Die Hälfte der Lehrer hat es abgelehnt, dem Schulträger Gehaltsteile zu stunden, einen privaten Investor zur Überbrückung einer Finanzierungslücke hat Geschäftsführer Michael Schwarz in den letzten Tagen auch nicht gefunden. Jetzt ist klar: Für die Private Wirtschaftsschule Müller (PWM) und die Erste Private Realschule (EPR) in Schweinfurt muss Schwarz Insolvenz anmelden. Das bestätigte der Gesellschafter und Geschäftsführer beider Schulen am Montag dieser Redaktion.
Rund 200 Schüler, ihre Eltern, sowie 26 Lehrer und drei Verwaltungsangestellte sind zum Schuljahresschluss in einer schlimmen Lage. Die Schüler brauchen rasch eine neue Schule, an der sie weiterlernen und ihren Abschluss anstreben können. Die Lehrer und Angestellten brauchen eine neue Beschäftigung. An diesem Montag informierte der Geschäftsführer die Regierung von Unterfranken, das Kultusministerium, die Lehrerschaft, Elternbeirat und Schüler über das bevorstehende Aus für beide Schulen.
Drei Ursachen benennt Schwarz: Erstens: Den unvorhersehbaren drastischen Schülerrückgang an der Wirtschaftsschule, mit deren Einnahmen die Realschule subventioniert werden sollte, bis sie nach ihrer staatlichen Anerkennung Ende nächsten Schuljahres die volle staatliche Förderung erhalten hätte. Zweitens: weil nur die Hälfte der Beschäftigten bereit waren, für ein Jahr der Schule ein Fünftel ihres Gehaltes und das Weihnachtsgeld zu stunden, um den Finanzengpass zu überwinden. Drittens: Die grundsätzlich viel zu niedrigen Zuschüsse des Staates für die Realschule.
Die ersten vier Jahre habe er für die Realschule keinerlei Förderung bekommen. Die Wirtschaftsschule habe die lediglich staatlich „genehmigte“ Realschule „gesponsert“. Gleichzeitig sei die Schülerzahl in der Wirtschaftsschule seit 2010 von weit über 400 in 17 Klassen auf rund 100 in sechs kleinen Klassen eingebrochen. In den vergangenen Tagen habe er mit drei Investoren über Darlehen verhandelt. Doch mangels Sicherheiten – die Schule verfügt über keine Immobilienwerte, alle Räume sind angemietet – habe keiner das Risiko tragen wollen.
Dabei haben von der ersten Abschlussklasse der Realschule gerade alle 18 Schüler bestanden. Bei einem ähnlichen Erfolg im kommenden Jahr hätte sie die staatliche Anerkennung bekommen, so Schwarz. Damit, meinte er Anfang Juli im Gespräch mit dieser Redaktion, wären die Schulen wirtschaftlich über dem Berg gewesen. Nun aber „wird im Lauf der Woche der Insolvenzverwalter hier vorstellig werden“.
„Tief enttäuscht“ ist der Elternbeiratsvorsitzende Klaus Solik darüber, dass die Rettungsaktion mit Gehaltsstundung so nicht geklappt hat. Die Schulleitung und die Lehrerschaft lobt er gleichzeitig über die Maßen, sie habe für die Kinder das Beste getan und unternehme alles, um die Schüler nun an anderen Schulen der Umgebung unterzubringen. Die einzige Wirtschaftsschule in Schweinfurt ist die Privatschule Pelzl, es gibt zwei gut ausgelastete Realschulen.
Mit der Insolvenzanmeldung seiner Wirtschafts- und Realschule endet einstweilen Schwarz' Ära als Unternehmer im Privatschulbereich. Die 1955 gegründete Wirtschaftsschule Müller hatte er 1992 übernommen und erfolgreich geführt. 2011 eröffnete er die „Erste Private Fachoberschule“ (EPFOS), von der zwei Jahre später 25 von 27 Schülern spektakulär durchs Abitur rasselten, worauf er für die EPFOS Insolvenz anmelden musste. Jetzt folgt das Aus für die „gesponserte“ Realschule – und die Wirtschaftsschule.