Heimischer Sandstein prägt auf unterschiedliche Weise diese beiden Anwesen. Früher bildeten sie eine Einheit als fränkischer Doppelhof im Altort von Schnackenwerth. Heute, nach der Teilung des Grundstücks, nach dem Abriss von sieben alten Gebäuden und nach siebenjähriger gemeinsamer Arbeit der Besitzerfamilien Pfister und Olerink – Bruder und Schwester mit ihren Partnern – bereichert wieder junges Leben das stattliche Wohnhaus und die (Wohn-)Scheune.
Zwei Bauernfamilien teilten sich einst die schmale, aber langgestreckte gemeinsame Hofstelle, zwei Geschwister haben heute daraus zwei separate Anwesen mit eigenen Zufahrten gebaut. „Weil wir uns super verstehen, und das auch so bleiben soll“, unterstreicht Anna-Isabell Olerink.
Die ältere Schwester von Johannes Pfister hatte bereits 2001 das Obergeschoss im Elternhaus ihres Vaters für sich umgebaut. Ihr Großvater bewohnte damals noch das Erdgeschoss.
Angrenzend an das stattliche Haus von 1759 mit den Sandsteingewändern an Fenstern und Türen war ein zweites Bauernhaus gebaut, ein Fachwerkgebäude, das einst eine weitere Familie bewohnt hatte. Nachdem die bisherigen Bewohner gestorben waren, entschieden sich die Geschwister Pfister, das 2000 Quadratmeter große Anwesen zu übernehmen und zu teilen.
Ein Jahr lang nur Gebäude abgerissen
„Wir haben zuerst ein Jahr lang nur abgerissen“, erinnert sich Annas Mann Ralf Olerink. Der wenige Freiraum im Hof musste größer werden. Mit Familie und Freunden wurden 2011 das marode Fachwerkhaus, eine Scheune, Ställe und Schuppen eingelegt. Obwohl unzählige Sand- und Pflastersteine wieder verwendet wurden, landeten dennoch mehrere hundert Tonnen Bauschutt auf der Deponie Rothmühle. „Ein Kostenfaktor“, sagt Olerink.
Dass Johannes Pfister einmal die hofabschließende Sandsteinscheune als Wohnung nutzen würde, stand damals noch nicht fest. „Ich wollte ursprünglich im Garten hinter der Scheune neu bauen“, erinnert sich der 32-Jährige. Aber mit der Erstbauberatung der Gemeinde Werneck und mit fortschreitender Abbrucharbeit erkannte er die Potenziale der Scheune von 1890. Die Erschließung des hinteren Grundstückteils mit Versorgungsleitungen musste allerdings über den vorderen, ehemaligen Hof erfolgen.
Parallel an zwei Anwesen gebaut
Über Jahre bauten die Geschwister und ihre Partner parallel an beiden Anwesen, halfen sich immer gegenseitig. „Das Werkzeug war meistens genau am anderen Ende des Geländes“, meint Pfister lachend. Der Spaßfaktor am Selbermachen und das Erfolgserlebnis über jeden fertigen Abschnitt blieben über die Jahre erhalten. „Sonst ginge das gar nicht.“
Am vorderen Bauernhaus des Ehepaars Olerink wurde die Außenfassade gedämmt, der fränkische Stil aber erhalten. Das Hoftor – früher direkt an der Straße – wurde weiter nach hinten vor den neuen Garten-Hof verlegt, so dass eine Art Vorplatz entstand. Dieser unterstreicht zum einen den malerisch mit Sandsteinmauern und Pflanzen gestalteten Hauszugang. Er erleichtert zum anderen auch die Einfahrt in den gegenüberliegenden offenen Carport. Der entstand aus einem alten Schweinestall, den die Bauherren in der Höhe abnahmen und die Sandsteinwände mühevoll sanierten.
Lichtdurchflutetes Wohnen
Am Haus ermöglicht ein neuer Anbau in fränkischem Rot lichtdurchflutetes Wohnen. Untergebracht ist darin eine moderne Küche samt Essbereich. Von hier aus öffnet sich über eine breite Glasfront der Blick hinaus zur großen überdachten Terrasse und zum selbst gestalteten Garten mit Sandsteinmauern, Hochbeeten und Pflasterwegen. Ein Schwimmteich wird das Ensemble noch komplettieren.
Über ein eigenes Treppenhaus im Anbau neben dem bisherigen am Eingangsbereich geht es in das Obergeschoss mit Schlafzimmer, Ankleidezimmern und dem Übergang zum ursprünglichen Wohnhaus. Insgesamt 240 Quadratmeter Wohnfläche bieten viel Platz.
Wohnen, wo einst Stroh und Getreide lagerten
Weite und Größe genießen auch Johannes Pfister und seine Frau Theresa sowie Söhnchen Oskar in ihrer Scheunenwohnung, wo einst Stroh und Getreide lagerten. 150 Quadratmeter offenes Wohnen im Loftstil unterm Dach hat sich das Ehepaar hier geschaffen, 2016 ist es eingezogen.
„Der Dachstuhl war in Ordnung“, erzählt der Bauherr. Mühevoll reinigte er die alten Balken mit einem speziellen Hochdruckreiniger, sie setzen heute besondere Akzente in der mit Rigipsplatten verkleideten modernen Wohnung.
Das Elternschlafzimmer mit Blick ins Grüne und das Badezimmer ergänzen dieses Stockwerk. Darüber sind das Kinderzimmer, ein weiterer Schlafraum und ein offener Arbeitsplatz untergebracht. Von der Galerie aus blickt man zwischen den Dachbalken auf den modernen großen Esstisch hinunter, an dem sich die Großfamilie gerne trifft.
Gedämmt ist die Wohnung innen mit Hanf, außen mit Steinwolle. Holzfaserplatten ergänzen die Isolierung.
Holz- und Solarheizung sorgt für Wärme
Im Erdgeschoss des Sandsteingebäudes, wo einst die Durchfahrt durch die Scheune sowie ein Schweinestall untergebracht waren, liegen heute, hinter einer zweiten Aufmauerung, der Aufgangsbereich zur Wohnung mit Garderobe, eine Werkstatt, Lagerraum und die Haustechnik: Eine Holz- und Solarheizung mit großem Pufferspeicher.
Angebaut ans Haus ist zum einen ein überdachter Eingangsbereich mit Holzlege, über dem die Sandsteinfassade der Nachbarscheune sichtbar ist. Ein offener Carport schließt sich an der anderen Seite an und bildet mit der Scheune die Begrenzung zum vorderen Anwesen.
Mit dem Haus verbunden
Seinen Hof hat Johannes Pfister selbst gepflastert. Durch den Kauf eines kleinen Nachbargartens konnte er die Zufahrt über einen Flurweg verbessern. Gestaltet hat er das ganze Anwesen durch Sandsteinmauern, die einen großzügigen Garten beherbergen.
An der Außenmauer entlang des ehemaligen Doppelhofes erneuerten die Geschwister in Eigenleistung einen öffentlichen Gehweg, die Gemeinde Werneck stellte das Material.
Mit viel Arbeit, Geschick und Durchhaltevermögen haben sich die beiden Paare über die Jahre ihren jeweiligen Wohntraum verwirklicht: individuell, mit viel Platz, ruhig gelegen und doch nah beieinander. „Man fühlt sich jetzt mit seinem Haus viel mehr verbunden“, meint Johannes Pfister.
Zum Tag der Innenentwicklung öffnen Anna-Isabell und Ralf Olerink ihren Hof in Schnackenwerth, Werntalstraße 27, am Samstag, 29. September, von 14 bis 18 Uhr. Vor Ort ist auch die Zimmerei Räder (Werneck). Ihre Wohnscheune zeigen Theresa und Johannes Pfister, Werntalstraße 29, am Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Erreichbar ist sie zu Fuß über den Gehweg, der am vorderen Anwesen Nr. 27 beginnt, oder über die Straße Seewiesen.