Das ehemalige Kimmelhaus soll "Haus der Begegnung" werden: Im Gemeinderat stellte das Karlstädter Architekturbüro Wiener & Wolff den Planungsstand vor. Der Erhalt ist gesichert. Manche Oberwerrner hätten sich eher einen Abriss und einen großen Festplatz gewünscht. Das unebene Gelände gilt allerdings als schwierig. Um ein Abrutschen des Hangs zu vermeiden, wäre laut Planerin Silja Wiener eine massive Stützmauer nötig, anstelle des Hauses.
"Nach wie vor ist die Regierung von dem Projekt begeistert", sagte Bürgermeisterin Bettina Bärmann. Architektin Ines Wolff erklärte die Pläne. Gegenüber dem Eingang zur Festscheune soll ein kleiner Festplatz entstehen, mit überdachten Parkflächen. Vom Kirchplatz aus ist der barrierefreie Zugang geplant. Das angrenzende Backhaus wird über eine Pergola in das Ensemble integriert.
Im Haus der Begegnung selbst ist ein Dorfladen vorgesehen, wo "24/7" regionale Produkte erhältlich sein sollen, mit Selbstbedienung. Dazu kommt ein Treffpunkt im Erdgeschoss, sowie ein Ausbau des Dachgeschosses, für die Nutzung durch Vereine. Ein Problembereich sind noch die eingedrückten Kellerwände, wo das Gewölbe quasi mit Erde gefüllt ist. Hier wird später die Technik eingebaut.
Ökologisch auf dem neuesten Stand
Auch ökologisch soll das Haus auf dem neuesten Stand sein, mit Wärmenetz-Anschluss, Zisterne und Elektroladestadion für eBiker. Insgesamt wird mit Gesamtkosten von 1,775 Millionen Euro gerechnet, inklusive einem 24.000 Euro teuren Solardach. Diese Anlage wäre in einer Förderung nicht inbegriffen: Die Gemeinde erhofft sich 60 Prozent Zuschuss. Gegen zwei Stimmen wurde das Projekt inklusive PV beschlossen. Erhalten bleiben soll in jedem Fall die Harfe an der Außenwand. Danach hatte Thomas Wohlfahrt gefragt.
Anstelle eines Containers für 11.000 Euro als zusätzliche Lagerfläche der Feuerwehr Oberwerrn gab es hinter dem Feuerwehrhaus einen kleinen Anbau für 20.000 Euro. Der Bauhof hat ein Winterdienstfahrzeug für 48.850 Euro erhalten.
Zufrieden zeigte sich die Gemeinde mit der Endabrechnung einiger Großprojekte. Die Neue Mitte wird im Volksmund schon mal "Goldene Mitte" genannt, angesichts von Schätzkosten von 8,86 Millionen Euro, bei 60 Prozent Förderung. Vergeben wurden die Arbeiten zuletzt für 8,9 Millionen Euro: "Eine Punktlandung", sagte Steffen Guth-Portain als Geschäftsleiter.
Beim Motorpool und dessen "Sandwichhalle" beliefen sich die Schätzungen auf 519.000 Euro, vergeben wurden bislang Aufträge im Wert von 523.000 Euro. Besonders sparsam war die Gemeinde auf ihrer Gewerbefläche bei Gebäude 8, der Panzerhalle. Hier liegen die Endkosten des Umbaus bei 880.000 Euro gegenüber Schätzkosten von 1,36 Millionen Euro.
Gegen Rassismus und Populismus
Möglich wurde dies durch sehr viel Eigenleistung von Bauhof und Verwaltung in acht Monaten Bauzeit. "Wir haben bewiesen, dass wir sparsam unterwegs sind", sagte Bettina Bärmann und verwies auf ministerielles Lob für die Erschließung des Konversionsgeländes.
Wolf Dietrich Lang rief den Gedenkmonat November mit Volkstrauertag und 9. November als Tag von Pogromnacht 1938 und Mauerfall 1989 in Erinnerung. Der SPD-Gemeinderat machte deutlich, dass die Neue Mitte auch durch das Synagogengebäude aus dem Jahr 1786 geprägt werde. Die heutige Bücherei ist bereits auf dem Urkatasterplan von 1834 zu sehen.
Im 19. Jahrhundert seien 40 Prozent der Niederwerrner jüdischen Glaubens gewesen. "Welche Träume wird er gehabt haben?" fragte Lang exemplarisch - und meinte Karlheinz Ackermann, Jahrgang 1932. Das Kind wurde mit seinen Eltern 1942 ins besetzte Polen deportiert, in die systematische Vernichtung der jüdischen Minderheit. Lang erwähnte Initiativen wie Trierer Erklärung oder "zammrüggn", den Nürnberger Demokratiepakt: für eine bunte, kompromissbereite Gesellschaft, contra "Rassismus, Antisemitismus, wohlfeilem Populismus, Verschwörungsfantasien und Europafeindlichkeit".