Begegnung im Kensho, einem von sechs Fitness-Studios in Schweinfurt. Elfriede ist wirklich 76 Jahre alt, kommt dreimal die Woche zum Training, außerdem geht sie schwimmen und kegeln. Sie bewegt sich wie eine junge Frau. "Na ja, ich hab' halt mein ganzes Leben lang Sport gemacht". Spricht's, steigt aufs Band und läuft los.
Ein Blick auf die Uhr, höchste Zeit, Stepaerobic bei Magdalena hat schon angefangen. Und ich hab' keine Ahnung davon. Ein großer Raum mit Spiegel, acht Frauen. Ich schnapp' mir Plattform und Matte, stell' mich in die letzte Reihe. Zwei Schritt nach rechts, zwei nach links, auf den Step, Knie hoch, Arme hoch, V-Schritt, vor und zurück. Oder so ähnlich. Die Musik ist laut, Magdalenas Stimme dringt nur bruchstückhaft durch, aber ich kann sie gut sehen und außerdem ist Angelika direkt vor mir und sie ist mit Sicherheit nicht zum ersten mal dabei.
Alles läuft gut, auch die Dehnübung, bis zur Sache mit den Hanteln. Warum habe ich nur die größeren genommen? Die Arme werden immer schwerer und langsamer. Ein Blick in die Runde zeigt: nicht nur bei mir. Acht, sieben, sechs... noch einmal durchhalten, alle zählen mit. Pause, ein Schluck aus der Wasserflasche und ab auf die Matte: Bauchmuskeltraining. Atmen nicht vergessen, sagt Magdalena, und überlässt uns dem eigenen Tempo. Die Gedanken schweifen ab, es geht sehr gut, na ja gut, ziemlich..., nicht mehr besonders. Was ist das wohl für ein Muskel, der so beharrlich ziept? Auf der Seite liegend lerne ich noch einen bis dato unbekannten Beinmuskel kennen. Dann ist es kurz vor zehn, Magdalena legt sanfte Musik in den Recorder, wir dehnen und entspannen noch ein bisschen, reiben die Ohrläppchen.
In der Umkleide treffe ich Angelika wieder, die sich eine Radlerhose anzieht. "Spinning", erklärt sie kurz, "ist richtig gut". Das möchte ich auch probieren. Aber plötzlich sind so viele Frauen hier, alle Altersstufen sind vertreten. Renate und Sigrid beispielsweise, beide Hausfrauen, trainieren vormittags an den Geräten und gehen dann in die Sauna. Elke hat früher "Spritzen ohne Ende" bekommen. Skoliose, sagt sie. Seit fünf Jahren geht sie zweimal die Woche ins Fitness. Und hat viel weniger Schmerzen.
Auch Traudl hat eine Geschichte zu erzählen, wie sie nach einer Operation wieder Muskeln aufgebaut hat. Aber ich will ja zum Spinning, was immer das ist. Leider bin ich zu spät. Die Truppe sitzt bereits auf dem "Fahrrad", Petra Lurz setzt ihre Kappe auf, schüttelt bedauernd den Kopf. "Ich müsste erst alles erklären und die anderen warten schon". Schade. Da sagt die ehemalige Karate-Europameisterin noch "heut' fahr ich sie in Grund und Boden".
Also vielleicht doch lieber "tri-dent", diese Mischung aus Radfahren, Geräten und Entspannung, wie Magdalena erklärt. Treffpunkt am nächsten Morgen, 845 Uhr. Schon in der Umkleide treffe ich bekannte Gesichter von gestern, freundliches Hallo, als ob ich schon monatelang dabei wäre. Die Atmosphäre ist locker, man kennt sich, ist hilfsbereit. Aber wo sind eigentlich die body-gebildeten jungen Männer und die perfekt gestylten jungen Frauen, die zumindest in Filmen zu jeder Tageszeit die Fitness-Studios bevölkern? Inhaberin Petra Lurz lacht, die Zeiten sind längst vorbei. Die Rentnerin steht neben dem jungen Mann auf dem Laufband, die Hausfrau neben dem Unternehmer.
Auch die tri-dent-Truppe ist bunt gemischt. "Magdalena, mach' mal Musik", ruft einer und los geht's. Abwechselnd zehn Minuten Radfahren, was hier "Indoor Cycling" heißt, und Gerätetraining. Nicht zu anstrengend, gerade richtig, um warm zu werden vor der Arbeit. Das Schönste, sagt meine Nachbarin, kommt zum Schluss: Hinlegen, zudecken, Augen zu, bewusst atmen und jeden Teil des Körpers entspannen. Das muss man mögen. Manch' einer lässt sich doch lieber von Petra "in Grund und Boden fahren".