„Ein wenig als Lippertsche Spinnerei“ habe man vor fünf Jahren in der CSU-Fraktion den Vorschlag von Sorya Lippert belächelt, ein Interkulturelles Begeg-nungszentrum für Frauen (IBF) ins Leben zu rufen, erinnerte sich Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Es hatte wohl niemand mit der Zähigkeit und Durchsetzungskraft von Frauen gerechnet, denn das einstmals belächelte Projekt feierte nun seinen fünften Geburtstag.
Vorsitzende Filiz Acer stellte Aktivitäten und Erfolge des IBF vor. Das Kulturcafé, Kinder- und Hausaufgabenbetreuung, Sprachkurse sowie Beratungsangebote gehören zum festen Programm. Daneben entsteht gerade ein internationales Kochbuch, Frucht gemeinsamer Kochnachmittage, und rund 20 Migranten engagieren sich im bayernweiten Projekt MiMi, das kultursensible Gesundheitsförderung und Prävention für Migranten anbietet.
Miteinander reden wichtig
2008 erhielten die Frauen des IBF den Integrationspreis der Regierung von Unterfranken und ein Jahr später den Förderpreis „Zeichen setzen“ der Mediengruppe Main-Post. Der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer, betonte, wie wichtig es sei, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden. Er forderte für Bayern eine „Elternschule“, vor allem für Migranteninnen sei es wichtig, sich in unserem Schulsystem zu-rechtzufinden.
Als ein „Aushängeschild der Integrationsarbeit in Schweinfurt“ würdigte Oberbürgermeister Remelé die Arbeit des IBF. In dieser Stadt habe man die Thesen eines Thilo Sarazin nicht gebraucht, um über Integration zu reden, meinte der OB. Hier werde in diesem Bereich seit Jahren erfolgreich gearbeitet, wie Gruppen wie „Gern daheim in Schweinfurt“ und das IFB bewiesen. Auch die Stadt habe jetzt mit Harald Mantel einen Integrationsbeauftragten benannt. Gabriele Lautenschläger, Beauftragte für den interreligiösen Dialog im Bistum Würzburg, lenkte den Blick auf Glaubensfragen. Gerade im religiösen Bereich spitze sich „die Spannung zwischen eigener Identität und der Anerkennung des Anders-seins des anderen zu“. Deshalb aber sei gerade der interreligiöse Dialog ein hervorragendes Lernfeld im Hinblick auf das Zusammenleben in einer pluralen Welt.
Wenn Elisabeth Heil auf die letzten fünf Jahre zurückblickt, fällt ihr besonders auf, dass die Gäste im IBF immer bunter werden. Waren es zu Beginn vor allem deutsche und türkische Frauen, die initiativ wurden, so treffen sich heute viele Nationen in den Räumen in der Oberen Straße. Sie glaubt auch, dass gerade für muslimische Frauen die Hemmschwelle, in ein Frauenbegegnungszentrum zu gehen, niedriger ist als in andere Beratungsstellen. Aber sie räumt ein: „Ich habe schon wieder Stimmen gehört, dass sich Männer beklagt hätten, dass sie hier nicht dabei sind.“
Lautenschläger begleitet das Projekt von Anfang an, sie kommt in ganz Unterfranken herum, kennt viele Beratungsstellen, aber „spezielle Fraueninitiativen gibt es wenige, das ist schon außergewöhnlich“, stellt sie fest. Wichtig findet sie beispielsweise, dass im IBF nicht nur Hilfeleistung angeboten wird, sondern „dass die Frauen das Bewusstsein haben, wir können ja was für die Gesellschaft tun“. Wenn man länger zusammen ist, dann merkt man auch, dass Frauen gar nicht so unterschiedlich sind, meint Elisabeth Heil. „Wir haben viel gemeinsam“, ergänzt sie.