SPD) zeigte kein Verständnis für die starre Haltung der Stadtbauleute. Die derzeit „nicht so schöne Situation“ – Leerstand, unansehnlich – werde bereinigt, zudem werde bezahlbarer Wohnraum geschaffen. Die Stadtplaner sollten das Einbindungsgebot nicht zu hoch gewichten, unabhängig davon, dass er die Architektur ansprechend und das Projekt städtebaulich als Gewinn sehe. Auch Parteifreundin Marianne Prowald sah im modernen Neubau das Kasernenähnliche Gebiet aufgelockert.

    Pro und Contra stoßen aufeinander

    Pro Bauverein argumentierten Sinan Öztürk und Christiane Michal-Zaiser. Auch im Fischerrain habe man für das im Bau befindliche Projekt An den Brennöfen Flachdächer zugelassen, merkte der Linke an. Die prosw-Frau unterstützte die Wiener-Argumentation und meinte unter Hinweis auf den geplanten Mix in Askren Manor, dass eine aufgelockerte Bauweise in der Degnerstraße dem „ganzen Viertel gut tut“.

    „Vergleiche sind schwierig“, erwiderte Jan von Lackum „schwierig“. Im Fischerrain handele es sich um das Blockinnere und nicht wie in der Degnerstraße um den prägenden Blockrand. In Askren bleibe von den Steildächern nichts mehr übrig. Ausdrücklich erinnerte der Baujurist daran, dass man abweichend vom B-Plan ein viertes Geschoss zugestehe, das aber mit Mansarddach.

    Das sah Rüdiger Köhler (CSU) genauso. Mit Flachdach wäre das heute homogene Gebiet gefährdet. Die ins Spiel gebrachten sozialen Aspekte und die Wirtschaftlichkeit „können nicht entscheidend sein“. Es lasse sich auch mit einem Dach ohne Abstriche bauen, meinte Köhler. Dieses städtebauliche Argument überzeugte auch Ulrike Schneider (SWL).

    Auf ihre Bitte hin hatte der bis dahin trotz Rederecht schweigende Thomas End (SPD) – er ist Aufsichtsratsvorsitzender beim Bauverein – sich insofern geäußert, als bei einem Mansarddach 100 Quadratmeter Wohnfläche verloren gingen und der Laubengang nicht möglich sei .

    Bebauungsplanänderung wäre keine Lösung

    Die ebenfalls diskutierte Frage, das Projekt mit Flachdach über den „Umweg“ eines neuen Bebauungsplans ins Ziel zu bringen, wurde nach dieser Erklärung durch von Lackum nicht weiter thematisiert: Die Stadt würde eher ein Bebauungsplanverfahren aufgreifen, mit dem die Dachform als steilgeneigtes Sattel- oder Mansarddachs festgesetzt würde. Außerdem würde ein solches Verfahren viel Zeit kosten.

    Abstimmung 10 : 5. Nur die SPD (3), prosw und Linke waren dafür. CSU (7), OB, SWL und Grüne lehnten ab. Der Bauverein muss neue Pläne vorlegen.

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