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SCHWEBHEIM/WÜRZBURG: Autobahn-Welpen: Befreit und doch gefangen

SCHWEBHEIM/WÜRZBURG

Autobahn-Welpen: Befreit und doch gefangen

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    Tierquälerei: In diesem Transporter fand die Polizei 174 Hunde, dazu 50 Zebrafinken und 20 Schildkröten.
    Tierquälerei: In diesem Transporter fand die Polizei 174 Hunde, dazu 50 Zebrafinken und 20 Schildkröten. Foto: Foto: Tierschutzverein Bad Reichenhall

    Zusammengepfercht in Metallkäfigen, im kalten Laderaum zweier Transporter, ohne Wasser und mit nur einem winzigen Luftloch im Dach – so wollte ein Tierhändler aus der Slowakei im Dezember mehr als 200 Hundewelpen verschiedenster Rassen nach Spanien transportieren. Doch die Bundespolizei hielt die Sprinter am Grenzübergang Bad Reichenhall an und beschlagnahmte die entkräfteten und kranken Tiere. Noch in der Nacht wurden die Welpen auf Tierheime in ganz Bayern verteilt, unter anderem nach Schwebheim (Lkr. Schweinfurt) und Würzburg. Und dort sind sie noch immer. Weil sie noch immer krank sind – und weil der Tierhändler nicht auf sein Eigentum verzichten will.

    Das Schwebheimer Tierheim hatte 22 Welpen aufgenommen, drei davon sind binnen weniger Tage gestorben, auch die anderen kämpfen noch mit Durchfällen und Würmern. „Sie waren einfach schon zu schwach“, sagt Johannes Saal, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Stadt und Landkreis Schweinfurt.

    40 Prozent der Welpen sind gestorben

    Die Würzburger hatten Platz für elf Tiere, alle sind mit der gefährlichen Staupe infiziert, einer schaffte es trotz teurer Medikamente nicht. Fast noch ein guter „Schnitt“, denn laut dem Vorsitzenden des Würzburger Tierschutzvereins Reinhard Dötzer sind insgesamt 40 Prozent der Welpen aus dem illegalen Transport gestorben.

    Müssen abwarten: Zwei der Welpen aus einem illegalen Tiertransport im Tierheim in Schwebheim.
    Müssen abwarten: Zwei der Welpen aus einem illegalen Tiertransport im Tierheim in Schwebheim. Foto: Nike Bodenbach

    „Die waren granatenmäßig krank“, sagt die Ehrenvorsitzende des Würzburger Tierschutzvereins, Elisabeth Haasmann.Die Jüngsten waren gerade vier Wochen alt, normalerweise nimmt man Welpen frühestens mit acht Wochen von der Mutter weg. In den Heimtierausweisen hatte er die Tiere älter machen lassen und die vorgeschriebene Tollwutimpfung eingetragen – dabei ist diese Impfung erst ab einem Alter von zwölf Wochen möglich. Neben den offensichtlichen Krankheitsanzeichen Grund genug für den Amtstierarzt, die Welpen unter Quarantäne zu setzen. Diese Vorgabe gilt noch immer. Bald wären die liebevoll aufgepäppelten Hunde fit genug für die Vermittlung – wäre da nicht der Tierhändler, dem sie noch immer offiziell gehören. „Die Beschlagnahmung und die Eigentumsverhältnisse – das sind zwei Paar Stiefel“, sagt Johannes Saal.

    Im Dezember wurden in Bad Reichenhall 200 Welpen aus einem illegalen Tiertransport beschlagnahmt. 19 von ihnen könnte... Posted by Schweinfurter Tagblatt on Freitag, 19. Februar 2016
     


    Theoretisch könnten die Tiere zurück gegeben werden

    Das zuständige Landratsamt Berchtesgadener Land teilt auf Anfrage mit, dass der slowakische Tierhändler über seinen Anwalt mit dem Verbraucherschutzministerium in Kontakt stehe. Denn auch wenn der Händler die Tiere sehr schlecht behandelt hat, könnte er sie zurück bekommen. „Theoretisch können die Tiere zurückgegeben werden, wenn alle Kosten (Tierheimunterbringung, Tierarztkosten) von den Händlern bezahlt werden.

    Außerdem müssen die Tiere die Quarantäne absolviert haben, gesund und transportfähig sein“, so das Landratsamt.

    Nach Informationen dieser Zeitung hat sich der Mann nach den bislang entstandenen Kosten erkundigt – nach Schätzungen des Deutschen Tierschutzbundes stolze 300 000 Euro. Dass er das Geld bezahlt, ist kaum vorstellbar. Die Schwebheimer haben – Tierarztkosten nicht eingerechnet – schon etwa 20 000 Euro, die Würzburger circa 24 000 Euro für die Hunde ausgegeben.

    Wer erstattet den Tierheimen die Kosten?

    Ein finanzieller Kraftakt für die Tierheime, die auf Spenden angewiesen sind. Ob und von wem sie die Kosten erstattet bekommen, steht in den Sternen. Der Kreis Berchtesgaden, der die Unterbringung angeordnet hat, schreibt jedenfalls: „Das Landratsamt Berchtesgadener Land hat nicht vor, die Kosten zu übernehmen.“ Dem Ministerium habe der Landrat dazu bereits einen Brief geschrieben.

    Dass ein Händler so lange auf seinem Besitz beharrt, ist ungewöhnlich. „Wir hatten schon mehrere Welpentransporte, aber das haben wir noch nicht erlebt“, sagt Saal, „für die ist das doch ein wirtschaftlicher Totalschaden“. Auf der Internetseite des Händlers kann man einen Welpen fast wie bei Amazon bestellen.

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