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KREIS SCHWEINFURT/ MAROLDSWEISACH: Azubi auf dem zweiten Bildungsweg

KREIS SCHWEINFURT/ MAROLDSWEISACH

Azubi auf dem zweiten Bildungsweg

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    Ohne finanzielle Abstriche einen Berufsabschluss erlangen: Ein entsprechendes Sonderprogramm stellten Iris Zwierlein (Zweite von rechts) und Peter Schönfelder (rechts) von der Agentur für Arbeit Schweinfurt bei einem Pressegespräch am Beispiel eines Alten- und Pflegeheims in Maroldsweisach vor. Die Mitarbeiterinnen Sarah Büttner (vorne links), Brigitte Brückner (hinten, links) und Andrea Späth (hinten, Dritte von links) nutzen die Chance für eine Fortbildung zur Pflegefachkraft. Und auch Heimleiterin Angelika Wokel (hinten, Zweite von links) ist von dem Programm angetan. Das Foto entstand im Zimmer von Bewohnerin Eva Pommer.
    Ohne finanzielle Abstriche einen Berufsabschluss erlangen: Ein entsprechendes Sonderprogramm stellten Iris Zwierlein (Zweite von rechts) und Peter Schönfelder (rechts) von der Agentur für Arbeit Schweinfurt bei einem Pressegespräch am Beispiel eines Alten- und Pflegeheims in Maroldsweisach vor. Die Mitarbeiterinnen Sarah Büttner (vorne links), Brigitte Brückner (hinten, links) und Andrea Späth (hinten, Dritte von links) nutzen die Chance für eine Fortbildung zur Pflegefachkraft. Und auch Heimleiterin Angelika Wokel (hinten, Zweite von links) ist von dem Programm angetan. Das Foto entstand im Zimmer von Bewohnerin Eva Pommer. Foto: Foto: Beate Dahinten

    Dem Mangel an Fachkräften begegnen und Beschäftigten ermöglichen, ohne finanzielle Abstriche einen Berufsabschluss zu machen: Ein entsprechendes Sonderprogramm der Bundesagentur für Arbeit ist besonders auch für relativ kleine Betriebe im ländlichen Raum gedacht.

    Dies machte Iris Zwierlein von der Agentur für Arbeit Schweinfurt bei einem Pressegespräch am Beispiel des Alten- und Pflegeheims Klinger in Maroldsweisach deutlich, einem Haus mit 47 Pflegeplätzen und 43 Mitarbeitern. „WeGebAU“ lautet der vielsagende Name des Programms. Das steht für „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Arbeitnehmer in Unternehmen“.

    Als Helferin hat Brigitte Brückner aus Maroldsweisach schon 14 Jahre lang in der Pflege gearbeitet. Eine Ausbildung in diesem Bereich kam für die gelernte Einzelhandelskauffrau bisher aus finanziellen Gründen nicht in Frage.

    Jetzt nutzt sie die Möglichkeit, das nachzuholen. „Ich möchte mein Wissen erweitern, weil es interessant ist, weil mir der Beruf Spaß macht“, sagt die 40-jährige. Zusammen mit zwei Kolleginnen absolviert sie eine dreijährige Fortbildung zur Altenpflegefachkraft und bekommt – dank der 50-prozentigen Förderung durch die Arbeitsagentur – während dieser Zeit weiterhin ihren Lohn als Helfer.

    Anders wäre es auch für Andrea Späth, ebenfalls in Maroldsweisach zu Hause, nicht gegangen. Vor eineinhalb Jahren hat die 39-Jährige im Alten- und Pflegeheim Klinger angefangen. Die verheiratete Mutter von fünf Kindern wollte nach 14 Jahren wieder arbeiten. „Ich habe meine Chance hier gekriegt“, sagt sie.

    Keine Perspektive im alten Beruf

    Sarah Büttner aus dem thüringischen Hellingen sah in ihrem erlernten Beruf als Pferdewirtin keine Perspektive mehr – im Gegensatz zur Arbeit in der Altenpflege. „Der Beruf hat Zukunft“, sagt die alleinerziehende Mutter zweier Kleinkinder, die mit ihren 24 Jahren die Jüngste des Trios ist.

    Ein großes Potenzial von jungen Erwachsenen, die ohne lange Ausbildung erst mal Geld verdienen wollten – da setzt laut Peter Schönfelder, Pressesprecher der Arbeitsagentur Schweinfurt, das Sonderprogramm an. Es gilt nicht nur für den Pflegebereich, sondern auch für andere Berufe wie zum Beispiel Elektriker, Heizungsbauer oder Maschinen- und Anlagenführer, aber „die Pflege ist unser akutestes Beispiel“, sagt Iris Zwierlein.

    Insgesamt sind es in diesem Jahr im Bereich der Agentur Schweinfurt – dazu zählen neben Stadt und Landkreis Schweinfurt die Kreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge – 60 Beschäftigte, die sich im Rahmen von „WeGebAU“ weiterbilden, davon allein 38 zur Pflegefachkraft.

    Verkürzte Ausbildung

    „Generell gilt für dieses Programm, das eine Qualifizierung, die zum Berufsabschluss führt, um ein Drittel der regulären Ausbildungszeit verkürzt sein muss“, erläutert Zwierlein. „Im speziellen Fall der Altenpflege wurde im vergangenen Jahr eine ,Qualifizierungsoffensive Altenpflege‘ eingerichtet. Sie ermöglicht es, die Ausbildung über drei Jahre in Vollzeit oder vier Jahre in Teilzeit zu absolvieren.“

    In ganz Deutschland fehlen zur Zeit 200 000 Pflegefachkräfte, sagt Christian Wokel, Leiter des Alten- und Pflegeheims Klinger. Diese Misere betreffe auch seinen Betrieb. Für seine Frau Angelika bietet das Weiterbildungsprogramm ideale Möglichkeiten, vorhandene Ressourcen der Mitarbeiter zu nutzen: „Ich denke, dass das Potenzial da ist. Als Helfer haben die Mitarbeiter das Know-how, aber sie können es sich finanziell nicht erlauben, die Ausbildung zu machen. Sie wissen, was in unserem Beruf erwartet wird, worauf sie sich einlassen.“

    Auf diese personellen Ressourcen in ihren Betrieben will Iris Zwierlein auch andere Arbeitgeber aufmerksam machen. Das Sonderprogramm soll dazu beitragen, dass nicht fertig ausgebildete Fachkräfte anderswo abgeworben, sondern mehr Mitarbeiter im eigenen Unternehmen ausgebildet werden.

    Nicht zuletzt zeigt das Beispiel aus Maroldsweisach, dass durch die Ausbildung neue Arbeitsplätze entstehen, weil die frei werdenden Helferstellen wieder besetzt werden. Und von den jetzigen Helfern wollen sich bereits zwei weitere zur Fachkraft ausbilden lassen.

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